Dienstag, 16. Juni 2015

Die unerträgliche Leichtigkeit des Elternseins


Mitte letzter Woche trat ich meine erste Dienstreise an und war von 6:30 bis 22:30 Uhr außer Haus. Mit der Dienstreise sammelte ich eine tolle, neue Erfahrung für mich selbst. Sie bereicherte mich inhaltlich und ich konnte auskundschaften, wer in meinem Bereich noch arbeitet. Das war echt spannend und toll. Also: Alles bestens. 

Wirklich? 


Diese Dienstreise sorgte für den ersten Tag seit langem, an dem ich meine Kinder gar nicht sehen konnte. Mein Baby hatte seine Mama bisher jeden Tag in ihrem Leben um sich und die 2-jährige musste lediglich während der Geburt des Babys ein paar Tage ohne mich auskommen und drei Tage im Februar, als ich nur mit Baby verreist bin. Schon da habe ich sie sehr (!) vermisst.


Woher kommt dieses Vermissen? 

Nie hätte ich vor zwei Jahren für möglich gehalten, wie „unerträglich“ sich Zeit ohne Kinder anfühlen kann. Im Gegenteil fand ich schon fast lächerlich, wenn Mütter nicht loslassen können und sich dadurch selbst im Weg stehen. Warum nicht mal etwas ohne Kind machen?


Nie hätte ich vor zwei Jahren für möglich gehalten, jemals so sehr zu lieben. 

Ja, das ist superkitschig, ich weiß. Aber so ist es halt: Meine Kinder sind mit ihrer Geburt das wichtigste in meinem Leben geworden, kleine sabbernde Schätze, die wüten und weinen können und die ich bei mir haben will. Es fiel mir besonders beim ersten Kind schwer „loszulassen“. Als ich wenige Tage nach der Geburt für zwei Stunden unbedingt in die Uni musste, dachte ich an nichts anderes als an mein Baby. Ich hatte Angst, dass ihm etwas passiert oder es ihm nicht gut geht…


Nichts an diesem ersten Uni-Tag oder meiner Dienstreise war schwierig: Mein Mann betreute, bekochte und bespaßte meine Kinder. Ich war „frei“ und gleichzeitig fiel es mir schwer, diese Freiheit zu ertragen. Ich fluchte abwechselnd auf die Bahn und die gefundene Fliegerbombe, die mir dann am Abend sogar einen Gute-Nacht-Kuss verwehrten. Als ich viel zu spät nach Hause kam, schliefen die Kinder bereits. 


Emotional knabbere ich daran, wenn ein Tag ohne meine Kinder und für meine Kinder der Tag ohne Mama verstreicht. Ist das gut? Ist das schlecht? Ist das normal?


Es ist schön.


Vielleicht ist es auch nur Biologie, aber es bleibt für mich schön. Es ist „die unerträgliche Leichtigkeit des Elternseins“, ein Gefühl, das kein Kinderloser jemals verstehen wird.

5 Kommentare:

  1. Das klingt jetzt bestimmt super weird, aber ich glaube, ich kann seit ein paar Tagen trotz Kinderlosigkeit ansatzweise(!) nachvollziehen, wie sich sowas anfühlen muss. Bin nämlich, wie es der Zufall so wollte, Katzen(ersatz)mami geworden. Die zwei sind erst zwei Wochen alt müssen von Hand aufgezogen werden. Ich musste heute kurz raus (um Katzenzubehör zu besorgen^^) und hab mich ganz furchtbar gefühlt, sie allein zu lassen. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie das dann erst ist, wenn es um die eigenen Kinder geht.

    Liebe Grüße
    Änni

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    1. Nein, das klingt ganz und gar nicht weird, sondern echt süß! Die Miezen haben eine tolle Ersatzmami gefunden; ich bin entzückt :)

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  2. Liebe Schokominza,

    am Anfang konnte ich mir auch keinen einzigen noch so kleinen Moment ohne meinen Sohn vorstellen. Das erste Mal ohne ihn war ein ganz merkwürdiges Gefühl, weil definitiv etwas ganz Wichtiges gefehlt hat.

    Mittlerweile habe ich gelernt, die Zeit allein zu genießen und als ein Geschenk anzunehmen. Er fehlt mir dann zwar, aber ich weiß ja, dass ich bald wieder bei ihm bin. Und wenn ich ihn dann in meinen Armen habe, ist das jedes Mal ein Glücksmoment.

    Alles Liebe

    Daniela

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