Sonntag, 28. August 2016

Wie feministisch erziehe ich?

Melanies Artikel Feministisch erziehen?  ließ mich darüber nachdenken, ob und wie feministisch ich meine Kinder erziehe.

Zuerst: ich bin Feministin aus tiefster Überzeugung. So lange Frauen nach wie vor auf Grund ihres Geschlechts gesellschaftlich benachteiligt und von Restriktionen, sexueller Gewalt und einschränkenden Zuschreibungen betroffen sind, bleibe ich auch Feministin. Als junges Mädchen störte mich massiv, dass mein Verhalten und Charakter auf mein Geschlecht bezogen wurde. "Nur weil ich ein Mädchen war" hatte ich mich zu benehmen, hübsch und adrett zu sein und möglichst nicht aufzufallen. Anpassung hieß das Kredo. In der Grundschule verstand ich schon nicht, warum ich nicht Fußball spielen durfte. Später ging mir auf, dass es die Jungs beunruhigte, von einem Mädchen geschlagen zu werden. Ich störte damit die natürliche Ordnung, als Mädchen hat man in typischen Jungssachen nicht besser zu sein.

Pipi Langstrumpf als ein Idol einer ganzen Mädchengeneration war "wild, frech und wunderbar", stark und unabhängig, während unsereins in die gegensätzliche Richtung erzogen wurde.

Mein Vater hätte gerne einen Sohn gehabt und hat nach drei Töchtern die Hoffnung aufgegeben, aber die Enttäuschung darüber zeigte sich immer mal wieder. Auch damals habe ich nicht verstanden, was falsch an uns war. Ich baute die Möbel auf, richtete den PC ein und brachte alle elektronischen Sachen zum Laufen, weil er als Berufssoldat nur am Wochenende Zuhause war. Sobald er aber da war, war das wieder sein Job, obwohl ich es besser konnte. Das machte für mich keinen Sinn.

Als Heranwachsende war ich nicht besonders beliebt bei den Lehrern und gleichaltrigen Jungs. Ich hatte eine Meinung. Immer. Und sagte sie. Immer. 
Erstaunlicherweise ist das eine Eigenschaft, die bei Jungs Eindruck macht, bei Mädchen aber als zickig und problematisch wahrgenommen wird.


In häuslichen Situationen, in denen qua Geschlecht eine scheinbare stille Übereinkunft über die Aufgabenverteilung vorgenommen wird, fiel ich immer durch konsequente Verweigerung meiner Rolle auf: Männer setzen sich an den Tisch und die Frauen servieren ihnen Kaffee und die Mahlzeit. Solche servilen Tätigkeiten verweigere ich aus Prinzip, wenn ich sie erledigen soll, nur weil ich eine Frau bin. In dem Zuge wurde ich tatsächlich mal als "weiblicher Macho" bezeichnet, weil ich grundsätzlich niemanden bediene. (Dazu sei gesagt, ich bewirte meine Gäste sehr gerne und kümmere mich immer um Kinder, Schwangere, Kranke oder andere grad Behinderte - wer aber laufen kann, kann sich auch selbst seinen Kaffee machen)

Ja, ich kann mich auch in reinen Alltagssituationen schon streiten. Aber beobachtet mal die Trennung nach Geschlecht und Tätigkeiten, vermutlich fällt es den meisten gar nicht auf, weil dies unter sozialisiert fällt.

Seit ich Mutter geworden bin, empfinde ich die Zuschreibungen als noch einschränkender und wider meiner persönlichen Empfindungen, Neigungen und Talenten. Momentan, seit ich wieder arbeite, könnte ich mich fast täglich aufregen. So aufgeklärt und gleichberechtigt alle auch tun, trotzdem ernte ich jedes Mal (ohne Witz) eine entrüstete Reaktion auf meine Antwort, wie alt mein Kind ist. Er ist acht Monate. "SO KLEIN NOCH?"

Ja, so klein noch. Alle wollen wissen, wer denn außer mir das Kind betreut. Nicht nur Kollegen, auch Arbeitgeber (ich hatte ja einige im Gespräch bei meiner Bewerbungsphase) interessiert diese Frage mehr als meine fachliche Qualifikation. Mein Mann wurde dies natürlich nie gefragt. Obwohl er bei unserem ersten Sohn nicht einen Tag in Elternzeit war. Obwohl der sehr klein war...

Das ärgert mich massiv und ist irgendwann noch ein eigenen Blogpost wert.

Aber so viel (sehr lang) einleitend dazu, warum ich nach wie vor eine Feministin bin.


Feministische Mutterschaft

Als ich schwanger wurde, nahm ich mir vor, einer Tochter von Anfang an das Selbstgefühl zu vermitteln, an ihr sei nichts falsch und sie könne sich in jede Richtung entwickeln, die sie möchte, unabhängig ihres angeborenen Geschlechts.

Jetzt habe ich zwei Söhne, für die aber das gleiche gilt. Geschlechtliche Zuschreibungen betreffen jedes Geschlecht und "typisch" Junge oder Mädchen mit all den einhergehenden Erwartungen und Rollenvorstellungen sind für beide eine Einschränkung. Und die sind heftig, wie ich in den letzten Jahren gesehen habe.

Wie zahlreich diskutiert (und immer noch notwendig) kann man sich der geschlechtlichen Zuteilung schon als Babymama kaum entziehen. Jungssachen sind blau oder grün und voller Autos und Bagger, Mädchenkleidung ist rosa und mit Spitze oder Glitzer. Das geht von Kleidung über Accessoires bis hin zur Zimmereinrichtung. Der Geschmack ist vorgeschrieben und manch eine Mutter findet das Gehabe darum unnötig, aber Aktionen wie von Pinkstinks sensibilisieren und machen aufmerksam auf alltäglichen Sexismus.

Was bedeutet dies konkret im alltäglichen Umgang?

1. Ich ziehe meinen Söhnen an, was mir gefällt und lasse sie später selbst entscheiden. Für mich macht es auch keinen Sinn, nach "jungs- oder mädchentauglichen" Tragetüchern zu suchen. Meine Tragen und Tücher sollen mir gefallen, schließlich stört es mein männliches Baby nicht, wenn es in "Mädchenmuster" gehüllt wird. Da ich selbst aber eher der ungestylte Jeans und T-Shirt-Typ bin, gehe ich natürlich konform damit, was die Bekleidungsläden in den Jungsabteilungen anbieten. Mein Sohn steht auch tatsächlich total auf Autos, Motorräder und Flugzeuge - obwohl weder mein Mann noch ich irgendeine Affinität dazu haben. Sein erstes Wort war sogar "Adööö" (für Auto) und er erkennt jetzt alle Automarken anhand des Emblems. 

Trotzdem mag er auch Rosa und Glitzer, was er genauso ausleben darf wie seine Auto- und Motorradliebe. Kürzlich hatte er die Wahl bei einem Kinderregal zwischen einem blau-grünen und einem mit rosa Körben. Er wollte die rosanen. Wenn wir malen und basteln, kann es für ihn auch gar nicht genug glitzern.

Ich sehe meine Aufgabe darin, meinen Söhnen immer die Wahl zu lassen, das bedeutet aber auch, die Auswahl zu ermöglichen. Richtig ist, was gefällt.

Und es gefällt natürlich das, was wir tun.

2. Wenn ich mich fertig mache und ein wenig Make-Up auflege oder mir die Nägel lackiere, möchte mein Sohn dies natürlich auch haben. Zu Weihnachten trug er stolz zum süßen Hemd einen dunkelroten Lippenstift und in seiner Wahl der Fuß- und Nagellackfarbe ist er sehr stilsicher. (auch da bevorzugt er Glitzer) Es ist aber erschreckend, mit viel Argwohn schon auf lackierte Fingernägel bei kleinen Jungs reagiert wird.



Warten, dass die Farbe trocknet - dafür kann er tatsächlich still sitzen

Ich versuche meinem Kind diesbezüglich jede Freiheit zu lassen und ihn darin zu bestärken, dass sein Geschmack für ihn der richtige ist. Unabhängig von gesellschaftlichen Konventionen, was eigentlich für Jungs und was eigentlich für Mädchen ist. Deshalb spielt er auch liebend gerne mit meinen Polly Pocket Figuren, die ich meinen Kindern vererbt habe. Neben Duplo und massenhaft Autos liegen auch Püppchen und sein Puppenwagen, mit dem er gerne unterwegs ist.

Polly Pocket Liebe
Anhand der Reaktionen und Irritationen wird einem aber klar, wie tief verwurzelt solche festgelegten Gegenstände für Jungs und Mädchen sind. Leider erfährt dies noch eine Steigerung. Äußerliche Zuschreibungen, Spielzeug und Kleidung sind das eine, auferlegte Charakterzüge und Empfindungen eine weitere Dimension.

3. Was mich richtig wütend macht, ist, wenn meinem Sohn - da noch keine 3 Jahre alt - erzählt wird, "er solle mal so tief sprechen wie ein richtiger Mann" und "aufhören, so mädchenhaft durch die Gegend zu tänzeln". Mir ist es immens wichtig, jede Eigenart meines Kindes entkoppelt von geschlechtlicher Zuschreibung als Ausdruck seines persönlichen Charakters zu sehen und der Abwertung des einen oder anderen Geschlechts mit solchen dämlichen Kommentaren schlicht keinen Raum zu lassen. Dazu gehören auch Sprüche wie "jetzt sei' doch kein Mädchen!", "richtige Männer tun sowas nicht", usw., die kommen bei uns nicht vor. Und wer sie meinem Kind sagt, dem haue ich sie um die Ohren.

Mein Sohn ist sehr sensibel, emphatisch und gleichzeitig auch wild und ungestüm. Alles hat seinen Platz und seine Berechtigung. Genau wie seine Freude am Konstruieren, Malen, Singen und Tanzen. Ich bin jetzt schon traurig über den Tag, an dem er das erste Mal dafür (oder für seinen Nagellack) ausgelacht werden wird. Ich hoffe, dass er bis dahin genug Selbstbewusstsein hat, um sich davon nicht abhalten zu lassen.

Selbst ausgesuchtes Outfit, mit Gummistiefeln und Hut im Hochsommer
4. Jede Idee von Gleichberechtigung nützt wenig, wenn sie nicht in die Praxis umgesetzt und den Kindern vorgelebt wird. Mir sind gleichberechtigte Anteile in Familien- und Erwerbsarbeit nicht nur pro forma (für meine Altersvorsorge, ökonomische Unabhängigkeit, usw.) wichtig, auch müssen wir sie wider der gesellschaftlichen (und damit auch alltäglichen) Schwierigkeiten unseren Kindern vorleben. Außerdem fühle ich mich sonst so, als würde ich meine Ideale tagtäglich verraten.

Mama geht arbeiten, Papa bleibt Zuhause. Papa kocht und macht den Haushalt genauso wie Mama mit dem Sohn die Möbel aufbaut oder ihm das Tablet erklärt. Erst wenn unsere Kinder sehen, dass "Frauenarbeit" von ihrem Vater getätigt wird und typisch männlich konnotierte Aufgaben genauso gut von ihrer Mutter erledigt werden können, wachsen sie gar nicht erst mit der Vorstellung auf, da gäbe es Dinge, die nur Männer/Frauen können.

Natürlich interessiert sich unser Sohn darum ganz explizit für die biologischen Vorgänge, die tatsächlich an das Geschlecht gekoppelt sind. Gespräch über diese Vielfalt werden wir noch führen, wenn er alt genug dafür ist ;).

5. Mit dem vorangegangenen körperlichen Thema komme ich zu einem sehr wichtigen Punkt: sexualisierte Gewalt.
Wenn man bedenkt, dass jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens Opfer von Gewalt wird, sollte man meinen, ich wäre beruhigt, weil ich Söhne habe. Das Gegenteil ist der Fall, denn irgendwo müssen die Täter ja auch herkommen.

Immer wenn Fälle von häuslicher und/oder sexualisierter Gewalt in mein Bewusstsein kamen, habe ich mich gefragt, was diese Kerle bloß für Mütter hatten. Und jetzt bin ich selbst eine und - ganz ehrlich - dass meine Söhne zu Männern heranwachsen, die Frauen sowas antun könnten, rangiert bei mir auf Platz 2 der schrecklichsten Vorstellungen. Direkt danach, dass sie selbst Opfer von Gewalt werden.

Nicht nur als feministische Mutter (aber vielleicht deshalb besonders sensibilisiert), sehe ich es als meine Aufgabe, meine Söhne neben ihrem Selbst-Bewusstsein auch im Bewusstsein über die Grenzen anderer aufwachsen zu lassen. Das beginnt aber mit dem Recht auf ihre körperliche Selbstbestimmung. Bei uns wird niemand zu irgendwas gezwungen, es gibt weder Körperkontakt, noch Küsse, noch muss mein Kind irgendjemand die Hand geben, wenn es das nicht möchte.

Ich ziehe sie nicht aus oder berühre sie, wenn sie (schon als Baby) eine Abwehr dagegen zeigen. Das ist im Familienalltag natürlich gar nicht so leicht umzusetzen, wenn der eine grad nie Bock hat, gewickelt zu werden und der andere sich ständig gegen Baden oder Haare waschen wehrt.

Wir versuchen es trotzdem, damit sie nicht erfahren müssen, dass jemand rein mit körperlicher Kraft Macht über sie ausübt und dass das in Ordnung ist. Denn das ist es nicht. Nie.
Ich hoffe, dass sie so gar nicht erst auf die Idee kommen, sich selbst über das Nein einer anderen Person hinwegsetzen zu können. 

Foto: dpa
Als überzeugte Feministin versuche ich meinen Kindern eine Mutter zu sein, die sie bei ihrer freien Entfaltung unabhängig von Rollenerwartungen und geschlechtlichen Zuschreibungen unterstützt. Das Recht auf Selbstbestimmung wird in unserem Familienleben ganz groß geschrieben und ich hoffe sehr, dass sie vorurteilsfrei und ganz natürlich ihren individuellen Weg gehen werden. Ob als Rennfahrer mit rosa Fingernägeln oder als überzeugter Hausmann, der sich am liebsten um das Baby kümmert.

Montag, 22. August 2016

Blogparade "Mama ausgebrannt - Wege aus der Krise" - Teil II

Magna-Mater ruft auf zur Blogparade Mama ausgebrannt - Wege aus der Krise und beschäftigt sich mit einem wichtigen Thema: Erschöpfungszustände und postpartale (postnatale) Depressionen bei Müttern. Chutriel hat vor kurzem einen sehr ehrlichen Blogbeitrag über das Thema geschrieben und nun möchte ich in einem zweiten Teil meine Erfahrungen untermischen.

Ich erzähle euch jetzt meine Geschichte von Erschöpfung. Das Ausgebranntsein, das ich besonders nach der Geburt meiner zweiten Tochter erlebte, das hatte ich mir selbst zum Großteil verschuldet. Das weiß ich heute ebenso, wie ich es damals wusste, aber es gab so viele Dinge, die MUSSTE ich hinbekommen. Super-Mum! Leider vergaß ich, dass ich gar keine Superkräfte hatte und es mit irdischen Energien stemmen musste. Die Elternzeit meines Mann glänzte als super Voraussetzung, um mein Studium zügig abzuschließen, aber in der Realität ging dann doch nicht alles so lockerflockig von der Hand. Das Stillen nahm mir das kleine bisschen irdische Kraft und wache Nächte und vor allem lange Abende mit Babygeschrei und Kleinkind-Widerständen zerrten an mir, als wäre noch irgendwo Energie zu plündern.

Der Supergau mit Baby 2 und Masterarbeit

In den ersten sechs Monaten nach der Geburt, in denen viele Mütter sich ausschließlich aufs Baby konzentrieren, schrieb ich meine Masterarbeit. Warum nicht? So ein kleines Projekt schiebt man schon irgendwo dazwischen. Vollzeitstillen, Nebenjobs und Babymassage. Das könnte als Auslastung genügen, doch Super-Mum setzt sich noch in die Bib. Was war das für ein Wahnsinn, sag ich euch!

Man vergisst so viel. Ich wusste noch, dass Babys anstrengend sind, aber nach 1,5 Jahren hatte ich es doch weit genug verdrängt, um mich davon beeindrucken zu lassen. Irgendwie wird es schon gehen. Die Betonung liegt auf irgendwie, denn mein Mann kämpfte natürlich auch mit Schlafmangel und verzweifelte, weil die Haushaltsführung mit den zwei Kleinen eine echte Herausforderung war. Da konnte ich ihn nicht alleine lassen und außerdem wollte ich auch für meine Kinder da sein. Wer nimmt sich nicht vor, die Zeit mit Baby zu genießen? Also buchte ich den Babymassagekurs. Das wird schon irgendwie gehen.

Eine Entschleunigung als frisch-gebackene Familie wäre sicher nicht verkehrt gewesen. Woher kam die Eile? Mich trieben einige äußere Faktoren an, das Studium schnell hinter mich zu bringen und dann zu arbeiten: Als Bafög-Empfängerin musste ich mich an die Regelstudienzeit halten oder Rechenschaft ablegen, warum ich länger studieren will (Das ist echt mühsam und nervig). Außerdem wurde das Elterngeld meines Mannes wmit Hartz IV aufgestockt, nicht viel, da auch meine Verdienste gegengerechnet wurden, doch das fühlte sich einfach nicht gut an. Hartz IV. Nein, das wollte ich nicht länger als nötig beziehen. Und zu guter letzt gab es den alles entscheidenden Grund: Ein Jobangebot ab April. Das bedeutete, dass mir von der Geburt der Kleinen bis zur Abgabe der Masterarbeit 6 Monate Zeit blieben. Das sollte irgendwie zu schaffen sein.

Ausnahmezustand Baby

Irgendwie stellte es aber alles auf den Kopf. Wir befanden uns im Ausnahmezustand. Wie gut-organisierte Zombies schufteten wir uns durch den Tag: Masterarbeit, Jobs und Babymassage verschwimmen in meiner Erinnerung zu einem Einheitsbrei. Kinderwagen schieben und Fußnoten sortieren – So sah der Alltag aus. Freunde traf ich nicht mehr und legte meine Hobbys auf Eis. Freizeit hätte ich nirgendwo unterbringen können. Mir war in der Zeit sowieso alles zu viel. Egal bei welcher Aufgabe, man musste 100%ig da sein und das strengte mich sehr an. Ich hätte gern viel zu viel Kaffee oder Bier getrunken, aber das Stillen machte mir einen Strich durch die Rechnung.

Besonders vor den Abenden fürchtete ich mich, wenn die Kinder schrien und an Schlafen nicht zu denken war. Wieso könnte ich um 19 Uhr pennen und die Knirpse hielten bis 23 Uhr durch?

War es irgendwie zu viel? Sicherlich. Nur kann ich mir zum Beispiel auch nicht vorstellen, wie Mütter es schaffen mit Baby und Kleinkind allein fertig zu werden, z. B. während der Mann arbeitet. Ganz zu schweigen von Alleinerziehenden, die nicht einmal abends Ablösung bekommen. Ich hätte gerne mehr geschlafen in dieser Babyzeit, anstatt zu arbeiten oder mich mit Literatur herumzuschlagen, aber das können andere Mütter ja auch nicht. Babys bringen einen an die eigenen Grenzen, aber es war immer absehbar: Das geht vorbei und es wird wieder besser.

Fehlende Untersützung

Von Beginn an haben mein Mann und ich als Team zusammen gearbeitet. Das war auch wichtig, da wir keine andere Unterstützung hatten. Unsere Familien wohnten nicht in der Nähe. Dennoch haben wir ein paar dumme Fehler gemacht:


  • Die große Tochter war zu Hause. Mit 1,5 Jahren hätte sie auch schon in einen Kindergarten oder zu einer Tagesmutter gehen können, was uns vieles erleichtert hätte. Wir merkten die Herausforderung mit zwei Kindern allerdings zu spät. Als wir am Ende unserer Kräfte nach KiTa oder Tagesmutter suchten, fanden wir natürlich nichts auf die Schnelle. So etwas darf einem nicht spontan einfallen.
  • Freunde von uns haben sich schlau gemacht und sind auf tolle Angebote gestoßen, von denen wir erst im Nachhinein erfuhren. In Bonn gibt es sowohl "Familienpaten" als auch "Wellcome Engel", die jungen Familien unter die Arme greifen.
  • Wir hätten mehr Hilfe einfordern sollen. Es wäre sicherlich hin und wieder möglich gewesen, dass Familienangehörige meines Mannes, die nicht so weit weg wohnen, mal ein paar Tage vorbei gekommen wären und geholfen hätten. Man muss nicht immer alles allein bewältigen.
  • Wir hätten uns einen Babysitter zutrauen sollen. Damals schien es uns ein nicht zu bewältigender Aufwand, einen Babysitter zu casten und die Kinder an ihn zu gewöhnen. Im Nachhinein denke ich, dass es sich gelohnt hätte, diesen Aufwand zu betreiben.
Was ich daraus gelernt habe

Nach Abgabe der Masterarbeit fiel eine große Last von meinen Schultern und als die große Tochter mit 2,5 Jahren in den Kindergarten kam, entspannte sich unser Leben deutlich. Gleichzeitg hatten wir auch kein Baby mehr im Haus, da nun auch die kleine Tochter ein Jahr alt geworden war. Es wurde ruhiger.

Tatsächlich mussten wir "nur" durchhalten, aber man hätte es einfacher haben können. Warum wollte ich so eine Super-Mum sein? Mama mit Master? Bussinessmum? Naja, zugegebener Maßen fühlte es sich die damit einhergehende Bewunderung gut an. Studieren und Nebenjobs und zwei Kinder. Masterarbeit mit Note 1,3. Direkt nach dem Studium eine Arbeitstelle in der Tasche. Vollzeit versteht sich. Das kraulte natürlich das eigene Ego! Im Gegensatz zu Müttern und Vätern, die sich voll den Kindern widmen bekommt man als Macht-noch-jede-Menge-nebenbei-Mum viel Anerkennung, was schön ist, aber auch eine Falle sein kann.

Trotzdem gilt: Das Leben mit Baby ist Leben am Limit und ich kann nur allen empfehlen, meine oben aufgeführten Fehler zu vermeiden. Unterstützung von außen kann helfen, Erschöpfungszustände zu vermeiden. Gerade wenn man als Mutter oder Vater den ganzen Tag allein mit den Kindern stemmen muss, sollte man sich Auszeiten schaffen. Wenn dabei keine Familie unterstützen kann, googelt doch mal, ob es nicht auch bei euch Wellcome-Engel, Familienpaten, Tagesmütter, Vorkindergärten, Babysitter oder ähnliches gibt. Super-Mums sind wir trotzdem alle!!

Freitag, 19. August 2016

Blogparade "Mama ausgebrannt - Wege aus der Krise"

Magna-Mater ruft auf zur Blogparade Mama ausgebrannt - Wege aus der Krise und beschäftigt sich mit einem wichtigen Thema: Erschöpfungszustände und postpartale (postnatale) Depressionen bei Müttern. Da mir solche Themen immer wichtig sind und ich mich selbst als betroffen einschätze, mache ich doch gerne mit und hoffe auf weitere Folgebeiträge, um die Problematik bekannter zu machen!

Wie Melanie Couson (hier ihr Beitrag zur Blogparade) erkannte ich lange Zeit nicht, dass mich eine postpartale Depression im Griff hatte. Ich konnte meine permanente Erschöpfung der ersten 1,5 Jahre nach der Geburt von Sohn Nr.1 auf die damaligen Lebensumstände zurückführen: erst die Frühgeburt vom Kind, die Komplikationen vom Kaiserschnitt, der direkte Umzug nur wenige Monate später in ein zu renovierendes Eigenheim und der damit einhergehende Verlust meiner gewohnten Umgebung und nicht zuletzt das niemals schlafende Kind (Wieso schläft er nicht?).

Ich war so erschöpft. Erschöpft in dem Sinne, dass ich schon beim bloßen Gedanken daran, mich zu irgendwas aufraffen zu müssen, am liebsten in Tränen ausgebrochen wäre. Der Alltag lief aber, das Kind wurde von mir versorgt, ich lotterte nicht total rum und „nebenbei“ stemmte ich tatsächlich einiges: zwei Umzüge, den kompletten Haushalt alleine und einen Hauskauf plus der Renovierung.

Das wäre schon unter normalen Umständen viel, direkt nach der umwälzenden Erfahrung, ein Kind zu bekommen, war das aber tatsächlich unmenschlich. Und ich bekam keine Hilfe. Niemand sah die Belastung oder hatte Verständnis für Gefühle der Überforderung.

Das Arbeitstier Mutter

In einer Gesellschaft, in der wir selbstbestimmt Kinder in die Welt setzen können und „es uns doch gut geht“, gibt es ja schließlich keinen Grund zu klagen. Im Gegenteil, merkte ich an, wie anstrengend etwas sei, wurde ich für solche Aussagen abgestraft.
  • "Dann hättest du kein Kind bekommen sollen.“ (oder das zweite nicht, wie aktuell gerne angemerkt wird)
  • "Ich weiß gar nicht, was du hast. Früher haben wir das auch geschafft."
  • "Andere gehen noch zusätzlich arbeiten oder sind alleinerziehend."
  • "Dein Kind ist doch gesund/so süß/artig/unproblematisch."
  • "Du musst einfach öfter rausgehen.“

Laut meines direkten sozialen Umfeldes hatte ich also keinen Grund, mich schlecht zu fühlen. Im Gegenteil wurde der Mann eher bemitleidet und natürlich extrem dafür hofiert, was ER alles leistete. Den Vollzeitjob, nach Feierabend das Eigenheim renovieren, in seiner „Freizeit“ mit dem Kind spielen und dann AUCH NOCH Kochen (bester Spruch meiner Schwiegermutter).

Der arme Kerl. Als er vor mir stand und wagte, ebenfalls unglücklich mit der Situation zu sein, hätte ich ihn am liebsten verlassen. Ich fühlte mich unsichtbar, niemand achtete auf mich, auf meinen Zustand oder meine Bedürfnisse. Zu dem Zeitpunkt hatte ich nämlich schon seit fast einem Jahr das Gefühl, mich komplett verloren zu haben, ein halbes Jahr später konnte ich vor Schwindel morgens kaum noch aufstehen. Aber eine postpartale Depression? Daran habe ich nie gedacht.

Hätte ich mein Kind nicht annehmen können oder eine explizite Ablehnung ihm gegenüber empfunden, wäre mir vielleicht klar gewesen, dass irgendwas nicht stimmt.

Wie es mir ging

So aber fühlte ich mich schlicht ausgebrannt und hatte weder Energie, noch Interesse oder Freude an irgendwas. Ich ging nur noch raus, um meinen Sohn in die Krippe zu bringen und ihn abzuholen. Mich mit anderen Menschen außer ihm auseinandersetzen zu müssen, war pure Quälerei. Nach Treffen mit Freunden oder der Familie – was ja eigentlich eine Wohltat sein sollte – musste ich mich erstmal eine ganze Woche von so viel Aufwand erholen. Denn eigentlich wäre ich am liebsten zusammengrollt auf dem Boden liegen geblieben. Nach anfänglicher Euphorie darüber „mal rauszukommen“, besuchte ich schnell keine Krabbel- oder Mutter-Kind-Kurse mehr. Das war mir schlicht zu anstrengend.

Die körperlichen Auswirkungen waren ebenfalls enorm: ständige Kopfschmerzen, heftiger Schwindel, ich habe kaum gegessen und war wirklich ständig gereizt (alles Symptome einer postpartalen Depression). An sehr schlechten Tagen brüllte ich mein Kind an, an den meisten anderen zickte ich meinen Mann an. Teilweise sah ich die Schuld bei ihm, wollte er doch auch eine Familie haben, aber ich war diejenige, die sich um alles zu kümmern hatte. Ich fühlte mich allein gelassen mit allem und hatte trotzdem nie Ruhe.

Obwohl wir vorher eine gleichberechtigte Partnerschaft führten, fielen auch wir in die traditionellen Rollen zurück. Ich habe jede Minute davon ehrlich gehasst, da mir gleichberechtigte Anteile an Familien- und Erwerbsarbeit immer wichtig waren.

Trotzdem war der Gedanke daran, irgendwann wieder arbeiten gehen zu müssen, der bloße Horror. Schließlich brauchte ich zu dem Zeitpunkt alleine schon drei Stunden nach dem Aufstehen, um überhaupt in die Gänge zu kommen. Trotz der Masse an Zeit rannte ich ihr hinterher, die Tage zerflossen in einem gefühlten Einheitsbrei und die Relevanz jeder Tätigkeit nahm ab. Ob ich etwas jetzt, morgen oder nächste Woche erledigte, wen interessierte es? Wischte ich den Boden in den heiligen 30 Minuten Mittagsschlaf vom Kind, kleckerte es danach eh wieder alles voll. Außerdem trampelte jeder andere männliche Familienangehörige am Abend sowieso mit Baudreck durchs Haus.

Also ließ ich es. Und es fiel nicht auf. Das Hamsterrad aus stundenlanger Hausfrauenarbeit, die erstens niemand bemerkt (und schon gar nicht würdigt) und zweitens am nächsten Tag von vorne losging, frustrierte mich enorm. Die Sinnlosigkeit des Tuns sorgte dafür, dass ich gar nichts mehr tat. Ich dachte, ein Kind zu bekommen, würde meinem Leben den finalen Sinn geben, statt dessen fragte ich mich jeden Tag, welche Bedeutung das alles haben soll. Ich fand mein Leben ziemlich ätzend und nur weil das Kind wirklich so wundervoll ist, schrie ich nicht laut "Jawoll!" als die ganze #regrettingmotherhood Diskussion aufkam.

Aber ich verstand diese Mütter aus tiefstem Herzen. Ich empfand die abverlangte Aufopferung, das stetige Zurückstellen der eigenen Wünsche und Bedürfnisse bei gleichzeitig permanenter Kritik und Herabwürdigung meines Tuns mehr als nur frustrierend. Sogar eher niederschmetternd.

Dazu diese ständige Müdigkeit.

Trotzdem konnte ich nachts nicht schlafen. Zwar schreckte der Sohn regelmäßig auf, aber auch in längeren Schlafphasen versäumte ich Erholung, in dem ich unruhig neben ihm wach lag (ein weiteres Symptom einer postpartalen Depression).

Da dachte ich noch, würde sich der Nachtschlaf wieder einstellen, würde es mir auch endlich besser gehen. Also probierten wir alles Mögliche, um das Kind ins Bett zu kriegen. Vor 1,5 Jahren hatten wir nach totaler Erfolglosigkeit einen Beratungstermin am Deutsch-Dänischen Institut für Familientherapie in Brandenburg. Dort wurde mir in aller Deutlichkeit gesagt, dass ich die Ursache für das schlechte Schlafen meines Kindes war. Dass es mir schlecht ginge und ich mich erstmal wieder um mich kümmern müsse (hier der Post dazu), bevor sich die familiäre Situation entspannen könne. Damals konnte ich das nicht wirklich nachvollziehen.

Jetzt, im Nachhinein betrachtet, muss ich zugeben, dass die Therapeuten dort Recht hatten.

Mein Weg aus der Depression

Obwohl ich der Diagnose der Therapeuten in Berlin anfangs nicht zustimmte, änderte ich trotzdem einiges an meiner Lebenssituation. Ich forderte Hilfe ein und traf wieder selbstbestimmte Entscheidungen. Ich arbeitete auf, was mich belastete und beschäftigte mich mit mir selbst. Anstatt mich nur um das Kind zu drehen und mich zur gefühlten Bedürfniserfüllerin für ALLE anderen Familienangehörigen denunzieren zu lassen, nahm ich mir ab da, was ich brauchte.

Die gesamte Auseinandersetzung mit der Frühgeburt meines Sohnes war ein harter Weg. Ich fühlte mich auch knapp 1,5 Jahre danach immer noch schuldig und war überzeugt davon, dass er Schaden davon getragen hatte (noch so ein Symptom...).

Dass ICH eigentlich diejenige war, die dadurch beschädigt ins Familienleben startete, wurde mir aber erst mit der zweiten Schwangerschaft bewusst. Das zweite Kind bekommen zu wollen, war gefühlt die erste selbstbestimmte Entscheidung seit Jahren und setzte meinen Heilungsprozess in Gang.

Endlich positive Bestärkung

Mir half die Begleitung meiner Hebamme durch die zweite Schwangerschaft sehr. Sie arbeitete mit mir die erste auf, erklärte mir die Zusammenhänge zwischen meiner Gefühlslage und dem Erlebten (auch wissenschaftlich fundiert – das half mir mehr als jede esoterische „Herzverbindung-Bonding-Gedöns-Geschichte“) und das Wichtigste: bestärkte mich positiv in so ziemlich allem, was ich tat und vorhatte. Meine Rolle als Mutter wurde in ihrer Relevanz und Wichtigkeit hervorgehoben anstatt wie im bisherigen Familienleben zur Randerscheinung zu verkommen.

Das war komplett neuer Wind in meinem Leben. Ich fasste den Mut, wieder mehr auf mich zu hören und durchzusetzen, was mir wichtig war.

Dass ich meinen zweiten Sohn selbstbestimmt und außerklinisch zur Welt bringen konnte, war für mich die finale Versöhnung mit dem Ablauf und dem Ende der ersten Schwangerschaft. Ich fühlte mich auch ganz anders. Endlich war ich wieder bei mir, mir meiner Selbst bewusst und war wie aus einem Nebel aufgetaucht. Ich hatte wieder Kraft und Energie - trotz Stillkind, was ja auch körperlich sehr anstrengend war. Obwohl ich mich vorher ständig niedergeschlagen fühlte, erlebte ich nach der Geburt von Sohn Nr. 2 einen ganz anderen Hormonrausch. Ich war voller Energie und ihr Fehlen in den gesamten Jahen davor wurde mir dadurch erst richtig bewusst. Da wurde mir zudem auch erst bewusst, wie fremdbestimmt ich seit der Geburt von Sohn 1 durch mein Leben geschubst wurde. Erst von den Ärzten im Krankenhaus, danach von den Kinderkrankenschwestern in der Kinderklinik und dann von meiner Familie.

Also sagte ich NÖ, das musste aufhören. Endlich hatte ich wieder Kraft, für mich selbst einzustehen.

Nein zu anderen, Ja zu mir selbst sagen

Nach der Geburt von Sohn 2 setzte ich alles daran, wieder zurück in die Art von Leben zu finden, die mir persönlich immer wichtig war. Ich hatte konkrete Punkte, die ich umsetzen konnte:
  • Endlich wieder arbeiten, und zwar meiner Profession nachgehen und nicht „nur“ Dazuverdienen
  • weg vom Land und wieder zurück in die Stadt ziehen
  • Wegstreichen, was unnötig Zeit und Nerven kostet: dazu gehörte unser Eigenheim 
  • Als Eltern und Ehepaar wieder an einem Strang zu ziehen und unsere Vorstellungen von Familienleben unabhängig der gängigen Konventionen und Hindernissen durchsetzen

Seit zwei Monaten machen wir das alles. Ich habe einen Job in der Forschung gefunden, wir sind zurück in die Stadt gezogen und mein Mann hat die Elternzeit übernommen.

Zwar stecken wir gerade im absoluten Umzugsstress und haben auch mit einigen Unsicherheiten und Problemen zu kämpfen, trotzdem erlebe ich nicht mehr eine Sekunde die Gefühle von Gefangensein, Antriebslosigkeit und Niedergeschlagenheit. Obwohl unser Leben – rein objektiv betrachtet – um etliches anstrengender geworden ist.

Auf Grund dieses Vergleiches bin ich im Nachhinein wirklich überzeugt, nach der Geburt von meinem ersten Kind unter einer postpartalen Depression gelitten zu haben, die durch die zweite Schwangerschaft irgendwie ausgebrannt wurde. Nach der Geburt von meinem zweiten Sohn erlebte ich nicht einen Tag Babyblues, wohingegen sich die 2,5 Jahre davor wie ein ständiger anfühlten.
Und trotz unzähliger Arztbesuche, Gespräche im Freundes- und Familienkreis und unserer Vorindikation (die Frühgeburt des Kindes bewirkt ein erhöhtes Risiko), wurde die Möglichkeit nicht einmal in Erwägung gezogen.

Und das finde ich schon ziemlich…bemerkenswert. Im unguten Sinne.


Deshalb hoffe ich, mit meinem Beitrag zur Blogparade einen kleinen Beitrag zum Bekanntwerden dieser Problematik leisten zu können! Fühlt euch bitte frei, von euren Erfahrungen zu berichten und die Blogparade bekannter zu machen! Gerne veröffentliche ich euren Post auch anonym oder als Gastbeitrag, wenn ihr keinen eigenen Kanal dafür habt :)!

Sonntag, 14. August 2016

Die 5 witzigsten Kommentare zu den Zeichnungen meiner Tochter

Von den Zeichnungen krakeliger Wirbelstürme kommt meine Tochter inzwischen zu dem Anspruch, ihre Erlebnisse realistischer abzubilden. Man findet Beine, Augen und Flügel auf dem Papier und gleichzeitig wird die Phantasie des Betrachters herausgefordert.

Ich machte mir einen Spaß daraus, einige ihrer Kunstwerke auf Facebook freizugeben mit der Frage "Was ist das?" – Hier folgen die fünf witzigsten Antworten.

1.

"Taube im Liegestuhl"

Der Antwortende hat ganz gut hingeschaut: Links unten blinzeln zwei Augen aus der Ecke des Papiers und Flügel besitzt dieses Tierchen ebenfalls. Was es aber auf jeden Fall nicht tut, ist liegen. Ganz im Gegenteil: Es flattert! Meine Tochter hat hier einen bunten Schmetterling gezeichnet.
 
2.

"Maus mit herabhängenden Schnurrbart"
 
Nach diesem Kommentar sah ich die Maus auf jeden Fall auch. Vorn die kleine, runde Stupsnase und den Schnurrbart. Aber weit gefehlt: Die großen Ovale stellen sich erneut als Flügel heraus: Hier steht ein Käfer.

3.

"Das ist Pinocchio in dem Moment als ihn die gute Fee zum Esel verzaubert."

Wow! Was man nicht alles in eine Zeichnung hineindeuten kann! Aber tatsächlich blickt das kleine Wesen erschrocken und traurig. Über seine langen Ohren? Oder die fehlenden Arme? Das kann ich leider nicht berichten, aber verwandelt wurde es meines Wissens nach nicht. Es ist ein Hase.
 
4.

"Anna, Elsa, Olaf und Sven oder?"

Mit dieser Antwort gewinnt man auf jeden Fall das Herz der kleinen Zeichnerin, denn Anna und Elsa aus dem Film "Frozen" sind ihre absoluten Lieblinge. Nichtsdestotrotz hat sie hier etwas anderes gemalt und zwar – von links nach rechts – ihren Papa, sich selbst, ihre Schwester und mich. Hm... Ich lege das Bild lieber keinem Psychologen vor.
 
5.


"Belegte Salamipizza zum Frühstück"

So daneben lag der Antwortende nicht. Es gibt hier tatsächlich etwas zu essen, aber keine Pizza, sondern Kartoffeln. Mila zeichnete sich (rechts) mit ihrem Papa (links) beim Kartoffeln kochen.

Donnerstag, 4. August 2016

Alle Mann ins Zelt! Unser Campingtag

Ich plante ursprünglich keinen Winnetou-Sommerurlaub, sondern sah uns eher in einem Familienhotel am See oder in einer größeren Stadt durch Tierparks und Eisdielen flanieren. Warum es dann doch Camping am Liplarer See wurde, liegt vor allem an der möglichen Spontanität, mit der man so einen Urlaub begehen kann. Und unseren Freunden. 
Leider dauerte der Trip nur 24 Stunden.

Die Vorbereitung

Gemeinschaftstoiletten und Duschmarken, Mücken und raschelnde Nachbarn, harte Böden und Grashüpfer im Zelt halten viele Erwachsene vom Campingplatz fern. Als Kind oder Teenie war das noch irgendwie witzig, aber als Erwachsener möchte man lieber gemütlich im Doppelbett schnarchen und morgens ein reich gedecktes Frühstücksbuffet vorfinden. Das ist sicher auch was Feines, aber wir entschieden uns in diesem Jahr gegen den gemütlichen Entspannungsurlaub und wagten das Duschmarken-Abenteuer. 

Unsere Freunde und wir beschlossen spontan, Zelte am Liplarer See aufzuschlagen. Oh wie schön ist Panama ... äh Liplar! 

Die Idee stand schnell und genauso schnell sollte es auch losgehen: Alle Mann an Bord und schwupps konnten wir schon die Heringe auf der Zielwiese in den Boden rammen! Nur unsere Ausrüstung war noch nicht vollständig. Ein verstaubtes Drei-Mann-Zelt bargen wir aus dem Keller, doch ansonsten besaßen wir nur zwei Schlafsäcke. Also liehen wir zwei weitere Schlafsäcke, zwei Isomatten und eine Jogamatte von Freunden aus; das ging dann zum Glück doch alles unkompliziert und wir hätten sogar noch ein 5-Mann-Zelt bekommen können, aber so luxuriös musste es nicht werden. 
Alles ins Auto - UND LOS!!

Hier lässt´s sich´s aushalten!

Vier Erwachsene und vier Kinder starteten gegen 9 Uhr von zu Hause aus. Die Männer mussten das Gepäck mit dem Auto fahren - riesige Berge, bei denen man sich fragte, ob das wirklich alles nötig war - und die Frauen passierten den größten Teil der Strecke mit dem öffentlichen Nahverkehr. Am Brühler Bahnhof holte der eine Mann Frauen und Kinder dann abwechselnd ab, während der andere schon einmal mit dem Aufbau der Behausungen begann.



Der Campingplatz bestand im Großteil aus Wohnwagen. Für Zelte standen zwei kleiner Rasenflächen zur Verfügung, auf denen nur drei weitere Zelte aufragten. Mitten in den NRW-Sommerferien bei gutem Wetter direkt an einem See? Unglaublich! Aber gut für uns!

Unser Minizelt stand innerhalb weniger Minuten und das unserer Freunde war mit vereinten Kräften auch schnell errichtet. Dann kam das wesentliche: BADEN! Vor dem Mittagessen testeten wir den Strand, das Wasser und den angrenzenden Spielplatz, bevor wir uns alle im Restaurant eine leckere Malzeit gönnten. Die Essens-Auswahl direkt vor Ort ließ kaum Wünsche offen: Es gab sogar Taccos, Döner und einige vegetarische Gerichte neben Salaten, Pizzen und Fleischgerichten oder kleineren Snacks.

Mittagsschlaf - Irgendwann geben sie auf

Die Männer fuhren mit dem größeren Mädchen (4 Jahre) einkaufen, während meine Freundin ihren Sohn im Buggy in den Schlaf schuckerte. Er ist wie meine jüngere Tochter 1 3/4 Jahre alt. Ich blieb mit meinen Töchtern am Zelt und sagte ihnen, dass sie schlafen sollen, was zunächst gar nicht funktionierte, aber ich kenne das schon. Während ich mein mitgebrachtes Buch ("Alle Toten fliegen hoch. Amerika" von Joachim Meyerhoff) in der Sonne las, lagen die beiden auf den Decken oder untersuchten Dinge im Zelt. Meine größere Tochter (3 Jahre) fiel zuerst in den Schlaf, doch die Kleine hielt durch, bis der Papa kam und sie eine Runde im Buggy um den See schob.

Während des Mittagsschlafs las ich gemütlich und mein Mann ging schwimmen. Danach brach ich in die Wellen auf und schwamm mit meiner Freundin bis zu einer künstlichen Insel, von der aus wir immer wieder ins Wasser sprangen. Supercool.

Wir ham den Farbfilm vergessen! Schneeweißchen und Rosenrot...

Unsere Männer gaben in der Zwischenzeit ein lustiges Bild ab. Der befreundete Papa ließ sich von seinen Kindern mit Sonnencreme einreiben und saß wie ein klebriges, weißes Gespenst auf seiner Decke. Wieso zum Teufel hatte denn keiner einen Fotoapparat zur Hand? Noch nicht einmal ein Handy?! Ich lache noch jetzt, wenn ich daran denke. Und dann kam mein Mann dazu mit unseren endlich ausgeschlafenen Töchtern. Mein Mann, nein, mein Krebs! Er hatte sich beide Schultern und die Brust verbrannt - Wir cremen ja nur die Kinder ein... So kam ich dann noch zu meinem Winnetou. 

Was braucht es noch außer Sonne und Wasser? Bis in den Abend hinein verbrachten wir den Tag an Strand und Spielplatz. Mir fiel vorallem auf: Es war so erstaunlich leer am Liplarer See! Immer wieder kamen mir Erinnerungen an den vollen Strand an der Ostsee, wo die Urlauber Liege an Liege bruzeln. Oder in Kroatien. Decke an Decke. Hier hatten wir den Strand für uns.

Gegen 19 Uhr sammelten wir unsere Sachen und Kinder aus dem Sand zusammen und breiteten zwischen den Zelten eine Decke aus. Unser Abendlager. Als Essen wurde serviert: Brot mit Butter und Tunfisch oder Marmelade. Und was soll ich euch sagen? Es hätte besser kaum schmecken können nach so einem Tag. 


Am Kiosk holten wir uns Radler und quatschten ins Dunkel. Die Kinder wollten alle nicht in ihre Zeltlager und tobten herum, bis wir sie dann doch einfingen und in den Schlaf begleiteten. Dabei fielen mir selbst auch die Augen zu.

Nasses Erwachen

In die Dunkelheit hinein vernahm man erst leicht dann immer deutlicher Tropfen auf dem Zeltdach. Poch poch poch. Regen. Wir lagen gemütlich in oder unter den Schlafsäcken, aber bereits im nächtlichen Trommeln auf die Außenplane steckte die Vorhersage: Das war´s. Morgen müssen wir wieder abbauen und nach Hause...


So kam es dann auch. Wir mussten die Heringe lösen, die Stangen auseinander ziehen und die Isomatten einrollen, denn der graue Himmel versprach keine Besserung. Der Sommer regnete sich mal wieder so richtig ein.
So sagten wir dem Zeltplatz schließlich ehrlich gemeint: AUF WIEDERSEHEN. Wir kommen gerne wieder, gerne auch mal ein oder zwei Wochen. Die Frage "Wann wird´s mal wieder richtig Sommer?" hängt uns allen auf den Lippen. Zu schade, dass er dieses Jahr wieder so schlecht daher maschiert.

Unkompliziert und günstig

Besonders für Kurzentschlossene ist ein Campingurlaub perfekt: Irgendwo passt das Zelt schon noch hin, selbst wenn in der Saison die Pensionen belegt und alle Flüge ausgebucht sind. Es ist nicht das Meer, aber muss es das sein? 
Dieser Tag Zelten kostete uns als 4-köpfige-Familie nur 21,50 € (plus Verpflegung) und das kann man sich auch spontan gut leisten. Wir werden gerne wieder zelten. Aber dann länger. Und ohne Regen.

Dienstag, 2. August 2016

(Bau)Projekt Spielhaus - Teil 3 inkl. Erfahrungsbericht Wickey FreeFlyer

Bereits in Teil 1 und Teil 2 meiner Serie über unser Bauprojekt Spielhaus habe ich euch erzählt welchen Plan wir verfolgen um Kilian im Garten einen Mini-Spielplatz einzurichten.


Nachdem ich im letzten Teil schon zu dem Schluss gekommen war, dass kaufen fast genauso teuer ist wie selber bauen, musste nun eine Entscheidung getroffen werden. Als wir feststellten, dass der bisherige Sandkasten ein Fall für den Sperrmüll ist und ich bei meiner Planung sogar noch diverse Kleinteile vergessen hatte, fiel die Wahl überraschend leicht und wir entschieden uns für's Kaufen.


Da der Spielturm FreeFlyer von Wickey bereits als Vorlage für unsere Eigenkreation dienen sollte, haben wir uns relativ zügig dafür entschieden, diesen zu kaufen. Ein Argument hierfür war auch die ständige Erweiterbarkeit innerhalb des Wickey Sortiments. Wickey selbst bietet diesen auf Ebay wesentlich günstiger (339,00 €) an, als im Online Shop. Die Lieferung ist kontenlos und kam mit einer sehr netten und zuverlässigen Spedition innerhalb von 4 Tagen nach Kauf bei uns an.


Gemäß der beiliegenden Empfehlung packten wir den Spielturm aus und ließen das Holz bis zum Wochenende nochmal trocknen.


An die Arbeit!
Der Aufbau gestaltete sich etwas schwierig, da unser Garten sehr uneben ist. Auf einer geraden betonierten Fläche bauten wir erst die Einzelteile zusammen und stellten erst später den Kletterturm am Bestimmungsort auf. Dort müssen wir uns jetzt noch eine Lösung überlegen, wie wir den Turm besser ausgerichtet bekommen. Derzeit erledigen das Holzbohlen, was aber keine dauerhafte Lösung darstellt.


Mit einer Regenpause von gut 24 Stunden war der Turm an einem Wochenende aufgebaut. Die effektive Arbeitszeit lag bei etwa 6 Stunden.




 





Die Holzbauteile waren nur teilweise vorgebohrt um eine hohe Passgenauigkeit zu gewährleisten. Einen Bohrer sollte man also parat haben. Außerdem empfiehlt es sich, den Turm mit 2 oder 3 Personen aufzubauen oder Schraubzwingen zur Hand zu haben.
Die Anleitung bereitete uns diverse Schwierigkeiten. Während manche Einzelteile super beschrieben sind, fehlen andere völlig. Wie z. B. die Klettergriffe, für die es einfach mal keine Anleitung gab. Zum Glück waren die Schrauben hierfür zusammen mit den Griffen verpackt und konnten so zugeordnet werden. Einen Balken hat mein Mann zu hoch angeschraubt, da die Anleitung die Maßangabe nicht genau genug dargestellt hat. Letztendlich stellte das für den weiteren Aufbau aber kein Problem dar.
Das Material ist qualitativ sehr hochwertig und wirkt langlebig. Nirgends gibt es scharfe Kanten und die großen Schrauben sind mit Kappen verdeckt. Die Schrauben leisteten gute Arbeit. Bis auf die Mini Schräubchen des Fernrohres, die sich beim Anschrauben rund drehten und sich somit jetzt nicht mehr lösen lassen.

Zum Kletterturm gehört eine Strickleiter, welche wir aus Sicherheitsgründen vorerst gegen eine Tellerschaukel austauschen wollen. Weiterhin werden noch zwei Griffe nachbestellt, um den Aufstieg an der Kletterwand zu erleichtern. Leider bietet der Turm selbst keine Möglichkeit sich festzuhalten. Ist man am oberen Klettergriff angekommen, weiß man nicht wohin mit den Händen.

Alles in Allem sind wir mit dem Turm aber sehr zufrieden. Der Spaß den Kilian beim Klettern und Rutschen hat, lässt einen die kleinen Komplikationen beim Aufbau sofort vergessen!