Montag, 4. Mai 2015

Fazit: K E I N E R U H E mehr!

Dieser Ausruf ist euch wahrscheinlich genau so abrupt ins Auge gesprungen, wie mir, als ich gestern auf Arbeit einen anonymen Beschwerdebrief öffnete.
 
Tagtäglich gehen bei mir Beschwerdebriefe und anonyme Anzeigen ein. Regelmäßig geht es dabei auch um Ruhestörung. Sei es nun der Werkstattmeister, der bei 28°C mit offenen Werkstatttoren arbeitet und damit Lieschen Müller von nebenan beim Mittagsschlaf stört, oder gar der Gartennachbar, der es sich wagt am Nachmittag Holz für den Winter zu hacken und dabei Herrn Schultze seinen verdienten Feierabend versaut. Oder auch nur der Hund von gegenüber, der nach 22.00 Uhr bellend die Katzen vom Hof jagt.
 
Ich arbeite die Beschwerden ab, verschicke Anschreiben an alle Beteiligten, versuche zu vermitteln und bitte um Verständnis.
 
Im gestrigen Brief rechnete ich also mit nichts ungewöhnlichem. Bis sich schließlich unter dem übrigen Bla Bla der Grund der anonymen Anzeige offenbarte: ein Klettergerüst!
 
Hat sich doch der Nachbar in der Kleingartensiedlung tatsächlich erlaubt auf seinem eigenen Grund und Boden für seine zwei Kinder ein Klettergerüst zu errichten. Mit Rutsche! Und Schaukel! Und diese unerzogenen Kinder erdreisten sich doch auch noch tatsächlich darauf Spaß zu haben und dabei Geräusche von sich zu geben! Unerhört *Ironie off*
 
Diesen Brief betrachte ich nun aus zwei Blickwinkeln äußerst kritisch. Zum einen muss ich natürlich der Anzeige nachgehen. Zu meinem Glück gibt es keinerlei rechtliche Grundlage, die das Kinderspiel in Wohngebieten oder Gartenanlagen untersagt. Da es sich um gekaufte Gärten handelt und nicht um die berühmt berüchtigten Schrebergärten, gibt es auch keine Vereinssatzung, die hier eventuell gebrochen sein könnte. Die Beschwerde kann ich daher beruhigt ad acta legen.
 
Doch gleichzeitig wundere ich mich über die komischen Leute, die hier in meiner Gemeinde leben. So wurde vor einigen Jahren eine Lärmschutzmauer für unseren Kindergarten gefordert, da die Kinder beim Spiel auf dem Hof die Nachmittagsruhe stören.
 
Beschwerden dieser Art gehen bevorzugt von älteren Mitbürgern bei uns ein. Meist sind diese auch durchaus berechtigt. Wer will nicht seinen Lebensabend in aller Ruhe im schönen Grün der Kleingartenanlage genießen?
 
Als Mutter erschließt sich mir jedoch nicht so recht, wie man sich an fröhlich lachenden Kindern so sehr gestört fühlen kann, dass man den Nachbarn direkt anzeigen muss. Wo ist die Kommunikation zwischen den Menschen geblieben? Ist denn niemand mehr Manns genug seinen Ärger direkt beim Adressaten los zu werden? Stattdessen versteckt man sich noch hinter einer anonymen Anzeige.
 
Mich macht es traurig zu sehen, dass die Gesellschaft, selbst in einer so ländlichen Gegend, immer kinderfeindlicher wird. Oder sind es doch wir Familien, die einfach uneingeschränkte Rücksicht der Gesellschaft fordern und alle zwingen im Sinne der Erwirtschaftung der Rente mit unserem Lärm zu leben?
 
Ich stehe zwischen den Fronten und würde mir wünschen, den Fall besser lösen zu können, als ihn einfach als "zur Kenntnis genommen" abzuheften. Doch nur wenn beide Seiten mutig genug sind, mir ihren Ärger offen kundzutun, kann ich eine Lösung finden.
Bis da hin bearbeite ich die nächste Beschwerde und bitte die Bienen eines Imkers höflich, nicht über das Grundstück des Nachbarn abzufliegen.
 
Hattet ihr wegen dem "Lärm" eurer Kinder schon Probleme mit dem Nachbarn, oder umgekehrt? Wie löst ihr solche Konflikte?

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