Donnerstag, 1. Juni 2017

Embrace! Über ein gesundes Körpergefühl

Ich möchte seit Tagen ein Posting über den Film EMBRACE schreiben und ging bereits einige Male in Gedanken durch, was ich sagen möchte. Und was ich sagen will und was ich sagen sollte. Mich begeistert der Inhalt des Films, denn das Thema ist wichtig und richtig.

Aber der Reihe nach. 

Ich möchte etwas über den Film "Embrace" von Taryn Brumfitt schreiben, den ich am 12. Mai im Residenz Kino in Köln gesehen habe. Ich schreibe erst viele Tage danach darüber, weil ich meine Gedanken dazu sammeln musste. Es ist ja im Grunde kein Film, dem man eine Bewertung zwischen 1-5 Sternchen aufdrücken kann, sondern hier geht es um ein großes und mächtiges Thema, dem wir permanent ausgesetzt sind. Vielleicht ist es aber auch nur ein kleines Thema, dem man nicht so viel beimessen sollte? 

Egal, wie viele Sternchen er wert sein mag, schaut ihn euch einmal an. Und erwartet an dieser Stelle keine Filmrezension von mir - Lasst uns einfach mal über das Thema sprechen, okay? Let´s talk about your body.



Ausgangspunkt des Films ist eine Frau, die nach ihren Schwangerschaften überlegte, was sie mit ihrem Körper tun kann. Schönheits-OPs verwarf sie, weil sie kein schlechtes Vorbild für ihre Tochter sein wollte. Stattdessen entschied sie sich, zu trainieren. Und zwar richtig krass: Mit eiserner Disziplin in Bezug auf Essen und wahnsinnig viel Sport und Besessenheit schaffte sie es innerhalb weniger Wochen zu ihrem "Traumkörper"... Super? Nein, im Gegenteil war diese Bikinifigur all die Zeit, Energie und Besessenheit einfach nicht wert, stellte sie fest...

Daraufhin lebte sie wieder "normal" und zufrieden. Und postete ihr Glück mit diesem Bild auf Facebook:



Bei der Erstellung von Werbe-Kampagnen greift man gern auf den sogenannten "Clicking Fragenkatalog" zurück, den Mario Pricken in seinem Buch "Kribbeln im Kopf" zusammen gestellt hat. Was Taryn Brumfitt hier macht, entspricht einer solchen Clicking-Frage, der "Drehung um 180°". Jeder Betrachter des Bildes bleibt irritiert hängen: "Das ist doch falsch herum?" 


So funktioniert Werbung: Man erzeugt Aufmerksamkeit. Nur meint Taryn die Drehung um 180° völlig ernst und trifft damit einen Nerv unserer Zeit. Taryn sagte der Bikinifigur wieder Adieu und lebte normal weiter. Normal, gesund, glücklich. Und deswegen zeigt das rechte Foto ihre Traumfigur.

Körperbewusstsein - Was macht mich gesund und glücklich?


Der Gedanke hinter EMBRACE geht über "Akzeptiere dich selbst" hinaus. Dieser Spruch hilft dir nicht, wenn du trotzdem unbedingt schlank sein willst. Es hilft deshalb nichts, weil das Körperbild von Frauen insgesamt falsch wahrgenommen wird: Schlank gilt als gesund, ein runder  Körper hingegen spiegelt eine ungesunde Lebensweise wider. Aber das ist falsch. Es kommt nicht auf die Körperform an, sondern auf unser Essverhalten und unsere Fitness. Wenn wir uns gesund ernähren und Sport treiben, ist unsere Körper GESUND. Punkt! Übrigens kann ein dünner Körper genau das Gegenteil von Gesundheit bedeuten, wenn nämlich dieser Körper aushungert wurde.


Die Optik eines Körpers sagt nichts über die Gesundheit aus. Ich kenne viele rundliche Menschen, die stundenlang wandern oder Rad fahren, die tanzen gehen oder anderen Sport treiben. Diese Frauen sind fit und sollten zufrieden mit sich sein, aber sie sind es nicht, weil sie hier und da Speck haben und nicht in Größe 38 passen. Das ist doch traurig?


Schwanger und schlank
Meine Schwangerschaften waren die schlimmste Zeit meines Lebens. Vielleicht erinnert ihr euch? Ich konnte nichts essen, aber übergab mich bis zu dreimal die Stunde. Hyperemesis gravidarum erhielt ich als Diagnose. Mein Körper kam nicht auf die Hormone klar und so hatte ich innerhalb eines Monats zehn Kilo weniger auf den Rippen. Was meint ihr, was passierte? "Du hast abgenommen, oder? Das sieht gut aus."  Ich wurde tatsächlich positiv darauf angesprochen.

Ausgerechnet zu einer Zeit, in der ich ungesünder kaum hätte leben können, erhielt ich positiven Zuspruch für meinem Körper. Nichts essen und kotzen? Aber Komplimente erhalten und als schön empfunden werden... Man begreift, wie leicht Essstörungen entstehen können, wenn die Umwelt einen darin bestärkt, dünner zu werden. Realistisch betrachtet, war dieser dünne Körper nicht "mein Körper". Ich bin eine Frau und habe einen weiblichen Körper, der mir soweit ganz gut gefällt. Der dünne Körper entstand durch Krankheit - Er war nicht schön, sondern ungesund und es drängt sich die Frage auf, wieso wir Körper so falsch wahrnehmen?

Ist das Fernsehen Schuld?

Auf jeden Fall beeinflusst das Fernsehen unsere Wahrnehmung. Genauso wie Zeitschriften und Werbeplakate. Darauf haben Frauen Körper wie 15-jährige Mädchen und ausgerechnet dieser Mädchenkörper setzt sich als idealer Frauenkörper fest.

Doch meiner Meinung nach - und darauf geht EMBRACE leider nicht ein - erwartet unsere Kinder ein noch viel größeres Unheil als uns selbst. Fernsehen war schlimm, doch noch viel schlimmer ist Social Media.

Instagram: Motivation vs. Bessenheit

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... um nur einige Hashtags zu nennen, die in Instagram beliebt sind. Ist das noch Motivation oder ist es bereits Besessenheit? Wichtiger aber noch als diese Fragen: Wie wirken diese Postings auf andere Frauen und auf sehr junge Frauen?

Ich bin der Ansicht, dass man Fernsehen durchaus noch als "unecht" begreifen kann. Man weiß im Grunde, dass die Frauen auf Werbeplakaten Models sind. Doch wie sieht es mit Instagram aus? Instagram ist viel näher an uns dran; es zeigt die "Wirklichkeit". Wir sehen Schnappschüsse von Freunden, Klassenkameraden oder Bekannten. Instagram hat Facebook längst abgelöst; wir scrollen uns nur noch durch Fotos und vergeben unsere Likes.

2kg weniger, 16.000 Schritte, mein Abendessen

Eltern posten bekanntlich gern Fotos von ihren Kindern, aber die Mütter in meiner Liste haben noch ein zweites Lieblingsthema: Ihren Körper. Sie posten über ihr Gewicht, ihren Sport und den Obstsalat, welcher das Abendessen ersetzt. Dafür gibt es zahlreiche Hashtags... und noch mehr Likes.

Alle Welt beschäftigt sich mit den Körper, isst wenig und treibt viel Sport. Die Körper werden dünner und dünner. Nicht in der Realität, aber in der instagram-Wirklichkeit und wie gut kann man das unterscheiden? Was denken vor allem junge Mädchen, wenn sie sich in dieser Wirklichkeit aufhalten? Wollen sie mithalten? Wollen wir, dass sie mithalten? 

Vielleicht hatte Oma recht
Vielleicht hatte Oma recht, die einem grundsätzlich zu viel auf den Teller schaufelte. "Iss doch noch was. Du bist so dünn. Nimm dir ruhig mehr, ich habe viel gekocht." Ich habe es als Kind oder Teenie nie verstanden: Warum sollte ich mehr essen, wenn ein gesunder und schöner Körper doch DÜNN sein musste? 

Normal, gesund, glücklich. Oma hat es verstanden: Nur ein Körper, der gut versorgt ist, kann funktionieren und denken. Das wissen sogar schon meine Kinder: "Ich muss essen, damit ich gut spielen kann." 

So ist es! Ein Körper muss gesund sein und deshalb ist Essen genauso wichtig, wie Zähne putzen. Und ihr Mütter: Esst mit. Treibt euren Sport, esst auch das Obst, aber seid nicht besessen, sondern esst mit Appetit und Genuss und zeigt euren Töchtern, dass ein Körper stark sein sollte.



Wir 
brauchen
mehr
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und
#starkemädchen

#embrace


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