Samstag, 10. Oktober 2015

SOS, das Kind ist krank!

*hust, hust*

Da ist dieses Geräusch, dass aus der Spielecke im Wohnzimmer an mein Gehör dringt.

*hust, hust*

Da! Schon wieder! Sofort schnellt mein Puls auf 180. Kilian sitzt friedlich mitten im Lego Duplo und tut so als wenn nichst wäre.

Doch ich weiß genau was hier Phase ist: Erkältungszeit. Sofort drehen sich meine Gedanken nur noch um eines: Wieviel Anspruch auf Kinderkrankengeld habe ich eigentlich noch? Kann jemand anders die Betreuung übernehmen oder muss ich gar unbezahlt zu Hause bleiben?

Die Erkältungs-Globuli sind schnell gefunden und Kilian freut sich über die "Bonbons" die er nun alle 3 Stunden naschen darf. Am Wochenende hat der Genesungsprozess oberste Priorität. Montag geht das Kind mit minimaler Rotznase wieder in den Kindergarten und ich halbwegs beruhigt an die Arbeit.

Beim Einkaufen treffe ich eine der anderen Mütter.

"Chantalle (Name redaktionell geändert) ist ein bisschen erkältet, deshalb lasse ich sie diese Woche zu Hause!"

"Kilian hat auch eine Rotznase, aber der geht in den Kindergarten."

Falsche Antwort! Ich ernte einen verachtenden Blick und entschließe mich, diese Konversation umgehend abzubrechen, bevor der Shitstorm auf mich hereinprasselt.
Auch im Kindergarten gibt mir die Erzieherin zu verstehen, dass ich Kilian lieber zu Hause lassen solle. Währenddessen rast mein Kind auf einem Bobbycar über den Hof und wirkt kein bisschen krank. Nur die Schnodderspur am Jackenärmel zeugt vom schleimigen Ausfluss der in unregelmäßigen Abständen die Nase meines Kindes verlässt.

Der Druck ist enorm

Allein mit einem gesunden Kind ist es schwer, Arbeit und Beruf unter einen Hut zu bringen. Doch ist das Kind krank mutiert alles zu einer logistischen Meisterleistung. Auch Vater Staat steht einem nicht sonderlich hilfreich zur Seite.

10 Tage Anspruch auf Kinderkrankengeld pro Elternteil pro Kalenderjahr! Wenn ich das höre, weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Und die Krankenkassen versuchen einem sogar nich unterzujubeln, dass man froh darüber sein solle. Rein theoretisch ist es möglich, sich die 10 Tage des Partners übertragen zu lassen. Die Bedingungen dazu lesen sich kurz und bündig, an der tatsächlichen Umsetzung scheitert es aber oft. So kann man als Mutter die Krankentage des Vaters nur übernehmen, wenn dieser gesetzlich versichert ist und "die Betreuung des erkrankten Kindes aus beruflichen Gründen nicht übernehmen kann". Zweiteres trifft aber scheinbar nur dann wirklich zuverlässig zu, wenn der Vater Minimum 300km entfernt arbeitet und die ganze Woche weg ist.

Alleinerziehenden Müttern und Vätern steht dagegen der volle Satz zu. Aber auch diese 20 Tage sind absolut lächerlich.

4 Tage war ich dieses Jahr schon unbezahlt zu Hause. Mein Anspruch auf Kinderkrankengeld ist fast aufgebraucht und ich spare mir die letzten 2 Tage auf. Die heiße Phase in der die Viren Lambada tanzen kommt schließlich erst noch.

"Ein krankes Kind braucht seine Mutter!"

Das Kind von Oma betreuen lassen um selber arbeiten zu gehen? Denkste. Denn hier kommt das schlechte Gewissen. Aber warum eigentlich? Gibt es eine wissenschaftliche Studie die belegt, dass Kinder während der Betreuung durch ihre Mutter schneller wieder gesund werden, als Kinder die durch eine andere Bezugsperson betreut werden? Die würde ich dann gerne einmal sehen.

Auch das noch...

Ein krankes Kind ist ein teurer Spaß. Zur Krankschreibung verlangt der Kindergarten noch die passende Gesundschreibung. Die schlägt bei unserem Kinderarzt mit 2,50€ zu Buche. Ist das Kind öfter krank, werden zu den Medikamenten gerne auch mal Zuzahlungen fällig. Zu allem Überfluss lassen sich die Krankenkassen mit der Auszahlung der Lohnersatzleistung wochenlang Zeit. So lange krepelt man auf seinem gekürzten Gehalt herum.
Das wäre alles nicht so dramatisch, wenn man nicht trotzdem den vollen Beitrag für den Kindergarten berappen müsste! Denn Krankheitsrabatte gibt es hier nicht. Lediglich das Essengeld wird im Folgemonat zurück berechnet.

Mogeln?

Die Versuchung ist groß sich selbst krankschreiben zu lassen. Hilft dem Kind zwar nichts, aber man selbst würde sich einen ganzen Haufen Stress sparen. Wenn da nicht das Ding mit der fristlosen Kündigung wäre.

Sich mal eben "trennen" um die 10 Tage des Partners abzuluchsen? Funktioniert auch nur dann, wenn der Partner sich nach Ganzweitweg ummeldet. Ist man verheiratet, sollte man sich diesen Gedanken gleich aus dem Kopf schlagen. Der Aufwand steht hier nicht im Vergleich zum nutzen.

Also, was tun?

Rumjammern, so wie ich! Und sich ein bisschen über die Familien- und Gesundheitspolitik aufregen.

An der Stelle reiben sich übrigens die Versicherungsunternehmen erwartungsvoll die Hände. Die hoffen nämlich drauf, dass ich euch jetzt sage, ihr sollt eine Krankenzusatzversicherung für euer Kind abschließen. Da ich aber keine Provision für diese Aussage bekomme, mache ich das jetzt nicht.

Ansonsten gilt "a apple a day keeps the doctor away"...oder so ähnlich!

Um die ein oder andere Erkältung kommt man aber einfach nicht herum. Ich fang dann also jetzt schonmal an zu kalkulieren, ob ich mir das überhaupt leisten kann.

2 Kommentare:

  1. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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  2. Ich bin auch schon einmal zu Hause geblieben, als bei uns alle krank waren. Ein ganz schönes Kuddelmuddel und Formulare-Ausfüllen kam nachher auf uns zu und das Krankengeld wurde 3 Monate später überwiesen. Wahnsinn! Wir sind glücklicher Weise noch in der Situation, dass mein Mann zu Hause ist und Mila dann bei ihm bleiben kann. Nächstes Jahr wird es spannend mit zwei KiTa-Kindern und vermutlich zwei arbeitenden Eltern...

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