Donnerstag, 29. Oktober 2015

Ein Kleinkind sicher tragen - Wie und womit?

Wie ihr euch vielleicht erinnern könnt, habe ich Kilian als Baby gerne und viel getragen.

Seit er laufen kann ist dies natürlich nicht mehr allzu häufig nötig, aber gerade bei längeren Strecken macht das Tragen für uns immernoch Sinn.

Kilian wiegt mittlerweile 12,5kg. Daher möchte ich euch heute zeigen, wie und womit ich das Tragen jetzt bewerkstellige.

Tragetuch
Ich persönlich habe meine Tragetuchsammlung mittlerweile komplett aufgelöst. Einige sind verkauft, andere weitergereicht innerhalb des Freundeskreises.
Doch auch mit einem guten "brockentauglichen" Tuch und den geeigneten Bindeweisen kann man noch hervorragend tragen.

Was macht ein Tuch brockentauglich?
Zunächst einmal das Material. Es muss fest gewebt sein (elastische Tücher sind absolut ungeeignet) und darf nicht rutschen. Da ich persönlich keine dicken Tücher mag, schwöre ich auf Leinen oder Leinen/Baumwoll-Gemische und Hanf. Auch Wolle ist ein tolles Material zum tragen schwerer Kinder. Seide empfinde ich persönlich etwas zu rutschig, viele andere Mütter schwören aber darauf. Grundsätzlich kann aber jedes Material mit der richtigen Bindeweise für ein Kleinkind geeignet sein.

Welche Bindeweisen eignen sich für schwere Kinder?
Da unsere kleinen Brocken mehr Halt brauchen als Neugeborene, empfehlen sich mehrlagige Bindeweisen. Außerdem bevorzuge ich es, mein Kind auf dem Rücken zu tragen.
 
 
 
 
Besonders beliebt ist aber auch der Double Hammock.

Aber auch für "Vorne" gibt es Bindeanleitungen, mit denen man das Gewicht größerer Kinder gut auffangen kann:



Wer eine Alternative zum Ringsling sucht, und sein Kind auf der Hüfte tragen möchte, ist hiermit gut beraten:

 
 
Tragehilfen
Wie eingangs bereits erwähnt, habe ich mich mittlerweile von meinen Tragetüchern getrennt und bin auf eine Tragehilfe umgestiegen. Einer der Hauptgründe hierfür war, das auch mein Mann gerne trägt, aber nie mit den Tragetüchern warm geworden ist.
Ich entschied mich daher aus meinem Lieblingstuch eine Tragehilfe nähen zu lassen. Da das Thema "Wrap Conversion" ebenfalls sehr umfangreich ist, wird es hierzu einen eigenen Beitrag geben.
 
http://paniolos.blogspot.de/2015/03/oscha-caledonia-braes-full-buckle.html

Der Vorteil an so einer handgefertigten Tragehilfe ist, dass sie individuell auf den Träger angepasst wird. Mir war der verstellbare Steg und die extra dick gepolsterten Träger am wichtigsten. So können wir die Trage noch gut die nächsten 2 Jahre nutzen. Dadurch fällt auch der vergleichsweise hohe Preis nicht mehr so stark ins Gewicht. Außerdem wird die Trage komplett mit schnallen geschlossen und ist so schnell und einfach angelegt.
 
Natürlich gibt es auch gute fertige Tragehilfen. Die Modelle lassen weder bei der Trageweise noch beim Design Wünsche offen. Ob nun Mei Tais (nein, nicht die zum Trinken) die noch teilweise gebunden werden, Onbuhimos die ganz ohne Hüftgurt auskommen oder Fullbuckle Tragen ala Manduca oder Ergo Baby ... Der Markt ist nahezu überschwemmt und es braucht einige Zeit, bis man für sich das Richtige gefunden hat. Eine Trageberatung macht also auch hier absolut Sinn!
 
Vorsicht ist geboten, bei Tragen von Herstellern, die sonst nicht viel mit Babys am Hut haben. Wer sonst Autositze herstellt, ist vielleicht nicht unbedingt prädestiniert Tragehilfen herzustellen.
Qualität hat leider auch bei hier ihren Preis. Tragehilfen, die keine 50€ kosten, sollten einen deshalb hellhörig werden lassen. Oft sind die verwendeten Materialien für die hohen Belastungen eines Bröckchens gar nicht getestet.
 
Kraxe
Kraxen werden insbesondere in Outdoorläden verkauft und taugen besonders für das Wandern mit besonders großen und schweren Kindern. Ich halte von diesen Tragehilfen aber nicht besonders viel. Zum einen sind sie für den Tragenden oft unbequem und zum anderen bieten sie dem Kind kaum Halt und/oder eine ergonomische Sitzhaltung. Die Kinder klagen über einschlafende Beine oder das ihnen schnell der Popo weh tut.
Des Weiteren sind die Kraxen an sich mit ca. 2kg Eigengewicht schon unheimlich schwer. Halbwegs gute Kraxen stellen nicht mal einen preislichen Vorteil gegenüber guten Tragehilfen dar.
 
Egal wie schwer euer Kind ist: Kraxen sollten unter keinen Umständen verwendet werden, bevor das Kind eigenständig sitzen kann!
 
 
Abschließend gibt es, wie immer bei diesen Themen, nur zu sagen, dass es keine allgemeingültige Lösung gibt. Ich hoffe aber,  ihr konntet mit den von mir gebotenen Informationen etwas anfangen und fühlt euch ermutigt auch eure großen Kinder noch ein Weilchen zu tragen.
 
 

Montag, 19. Oktober 2015

Linktipp YouTube Channel: Sing mit mir - Kinderlieder

In meinem heutigen Linktipp stelle ich euch nicht einfach ein einzelnes Video vor. Nein, heute lernt ihr Kilians liebsten YouTube Channel kennen:

Sing mit mir - Kinderlieder

Hier findet ihr mittlerweile 50 Kinderlieder aus verschiedenen Kategorien wie Schlaflieder, Kinderlieder oder Weihnachtslieder.

Die Lieder sind dabei professionell vertont und wurden ganz in Giraffenaffen-Manier aufgepeppt, damit sie auch in Dauerschleife den wehrten Eltern nicht auf den Zeiger gehen. Hierbei stößt man auch auf längst vergessene Strophen oder bemerkt, dass man beispielsweise "Hänschen klein" sein lebenlang verhunzt hat.

Besonders gut gefallen uns außerdem die Animationen der dazu gehörigen Videos. Diese sind einfach nur zuckersüß und witzig.

Auf den Kanal bin ich gestoßen, als ich verzweifelt versuchte die Melodie für "Auf einem Baum ein Kuckuck" aus meinem Hinterkopf zu kramen. Seither ist dieser Kanal bei aufkeimender Langeweile nicht mehr aus unserem Tagesablauf wegzudenken. Kilian konnte in kürzester Zeit viele Melodien mitsingen und erfreut uns jetzt insbesondere auf Autofahrten mit seinen Eigeninterpretationen.

Auch besonders alte Kinderlieder mit schwermütigen Texten wie "Es klappert die Mühle am rauschenden Bach" oder "Der Mond ist aufgegangen" wurden aufgegriffen und so umgesetzt, dass sie kindgerecht sind ohne albern zu wirken.

Zum Schluss stelle ich euch noch unsere persönlichen Favoriten vor








 Viel Spaß beim Singen und Tanzen mit euren Zwergen.


Donnerstag, 15. Oktober 2015

WOANDERSSEIN: Vom Urlaub in Kroatien

Endlich wieder Urlaub machen

Die letzten beiden Jahre hatten wir auf einen Sommerurlaub verzichtet, weil es zeitlich nicht passte, aber in diesem Jahr wollte ich dieses WOANDERSSEIN haben. Ihr erinnert euch, Studium und Masterarbeit hatte ich im Frühjahr hinter mir gelassen und zeitgleich startete ich ins Berufsleben. Plus Nebenjobs. Meinen Körper hatte ich drei Jahre lang nicht mehr für mich gehabt - Auf die eine Schwangerschaft folgte das Stillen, dann die andere Schwangerschaft und das erneute Stillen. Es wurde Zeit: Nun wollte ich das tun, was alle machen: Im Sommer wegfahren, am Strand liegen und chillen.


Mein Schwiegerpapa schlug vor: Dann lasst uns doch alle zusammen nach Kroatien fahren! In seinem Heimatdorf Dugi Rat hat er kürzlich sein Haus fertig gebaut mit zwei Appartments und der Knüller ist: Es liegt direkt am MEER. Fantastisch, oder? Da sagten wir nicht nein und machten uns in den letzten beiden Septemberwochen auf nach HRVASTKA!

Blick auf die Adria
Am Morgen des Abfluges konnten wir noch chillen, stellten aber am Flughafen fest, dass ich die Zeitspanne bis zum Abflug mit einer Stunde völlig falsch kalkuliert hatte. Als wir unser Gepäck abgegeben hatten, lief theoretisch schon die "Boarding Time" und wir mussten uns noch nacktscannen und unser Handgepäck überprüfen lassen. Wir hatten noch nicht unsere Pässe vorgezeigt und nicht das Gate gefunden. Wir rannten, die Kinder quängelten, aber immerhin schafften wir es rechtzeitig ins Flugzeug, denn die tatsächliche "Boarding Time" hatte sich verzögert. Puh!
Für die Kinder lief der Flug entspannt, nur mein Mann saß kreidebleich auf seinem Sitz und blieb 1,5 Stunden lang unansprechbar. In Split holte uns der Schwiegerpapa mit dem Auto ab und wir fuhren nach Dugi Rat, wo uns Schwiegermama schon mit Essen begrüßte. Das Haus begeisterte uns: Von den zwei Appartments bezogen wir eines und hatten ein großes Schlafzimmer und eine noch größere, neue Küche. Hier ließ es sich aushalten! Von der Küche aus gelangte man über eine Schiebetür auf die Terasse.

Konnte ich chillen?
Ja, das konnte ich tatsächlich. Für meinen Geschmack hatten wir ein bisschen zu wenig Action, aber über Stress musste keiner klagen. Schwiegermama kümmerte sich zum größten Teil um den Haushalt incl. Wäsche waschen und Kochen, sodass wir die Zeit mit den Kindern genießen konnten. Und ich kam zum lesen: Meine vier mitgenommenen Romane verschlang ich in diesen Tagen. Das sagt alles, oder? Zu Hause komme ich viel zu selten noch zum Lesen.

Aber das Wetter spielte nicht mit
Den Zeitpunkt unserer Reise legten wir auf Ende September. Wir wollten den Minis keine 40 Grad zumuten und hofften auf eine angenehme Wärme. Leider brach am dritten Tag ein Gewitter über uns herein, das rummste und krachte. Es schüttete Unmengen Regenwasser über uns. Danach hatte sich Kroatien leider abgekühlt. Das Wasser speicherte die Wärme, sodass ich noch täglich schwimmen ging, aber die Kinder wagten sich nur mit den Füßen ins Nass oder warfen vom Ufer aus Steine ins Meer. Den Strandurlaub mussten wir umdenken.
Annika wird von Oma getragen, rechts: Ich mit Buggy
Ein Autoland
Mein Mann und ich fahren selbst nicht Auto, weswegen wir in Dugi Rat ziemlich verloren waren. Es gibt keine Fußgängerwege, noch nicht einmal einen Bürgersteig und wer seine Nachbarn 400 Meter entfernt besuchen möchte, der fährt mit dem Auto dahin. So blieben zwei Möglichkeiten, um in die etwas größeren Städte Omiš oder Split zu kommen: Entweder mit dem Bus oder wir fuhren mit den Schwiegereltern zusammen. Meistens entschieden wir uns für letzteres, hatten aber das klassische Problem: Es ist schwierig so viele Leute und Bedürfnisse unter einen Hut zu bekommen. So wurden diese Ausflüge meist nur ein Kompromiss von 2 Stunden Aufenthalt.
Mein Mann mit Mila in den Bergen
Durch das schlechte Wetter konnten wir etwas machen, das wir bei Hitze wohl sein gelassen hätten: Wir kraxelten durch die Berge und entdeckten dort unsere Liebe für Feigen.

Opa mit Mila im Boot
Ein Highlight, welches wir uns für den letzten Tag aufgesparrt hatten, war eine Bootstour auf einem Fluss durch die Berge. Das hatte sich Mila unbedingt gewünscht und weil wir bereits um 10 Uhr abfahrbereit am Hafen standen, bekamen wir unser Boot nur für uns allein. 

Annika wird ein Jahr alt! Mila hilft beim Auspacken der Geschenke.

Im Urlaub feierten wir dann auch Annikas allerersten Geburtstag. Wir luden zwei Kinder ein, von einem Cousin meines Mannes, und auch noch andere kroatische Verwandtschaft. Wir konnten uns durch die Sprachbarriere zwar kaum verständigen, aber ich würde sagen, es war trotzdem sehr schön. Am Ende spielten wir noch Uno und Rommé, während die Kinder drinnen kleine Legowelten zusammen steckten. Das Spiel siegte über die Sprache.

Ein bisschen Kroatisch bleibt hängen: Nach dem Urlaub kann Mila "bog" (hallo) und  "laku noć" (gute Nacht) sagen, "hvala" (danke) und "lutka" (Puppe). Sie wusste, dass "doći!" "Komm her" heißt und die Katze eine "mačka" ist. Und natürlich kennt sie "sladoled", weil wir sie jeden Tag gegessen haben: Eiscreme!

Fazit
Mit den Schwiegereltern in Urlaub zu fahren, entpuppte sich als gute Idee. Wir konnten richtig gut entspannen und den Alltag hinter uns lassen. 
Wenn wir jedoch wieder einmal Urlaub in Kroatien machen, reisen wir im August und bruzeln bei 40 Grad in der Sonne. Ich will doch auch braun werden, wenn ich in Kroatien bin! Ansonsten gefällt uns das Land und die Sprache und besonders das Meer und die Feigen! Für die Kinder finde ich auch schön, dass sie eine Verbindung zu dem Land bekommen, aus dem ihr Großvater stammt und dass ihnen ihren Nachnamen bescherrt. 

Es wird wahrscheinlich mit den Jahren immer spannender für sie, mit ihren Großcousinen und Großcousins zu spielen, die in HRVATSKA leben und eine andere Sprache sprechen. 

Und ich schwimme derweilen im Meer. Mein Lieblingsort!

Samstag, 10. Oktober 2015

SOS, das Kind ist krank!

*hust, hust*

Da ist dieses Geräusch, dass aus der Spielecke im Wohnzimmer an mein Gehör dringt.

*hust, hust*

Da! Schon wieder! Sofort schnellt mein Puls auf 180. Kilian sitzt friedlich mitten im Lego Duplo und tut so als wenn nichst wäre.

Doch ich weiß genau was hier Phase ist: Erkältungszeit. Sofort drehen sich meine Gedanken nur noch um eines: Wieviel Anspruch auf Kinderkrankengeld habe ich eigentlich noch? Kann jemand anders die Betreuung übernehmen oder muss ich gar unbezahlt zu Hause bleiben?

Die Erkältungs-Globuli sind schnell gefunden und Kilian freut sich über die "Bonbons" die er nun alle 3 Stunden naschen darf. Am Wochenende hat der Genesungsprozess oberste Priorität. Montag geht das Kind mit minimaler Rotznase wieder in den Kindergarten und ich halbwegs beruhigt an die Arbeit.

Beim Einkaufen treffe ich eine der anderen Mütter.

"Chantalle (Name redaktionell geändert) ist ein bisschen erkältet, deshalb lasse ich sie diese Woche zu Hause!"

"Kilian hat auch eine Rotznase, aber der geht in den Kindergarten."

Falsche Antwort! Ich ernte einen verachtenden Blick und entschließe mich, diese Konversation umgehend abzubrechen, bevor der Shitstorm auf mich hereinprasselt.
Auch im Kindergarten gibt mir die Erzieherin zu verstehen, dass ich Kilian lieber zu Hause lassen solle. Währenddessen rast mein Kind auf einem Bobbycar über den Hof und wirkt kein bisschen krank. Nur die Schnodderspur am Jackenärmel zeugt vom schleimigen Ausfluss der in unregelmäßigen Abständen die Nase meines Kindes verlässt.

Der Druck ist enorm

Allein mit einem gesunden Kind ist es schwer, Arbeit und Beruf unter einen Hut zu bringen. Doch ist das Kind krank mutiert alles zu einer logistischen Meisterleistung. Auch Vater Staat steht einem nicht sonderlich hilfreich zur Seite.

10 Tage Anspruch auf Kinderkrankengeld pro Elternteil pro Kalenderjahr! Wenn ich das höre, weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Und die Krankenkassen versuchen einem sogar nich unterzujubeln, dass man froh darüber sein solle. Rein theoretisch ist es möglich, sich die 10 Tage des Partners übertragen zu lassen. Die Bedingungen dazu lesen sich kurz und bündig, an der tatsächlichen Umsetzung scheitert es aber oft. So kann man als Mutter die Krankentage des Vaters nur übernehmen, wenn dieser gesetzlich versichert ist und "die Betreuung des erkrankten Kindes aus beruflichen Gründen nicht übernehmen kann". Zweiteres trifft aber scheinbar nur dann wirklich zuverlässig zu, wenn der Vater Minimum 300km entfernt arbeitet und die ganze Woche weg ist.

Alleinerziehenden Müttern und Vätern steht dagegen der volle Satz zu. Aber auch diese 20 Tage sind absolut lächerlich.

4 Tage war ich dieses Jahr schon unbezahlt zu Hause. Mein Anspruch auf Kinderkrankengeld ist fast aufgebraucht und ich spare mir die letzten 2 Tage auf. Die heiße Phase in der die Viren Lambada tanzen kommt schließlich erst noch.

"Ein krankes Kind braucht seine Mutter!"

Das Kind von Oma betreuen lassen um selber arbeiten zu gehen? Denkste. Denn hier kommt das schlechte Gewissen. Aber warum eigentlich? Gibt es eine wissenschaftliche Studie die belegt, dass Kinder während der Betreuung durch ihre Mutter schneller wieder gesund werden, als Kinder die durch eine andere Bezugsperson betreut werden? Die würde ich dann gerne einmal sehen.

Auch das noch...

Ein krankes Kind ist ein teurer Spaß. Zur Krankschreibung verlangt der Kindergarten noch die passende Gesundschreibung. Die schlägt bei unserem Kinderarzt mit 2,50€ zu Buche. Ist das Kind öfter krank, werden zu den Medikamenten gerne auch mal Zuzahlungen fällig. Zu allem Überfluss lassen sich die Krankenkassen mit der Auszahlung der Lohnersatzleistung wochenlang Zeit. So lange krepelt man auf seinem gekürzten Gehalt herum.
Das wäre alles nicht so dramatisch, wenn man nicht trotzdem den vollen Beitrag für den Kindergarten berappen müsste! Denn Krankheitsrabatte gibt es hier nicht. Lediglich das Essengeld wird im Folgemonat zurück berechnet.

Mogeln?

Die Versuchung ist groß sich selbst krankschreiben zu lassen. Hilft dem Kind zwar nichts, aber man selbst würde sich einen ganzen Haufen Stress sparen. Wenn da nicht das Ding mit der fristlosen Kündigung wäre.

Sich mal eben "trennen" um die 10 Tage des Partners abzuluchsen? Funktioniert auch nur dann, wenn der Partner sich nach Ganzweitweg ummeldet. Ist man verheiratet, sollte man sich diesen Gedanken gleich aus dem Kopf schlagen. Der Aufwand steht hier nicht im Vergleich zum nutzen.

Also, was tun?

Rumjammern, so wie ich! Und sich ein bisschen über die Familien- und Gesundheitspolitik aufregen.

An der Stelle reiben sich übrigens die Versicherungsunternehmen erwartungsvoll die Hände. Die hoffen nämlich drauf, dass ich euch jetzt sage, ihr sollt eine Krankenzusatzversicherung für euer Kind abschließen. Da ich aber keine Provision für diese Aussage bekomme, mache ich das jetzt nicht.

Ansonsten gilt "a apple a day keeps the doctor away"...oder so ähnlich!

Um die ein oder andere Erkältung kommt man aber einfach nicht herum. Ich fang dann also jetzt schonmal an zu kalkulieren, ob ich mir das überhaupt leisten kann.

Donnerstag, 8. Oktober 2015

Warum wir den Kindergarten lieben

"Mila, wie heißen denn die anderen Kinder im Kindergarten?" - "Freunde."

Äpfelchen im Kindergartenrucksack, Stiefel in einem Mila-Fach und Bastelarbeiten mit der Schere. Unser Leben wurde mit dem Kindergarten nicht nur um eine, sondern um viele Komponenten erweitert. Wir machen uns nun Morgen für Morgen auf den Weg zu Milas KiTa. Nie früh genug: "Mama, Kindergarten!" Wir stehen gegen 6 Uhr auf, dann könnte unsere kleine Große direkt losstiefeln. Zu Charlotte, zu Ewa.

Heute bringe ich sie um 7:30 Uhr in den Kindergarten, das ist der frühest mögliche Kommens-Zeitpunkt für uns. Es wuselt nur ein anderes Kind in der Gruppe herum, doch gleich geht die Tür auf. Ich sage Mila gerade noch "Viel Spaß heute", da kommt ihre Freundin durch die Tür. "Lotte!!!", ruft Mila. Sie beobachtet, wie sich die Freundin auszieht, dann läuft sie zu ihr und ergreift mit ihrer die andere kleine Kinderhand. Gemeinsam stapfen die Mädchen in den Gruppenraum. Charlottes Mutter ruft noch: "Willst du mir nicht Tschüss sagen?", doch Mila und Charlotte sind bereits drinnen in ihrer Kindergartenwelt. Und ich stehe da und denke, wie un-un-unglaublich süß das ist!

Wir lieben die Kindergartenzeit.
Ich kann mich noch an Momente meiner eigenen Kindergartenzeit erinnern, sehr viele schöne Augenblicke, tolle Freunde und Aktionen. Manchmal idealisiert man jedoch im Nachhinein die Vergangenheit, erinnert sich nur noch an die schönen Erlebnisse und blendet das Schlechte aus. Wer weiß schon, ob es immer so toll war? Mein Mann fand den Kindergarten im Gegensatz zu mir schrecklich und besuchte ihn dann auch nur wenige Tage. Wenn es Mila auch so gehen würde? Pustekuchen! Weg mit den Bedenken, wir haben eine geile Zeit!

Inzwischen bringt Mila die ein oder andere Beule, aber auch ihre ersten Bastelarbeiten und Lieder mit nach Hause. Ich weiß noch nicht, wie viele dieser Kunstwerke ich aufbewahren soll und packe sie alle in einen dicken Kindergarten-Ordner. Aussortieren kann man später immernoch, jetzt möchte ich all das bewahren, weil es eine so schöne Anfangszeit ist.

"Mama, wann habe ich Geburtstag?"
Neue Themen kommen mit dem Kindergarten auf: Kurz nach der Eingewöhnung brachte Mila das Lied "Häppyburtstag tuu yuuu" mit nach Hause und wir vermuten, dass die Erzieherinnen es einmal auf Englisch und einmal auf Deutsch singen, sodass Mila es dann vermischt. Und sie singt weiter "Häppyburtstag, liebe Mila, Häppyburtstag tu yuu". Mein Problem: Ihr Geburtstag fällt auf Ende April und bis dahin vergeht noch eine gefühlte Ewigkeit, in der ich ihr immer wieder sagen muss: "Du hast leider noch nicht Geburtstag, Mila, das dauert noch etwas". Sie singt ja nicht nur, sondern möchte wirklich gern ein Geburtstagskind sein. Das tat mir anfangs leid. Inzwischen hatte jedoch ihre kleine Schwester Geburtstag und aller Erwartungen zum Trotz fand Mila auch daran Gefallen: Sie muss nicht selbst Geburtstag haben, es erfreut sie genauso, Annika eine Krone auf den Kopf zu setzen und mit ihr Geschenke auszupacken.


Noch eine süße Anekdote zum Geburtstagsthema: 
Mila kam gestern ganz aufgeregt zu mir und erzählte, dass Papa für mich ein Geschenk gekauft habe. Ein Buch zum Geburtstag! Versteckt wurde es im Kleiderschrank. Geburtstag, Geburtstag!!! Ich kam aus dem Lachen nicht mehr heraus! Kleine Kinder können Geheimnisse wirklich nicht für sich behalten und selbst wenn sie sprachlich noch nicht in Topform sein sollten, sie schaffen es trotzdem, alles auszuplaudern. 

Eine neue Welt auch für uns Eltern
Es ist tatsächlich so, dass der Kindergarten viel neuen Input liefert. Die Themen Freundschaft und Geburtstag sollen für diesen Post als Beispiele dafür dienen. Aber nicht nur Mila erlebt etwas Neues, auch für uns als Eltern ändert sich einiges. Unser Tagesablauf wird nun von Bring- und Abholzeiten mitbestimmt, wir müssen morgens einen Kindergartenrucksack packen und bekommen neue Termine: Laternenbasteln Ende Oktober, dann der Laternenumzug, Elternabend und wieder Basteln - dann für Weihnachten. Darüber hinaus kann man sich auch engagieren, am Montag verbrachte ich abends vier Stunden mit dem Elternbeirat beim Elternstammtisch.

Unseren ersten KiTa-Virus haben wir uns auch schon eingefangen. 
Magen-Darm! Ausgerechnet sowas furchtbares: Mila schleppte ihn an, dann erkrankte Annika, dann mein Mann und zu guter Letzt, aber dafür am heftigsten durfte ich die Krankheit erleben... und dabei hatte ich ausdrücklich betont, dass mich ja keiner anstecken soll. 

Oh oh - "Mama, die Lotte hat mich gehauen!"
Bisher kommt Mila gut mit den anderen Kindern zurecht. Sie erzählt aber auch, dass andere Kinder sie gehauen haben. Dann reicht ihr, uns davon zu erzählen. Wir geben ihr dann Tipps, wie sie damit umgehen soll: 

Ich: "Sag dem Kind: >Lass das! Ich mag das nicht!<"
Adrian sagt: "Hau einfach zurück"

Die Kindergartengruppe ist gemischt mit Kindern im Alter von 2-6 Jahren. Neben den Erzieherinnen nehmen sich auch die älteren Kinder den Jüngeren an und trösten sie. Ich mache mir keine Sorgen, dass es Mila nicht gut geht, so viele "Kümmerer" hat sie dort und wenn ich sie abhole, sitzt sie immer in einem "sicheren Hafen". Einmal lag sie eingeschlafen neben einer Erzieherin in der Kuschelecke, ein anderes Mal puzzelte sie mit einem älteren Mädchen am Tisch.

Für uns ist der Kindergarten immernoch aufregend und wir sind gespannt, was noch alles auf uns zukommt. Volle Fahrt voraus!

Dienstag, 6. Oktober 2015

Und sie stillen immer noch - Toleranz fürs Langzeitstillen



Der Tag ist da: Das Baby wird zum Kleinkind, es erreicht die magische 12-Monats-Grenze. Vielleicht läuft es schon, beginnt zu sprechen, zeigt sich selbstständiger und entwickelt immer mehr einen eigenen Kopf. So scheinbar plötzlich, wie das Kind groß wird, sieht man sich als Mutter, die sich bis zu diesem Zeitpunkt keinen Kopf um Entwöhnung gemacht hat, mit einem neuen Stempel konfrontiert: Langzeitstillen. Das heißt per Definition das Stillen über den vollendeten 12. Lebensmonat hinaus.

Plötzlich Langzeit statt normal

So zumindest war es bei mir. Da ich überhaupt keinen Sinn darin sah, mein Kind mit sechs Monaten auf die Flasche umzugewöhnen und es vorher ja auch gut ohne ging, stand ich da und stillte immer noch. Einige seltsamen Kommentare (allen voran der Hausarzt, aber auch die Familie begann irgendwann komisch zu schauen) kamen schon nach dem 6. Monat, obwohl das Küken dort bereits feste Nahrung angeboten bekam und auch rasch zu einem guten Esser mutierte. 

„Das müssen Sie ihm abgewöhnen, von alleine macht er das nicht“, „Es wird immer schwieriger, je älter sie werden“, „Das Kind wird verwöhnt“ – wohlgemerkt, keine einzige dieser Floskeln auf einer verlässlichen Datenlage begründet.

Also machte ich einfach weiter. Warum mir und ihm den Stress antun, da irgendetwas zu experimentieren? Zumal er das Stillen ja schon reduziert hatte, ich gehe also davon aus, dass er es auch zukünftig immer weniger brauchen wird. Jetzt ist er also bald 15 Monate alt und wir stillen immer noch. Er schläft auch ohne das Stillen ein, wenn ich nicht da bin. Er nimmt abgepumpte Milch, aber nicht so recht begeistert. Er freut sich, wenn er nach der Krippe stillen darf und genießt diese Moment. Er isst begeistert, trinkt zum Einschlafen aber trotzdem noch gerne an der Brust. Und mir ist das – ehrlich gesagt – einfach egal.  Weder mystifiziere ich den Vorgang, noch behaupte ich, wir hätten genau deswegen eine stabile Bindung – das kann helfen, aber ich nehme an, wir hätten sie auch so. Er freut sich, mich stört es nicht, also warum ihm nicht den Gefallen tun?

Es war also in meinem Fall keine bewusste Entscheidung für das Langzeitstillen aus diesem oder jenem Grund. Weder wurde ich missioniert, noch glaube ich ehrlich an irgendwelche bahnbrechenden Vorteile. Allerdings genauso wenig an Nachteile.
Da ich aber ein sehr kritischer Mensch bin, habe ich diesen Artikel mal zum Anlass genommen, ein wenig zu recherchieren. Das Ganze ist sicher nicht ansatzweise vollständig – zu vielen Quellen, die ich gefunden habe, fehlt mir ohne Lizenz auch einfach der Zugang – aber einige Ergebnisse konnte ich dann doch finden. Entschuldigt die reine Angabe von Links statt der saubereren Quellenangabe in den Verweisen.


Der Blick aus Forschung, Fachkreisen und Journalismus

Starten wir mit dem WHO-Klassiker:
„Breast milk is also an important source of energy and nutrients in children aged 6 to 23 months. It can provide half or more of a child’s energy needs between the ages of 6 and 12 months, and one third of energy needs between 12 and 24 months. Breast milk is also a critical source of energy and nutrients during illness, and reduces mortality among children who are malnourished.“ (1)
Dass die WHO stillen ab spätestens der 1. Stunde nach der Geburt bis zum 6. Monat voll, ergänzend zu einer abwechslungsreichen(!) und gesunden (!) Ernährung bis zum 24. Lebensmonat empfiehlt, müsste jeder Kinderarzt, jede Hebamme, jede Kinderkrankenschwester wissen und weitergeben können. Beikosteinführung wäre demnach ab dem 6. Lebensmonat, parallel wird weiterhin gestillt. Auf das Stillen im 1. Lebensjahr möchte ich nicht weiter eingehen, wer gerne noch etwas zur frühen Beikosteinführung lesen will, dem habe ich unter (4) einen entsprechenden Artikel angehängt, einige interessante Vorteile des Stillens generell unter (5).

Es besteht bei einer längeren Stilldauer ein Problem: Langzeitstillen allein hilft bei einseitiger beziehungsweise unzureichender Ernährung nicht gegen Unterernährung und entsprechendes Minderwachstum. (2) (3) Es ist davon auszugehen, dass diese Komponente in unseren westlichen Industrienationen nicht zu Problemen führt. Uns fällt es nicht schwer, unseren Kindern frühzeitig viele verschiedene Nahrungsmittel anzubieten.
Langzeitstillen scheint das mütterliche Risiko für Eierstock- und Brustkrebs zu reduzieren, gleichzeitig das für Osteoporose zu erhöhen. (6) (7) (8) Ein kleiner interessanter Befund: Langzeitstillen scheint die „richtige Atemtechnik“ (bis hierhin wusste ich nichtmal, dass man falsch atmen kann) des Kindes zu fördern. (9)
Eine schöne Zusammenfassung der bisher bekannten Vorteile zum Langzeitstillen findet man unter (10). Hier werden dann tatsächlich auch eine bessere Bindung und gesundheitliche Vorteile für das Kind benannt. Skeptisch stehe ich den angeblichen Vorteilen auf die kognitive Entwicklung und die Einschätzung der Eltern zum Entwicklungsstand der Kinder gegenüber: Ich behaupte, dass in westlichen Industrienationen vornehmlich Eltern aus höheren Bildungsschichten sich dem Langzeitstillen annähern. Entsprechend wäre der positive Einfluss auf die Entwicklung mehr dem sozialen Umfeld, als dem Langzeitstillen als sich anzurechnen. 

Kurz und treffend wird an anderer Stelle beschrieben: „On the basis of the largest randomized trial ever conducted in the area of human lactation, we found no evidence of risks or benefits of prolonged and exclusive breastfeeding for child and maternal behavior. Breastfeeding promotion does, however, favorably affect breastfeeding of the subsequent child.“ (11) Auf das kindliche oder mütterliche Verhalten , das heißt in diesem Fall Auffälligkeiten, die psychisch begründet wären, gibt es weder positive noch negative Einflüsse. Allein die sozialen Stigmata, denen sich langzeitstillende Mütter und später eventuell auch deren Kinder stellen müssen, können zu Selbstzweifeln und einem schlechteren Selbstwertgefühl führen.

Zwei kontrastierende, nicht-wissenschaftliche Artikel, die beide eine interessante Perspektive aufwerfen, kommen von „Focus Online“ (12) und dem Europäischen Institut für Stillen und Laktation (13). Während sich letzteres durchweg positiv zum Langzeitstillen und dem individuellen Weg eines Mutter- Kind-Paares äußert und die anthropologische Forschung von Dettwyler anführt, die das biologische Abstillalter auf zwischen 2,5 und 7 Jahren datiert, findet Focus Online einen kritischen Aspekt, dem sich nur wenige Mütter stellen wollen: Die Frage nämlich, ob das Stillen wirklich vom Kind ausgeht, oder von den Müttern zwar nicht erzwungen, aber doch im späteren Verlauf forciert wird. In einer entsprechenden Studie gaben 18 von 181 Müttern beispielsweise an, das Stillen würde bei ihnen teilweise sexuelle Gefühle hervorrufen.


Bedürfnisorientiert: Wessen Bedürfnisse sind gemeint?

Ich halte es für eine Aufgabe der Mütter im Sinne der Bindungsentwicklung hin zu zunehmend mehr Autonomie, das Kind nicht aktiv von der Brust zu entwöhnen – ein sicher gebundenes Kind wird ohnehin immer mehr explorieren und die Brust immer weniger als Sicherheit benötigen – aber ihm Alternativen anzubieten. Diese Alternativen sind sowohl schöne, gemeinsame Erfahrungen bei Mahlzeiten und die Möglichkeit, das Essen als lustvollen Genuss wahrzunehmen, aber auch Alternativen zum Trost und der Rückversicherung.
Und obwohl ich nach wie vor kein großer Freund des ominösen „Bauchgefühls“ bin, halte ich das für eine der größten und wichtigsten Aufgaben, die wir Mütter erfüllen müssen: Zu spüren, was unser Kind wann braucht und ihm das zu geben, auch wenn es mehr Distanz zu uns ist. Und klar davon zu trennen, was unser eigenes Bedürfnis ist, unser eigenes Bedürfnis nach Autonomie, aber auch nach Nähe zum Kind.

Das heißt nicht, dass wir uns darüber selbst aufgeben sollen. Es heißt nur, nicht das Kind als Grund vorzuschieben. Wenn wir aus persönlichen Gründen nicht stillen wollen, weil es uns zu anstrengend ist, wir diesen Teil der Körperlichkeit nicht auf diese Weise teilen wollen, wir mehr Freiheiten wollen, dann ist das unser Recht. Aber wir müssen uns darüber klar sein, dass diese Entscheidung auf unseren Wünschen basiert. Umgekehrt: Wenn ich mein Kind noch stille, wenn es zehn Jahre alt ist, dann wäre es an der Zeit sich zu fragen, zu welchem Zeitpunkt der Entwicklung ich nicht gemerkt habe, dass es vielleicht noch etwas anderes benötigt.
Kinder sind anpassungsfähig und nehmen das an, was wir ihnen geben. Sie wollen mit uns eine gute Beziehung haben, sie brauchen diese Beziehung. Sie werden (meistens) die Flasche akzeptieren, wenn es sehr früh nur die Flasche gibt. Sie werden (meistens) den Wunsch der Mutter akzeptieren, doch noch ein wenig länger zu stillen und sie darin nicht allein lassen.

Aufruf für mehr Verständnis

Bevor das alles jetzt zu belehrend wird – und ich bin mir sicher, dass es das zum Teil bis hierhin schon war: Mein Sohn ist zum Glück sehr klar, wenn er etwas möchte oder nicht möchte. Ihm die Brust aufgedrängt habe ich zuletzt bei einer Stillverweigerung mit vier Monaten. Bei allen Reduzierungen hinterher habe ich darauf vertraut, dass er am Besten weiß, welchen Bedarf er gerade hat. Solange er die Brust nicht aktiv verlangt hat, habe ich sie ihm ab dem Zeitpunkt, als er das gestisch und mit Lauten signalisieren konnte, nicht angeboten.
Für uns ist das bisher der richtige Weg. Es sieht auch nicht so aus, als würden wir innerhalb des nächsten halben Jahres vollständig abstillen, aber diese Prognose stört mich nicht. Ich bin trotzdem noch nicht besonders gut darin, diese Entwicklung vor anderen zu vertreten, knicke schnell ein, relativiere, obwohl es nichts zu relativieren gibt. Denn es ist tatsächlich so: Ein Laufling, der noch gestillt wird, ist für viele ein skurriler Anblick. Nicht, dass ich offensiv in der Öffentlichkeit meine Brust auspacke, aber das Thema alleine anzusprechen, sorgt für irritierte Blicke. Meistens lasse ich es deshalb.

Dabei finde ich es seltsam, eine Altersgrenze zu ziehen. „Du bist nun 12 Monate alt, also gibt es ab heute keine Brust mehr!“ ?  Warum die eine Milch gegen die andere ersetzen? Warum von einem bewährten System umsteigen, wenn es für mich dafür keinen Grund gibt?
Versteht mich nicht falsch, ich kann jeden verstehen, dem die Stillerei zu anstrengend ist, der wieder Alkohol trinken will, der sich ohne Scheu jedes Medikament verschreiben lassen möchte oder ein neues Tattoo will. Ich kann selbst die verstehen, die aus kulturellen Gründen einfach kein Kleinkind an ihrer Brust haben wollen.
Aber da es wirklich keinen wissenschaftlichen Grund gibt, warum ich das nicht tun sollte, weil ich meinem Kind damit in keiner Weise schade, vielleicht sogar helfe…haben dann nicht auch langzeitstillende Mütter ein Recht auf Verständnis? 

Ich weiß nicht, wie lange ich das Küken noch stillen werde. Vielleicht bin ich mal zwei Tage auf einer Tagung und hinterher interessiert ihn die Brust nicht mehr. Vielleicht bekomme ich ein zweites Kind und die Schwangerschaft lässt das Stillen unmöglich werden. Vielleicht muss ich operiert werden. Vielleicht beschließt er, er ist zu groß für die Brust.
Ich werde es nehmen, wie es kommt. 





(7)   Susan J. Jordan , Victor Siskind, Adèle C Green, David C. Whiteman, Penelope M. Webb (2009). Breastfeeding and risk of epithelial ovarian cancer. Springer VS
(11)                      http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18310164
(13)                      http://www.stillen-institut.com//asp_service/upload/content/Time-Magazin.pdf

Sonntag, 4. Oktober 2015

"30 Sekunden Spaß - 30 Jahre Therapie"

Bei dem Titel dieses Beitrages handelt es sich um einen Kommentar, den ich kürzlich unter einem YouTube Video gelesen habe. Und dieser beschreibt ziemlich zutreffend was auch ich über dieses Video dachte.



Mit dem Humor ist es ja bekanntlich so eine Sache: was die einen total witzig finden, kann für die anderen schrecklich geschmacklos sein. Und so polarisiert auch dieses Video.

Mit dem neusten Update der Smartphone App "Snapchat" ist es jetzt möglich lustige oder gruselige Filter über die Kurzfilme zu legen. Das nahmen einige Eltern zum Anlass ihre Kinder zu erschrecken. Diese Filmchen können dann ganz bequem mit der ganzen Welt geteilt werden.

Was wir hier allerdings zu sehen bekommen, ist kein lustig Kinderspiel worüber am Ende alle lachen. Nein! Diese Kinder werden durch die Bildveränderung so verschreckt, dass sie jämmerlich weinen.

Welche Mutter kann denn darüber bitte lachen? Sicherlich eine, der von vornherein jegliches Feingefühl für die Privatsphäre ihres Kindes fehlt da sie schließlich auch noch einen riesen Spaß daran hat, das ganze im Internet zu veröffentlichen und das arme traumatisierte Kind vor aller Welt bloßzustellen.

Entdeckt habe ich dieses Video, da eine amerikanische Entertainerin es mit folgenden Worten auf Facebook teilte:

"Das ist der Grund, warum ich keine Kinder bekommen sollte: das würde ich mit meinen Kindern machen! Jeden Tag!"

Die wenigen abwertenden Kommentare zu dieser Aussage lassen nur einen winzigen Funken Hoffnung aufkeimen, dass man spätestens mit der Geburt des eigenen Kindes ein gewisses Maß an Empathie entwickelt hat.

Ich möchte bei diesem Video am liebsten zusammen mit den Kindern weinen, so sehr tun mir die kleinen Seelen Leid.

Und ein bisschen hoffe ich, dass die verschreckten Kinder in den nächsten Nächten kein Auge zu bekommen und die Eltern vielleicht so die Quittung bekommen, für das was sie angerichtet haben.



Was denkt ihr über dieses Video? Könnt ihr darüber lachen? Würdet ihr vielleicht sogar euren Kindern solche Schreckmomente zumuten? Diskutiert mit mir in den Kommentare!