Vor genau zwei Jahren habe ich mit meinen Schwiegereltern ein Zweifamilienhaus gekauft, um Tür an Tür mit ihnen zu leben. Davon sollten alle was haben - wir in der Rush Hour des Lebens Hilfe mit den Kindern, sie später Hilfe im Alter. Jetzt ziehen wir wieder aus: hier also mein Erfahrungsbericht.
Es hätte alles so schön sein können. Zumindest versprachen mein Mann und ich uns sehr viel davon, mit seinen Eltern zusammen ein Haus zu kaufen. Mal davon abgesehen, dass wir ohne ihre finanzielle Einlage nie das Eigenkapital dafür hätten aufbringen können, hofften wir auf familiäre Unterstützung, um Arbeit und (kleine) Kinder unter einen Hut bringen zu können.
Doch taten sich so viele Konflikte im Zusammenleben auf, dass wir dem Familienfrieden zuliebe wieder ausziehen und unseren Teil des Hauses vermieten. Denn NOCH verstehen wir uns gut - von der Enttäuschung und dem Unverständnis ihrerseits natürlich abgesehen, dass wir unsere Koffer packen und meiner Arbeit in einem anderen Bundesland hinterher ziehen. Zum Glück unterstützt mein Mann das trotz der Verpflichtung seiner Eltern gegenüber.
Viele haben uns damals davon abgeraten und sie hatten Recht. Natürlich hätte es gut funktionieren können und es gibt auch sehr viele Beispiele, in denen so ein Zusammenleben hervorragen klappt. Bei uns gab es aber zusammenfassend etliche Punkte, die uns das Leben wirklich schwer gemacht haben:
1. Wir bleiben die Kinder. Eigentlich gehört das Haus uns und eigentlich sind wir schon erwachsen. Das ist aber so eine Sache, die nur schwer in den Köpfen der Eltern ankommt. Wir wurden permanent entmündigt, denn sie wussten es auf Grund ihrer Erfahrungen immer so viel besser. Bei allen Fragen, die das Haus betrafen und die eigentlich gemeinschaftlich entschieden werden sollten, wurden wir und unsere Wünsche letztlich immer ignoriert. "Denn die sind ja dumm!" (Zitat)
2. Wir haben unterschiedliche Vorstellungen. Das schließt an den ersten Punkt an. Was uns wichtig ist und was für meine Schwiegereltern Priorität hat, unterscheidet sich teilweise so gravierend, dass eben erwähnte gemeinschaftliches Fragen absolutes Konfliktpotenzial bereit hielten. Sie störten sich massiv an dem umgefallenen Besen vor meiner Haustür, mich interessierte das Innere des Hauses wesentlich mehr. So wie sie einfach nicht verstanden, warum uns gewisse Dinge völlig egal war, verstanden wir nicht, warum der Eindruck der Nachbarn für irgendwas relevant sein sollte.
3. Wir bleiben finanziell abhängig. Der Teufelskreis war mit ihrer Einlage gemacht und aus der Nummer kamen wir nicht mehr raus. Mit zwei Familien braucht es auch eine entsprechende Größe von Grundstück und Haus und den Umfang können wir alleine schlicht nicht tragen. Also mussten sie immer und immer wieder aushelfen, was wir erst zähneknirschend annahmen, um dann irgendwann den Baustellenstop ausriefen, damit wir nicht noch mehr Geld von ihnen benötigten. Geplant war das Haus nämlich mit zwei Gehältern, ich fand hier im hessischen Hinterland aber keine Arbeit.
4. Unsere Uhren ticken anders. Bis ich dem Schwiegervater beigebracht habe, unseren Tagesablauf mit kleinen Kindern zu respektieren, verging ein Jahr und das kostete mich viele Nerven. Baulärm zur Mittagsstunde und Besuch nach 20 Uhr, jeden Tag das gleiche Spiel und darauf folgend Theater mit dem Nachwuchs. Dass ich mit einem müden und quengelndem Kind nicht mit zum Baumarkt fahren oder in der Sommerhitze mit ihnen nicht den Garten umgraben wollte, verstanden sie einfach nicht.
5. Dauerhafte Autoritätsprobleme. Oma und Opa verwöhnen ja gerne - aber sobald die Großeltern nebenan wohnen, ist das ein Ärgerfass ohne Boden. Wir nannten unseren Sohn heimlich "King Dingeling", denn bekamen wir ihn wieder, war er wie auf Reset und machte bei uns nur Stress. Bei Oma war er der König, bei uns mutierte er danach zum Arschloch.
Und natürlich wollte er immer lieber rüber, schließlich wohnen wir Tür an Tür. Die Großeltern erfüllte das mit Stolz, mich verletzte und stresste diese tägliche Auseinandersetzung wirklich sehr. Als mein Sohn weglief, weil er zu Oma wollte und ich ihn im Garten einfangen musste, hatte ich die Schnauze voll.
6. Ich bin nur die Schwiegertochter. Jede Familie hat ihr eigenes soziales Gefüge und gewachsene Problemherde. Als Außenstehende sah ich zwar einiges differenzierter, ich steckte trotzdem mittendrin und hatte meine Rolle inne. Die der Schwiegertochter. Also die unangenehme Randerscheinung, die man am liebsten ignoriert. Und dafür habe ich mich in meiner Jugend nicht von meinem eigenen Patriarchen-Vater befreit, um mich dann dem Schwiegervater, der genauso vom "alten Schlag" ist, zu fügen. Meinem Mann zuliebe machte ich die Faust in der Tasche und stritt mich mit Schwiegervater nicht so wie mit meinem Vater damals. Es wütete aber in mir.
7. Hilfe zu fremden Bedingungen ist keine Hilfe. Die im Vorfeld versprochene Hilfe stellte sich als relativ nutzlos heraus. Meine Schwiegereltern halfen uns nur, wenn es ihnen in den Kram passte. Zwischen Aktivurlauben, Sport, Ausflügen, Kartenspielabenden usw. ließen sie sich nur auf das Babysitten ein, wenn es sie nicht an ihren Freizeitaktivitäten hinderte. Wünsche unsererseits, wenigstens feste Termine bei Oma und Opa zu bekommen (damit WIR vielleicht auch mal was planen konnten), wurden konsequent abgelehnt. Ebenso Babysitten am Samstag. Denn da hatten sie ja was vor. Unnötig zu erwähnen, dass eine dauerhafte Einplanung von ihnen - damit das Kind vielleicht nicht schon mit einem Jahr in die Krippe muss - direkt abgeschmettert wurde. Nachdem es öfter vorkam, dass eigentliche Absprachen einfach vergessen wurden und ich meine Termine absagen musste, weil sie spontan in den Urlaub fuhren, war es bei mir vorbei.
Denn ganz ehrlich, warum soll ich ein Mehrgenerationenhaus mit so viel alltäglichem Ärger aufrecht erhalten, wenn ich tatsächliche Hilfe mit den Kindern nicht erwarten kann?
Als ich nach relativ erfolgloser und zweijähriger Suche hier im Umkreis keine ansprechende Arbeit fand, aber ein sehr gutes Jobangebot in einem anderen Bundesland erhielt, nutzten wir die Chance und planen aktuell unseren Auszug. Zum Glück haben wir schon Mieter für unsere Haushälfte gefunden und wenn die sich nicht als Mietnomaden herausstellen, werden wir auch keine negativen finanziellen Konsequenzen aus diesem Fehlkauf ziehen müssen. Aber ich bin echt froh, dass wir nach nur zwei Jahren noch mal die Notbremse ziehen konnten und uns nicht dauerhaft so unwohl und eingeschränkt fühlen müssen.
5. Dauerhafte Autoritätsprobleme. Oma und Opa verwöhnen ja gerne - aber sobald die Großeltern nebenan wohnen, ist das ein Ärgerfass ohne Boden. Wir nannten unseren Sohn heimlich "King Dingeling", denn bekamen wir ihn wieder, war er wie auf Reset und machte bei uns nur Stress. Bei Oma war er der König, bei uns mutierte er danach zum Arschloch.
Und natürlich wollte er immer lieber rüber, schließlich wohnen wir Tür an Tür. Die Großeltern erfüllte das mit Stolz, mich verletzte und stresste diese tägliche Auseinandersetzung wirklich sehr. Als mein Sohn weglief, weil er zu Oma wollte und ich ihn im Garten einfangen musste, hatte ich die Schnauze voll.
6. Ich bin nur die Schwiegertochter. Jede Familie hat ihr eigenes soziales Gefüge und gewachsene Problemherde. Als Außenstehende sah ich zwar einiges differenzierter, ich steckte trotzdem mittendrin und hatte meine Rolle inne. Die der Schwiegertochter. Also die unangenehme Randerscheinung, die man am liebsten ignoriert. Und dafür habe ich mich in meiner Jugend nicht von meinem eigenen Patriarchen-Vater befreit, um mich dann dem Schwiegervater, der genauso vom "alten Schlag" ist, zu fügen. Meinem Mann zuliebe machte ich die Faust in der Tasche und stritt mich mit Schwiegervater nicht so wie mit meinem Vater damals. Es wütete aber in mir.
7. Hilfe zu fremden Bedingungen ist keine Hilfe. Die im Vorfeld versprochene Hilfe stellte sich als relativ nutzlos heraus. Meine Schwiegereltern halfen uns nur, wenn es ihnen in den Kram passte. Zwischen Aktivurlauben, Sport, Ausflügen, Kartenspielabenden usw. ließen sie sich nur auf das Babysitten ein, wenn es sie nicht an ihren Freizeitaktivitäten hinderte. Wünsche unsererseits, wenigstens feste Termine bei Oma und Opa zu bekommen (damit WIR vielleicht auch mal was planen konnten), wurden konsequent abgelehnt. Ebenso Babysitten am Samstag. Denn da hatten sie ja was vor. Unnötig zu erwähnen, dass eine dauerhafte Einplanung von ihnen - damit das Kind vielleicht nicht schon mit einem Jahr in die Krippe muss - direkt abgeschmettert wurde. Nachdem es öfter vorkam, dass eigentliche Absprachen einfach vergessen wurden und ich meine Termine absagen musste, weil sie spontan in den Urlaub fuhren, war es bei mir vorbei.
Denn ganz ehrlich, warum soll ich ein Mehrgenerationenhaus mit so viel alltäglichem Ärger aufrecht erhalten, wenn ich tatsächliche Hilfe mit den Kindern nicht erwarten kann?
Als ich nach relativ erfolgloser und zweijähriger Suche hier im Umkreis keine ansprechende Arbeit fand, aber ein sehr gutes Jobangebot in einem anderen Bundesland erhielt, nutzten wir die Chance und planen aktuell unseren Auszug. Zum Glück haben wir schon Mieter für unsere Haushälfte gefunden und wenn die sich nicht als Mietnomaden herausstellen, werden wir auch keine negativen finanziellen Konsequenzen aus diesem Fehlkauf ziehen müssen. Aber ich bin echt froh, dass wir nach nur zwei Jahren noch mal die Notbremse ziehen konnten und uns nicht dauerhaft so unwohl und eingeschränkt fühlen müssen.
Hat jemand von euch ähnliche oder vielleicht sogar positive Erfahrung im Zusammenleben mit den (Schwieger-)Eltern gemacht? Funktionieren irgendwo mehrere Generationen auf engem Raum oder erlebt ihr ähnliche Konflikte?
Das ist ja wirklich blöde gelaufen...
AntwortenLöschenAber genau deswegen hätte ich auch Angst, so ein Experiment zu wagen.
Meine Eltern haben schon immer gesagt, dass es nicht gut ist, wenn Kinder und Eltern zu dicht aufeinander wohnen. Denn Kinder bleiben immer Kinder und das ist auf Dauer nicht gut :D
Inzwischen könnte ich mir ein Zusammenleben mit meiner Schwiegermutter entspannter vorstellen, als mit meinen Eltern. Und trotzdem wüsste ich jetzt schon, dass das Konzept von einem "zuverlässigen" Babysitter niemals funktionieren würde. Denn unsere Eltern haben es "ja auch so" geschafft und würden da auch eher flexibel sein wollen. Denke ich zumindest.
Erzieherisch wären wir vielleicht auf einer Wellenlänge, aber ich wüsste auch - in Konfliktsituationen würden sie auf ihren Standpunkt beharren. Passen sie aufs Kind auf, dann nach ihren Regeln.
Sprich, vielleicht bin ich da auch zu pessimistisch, aber ich würde im Vorhinein so viel Konfliktpotential sehen, ich würde mich gar nicht trauen, so ein Experiment zu starten :D
Meine Schwiegerfamilie wohnt nahezu komplett im selben Dorf, die anderen im Nachbardorf, also sehr eng aufeinander. Anfangs hab ich das skeptisch gesehen, doch das klappt sehr gut und wir bekommen auch immer jede Hilfe. Trotzdem ist es gut, dass immer zumindest eine Straße Abstand dazwischen liegt :D
Lg,
EsistJuli
Das deckt sich wirklich mit unseren Erfahrungen und ich war vielleicht zu blauäugig oder auch am Anfang zu überfordert mit dem ersten Kind, als dass ich dachte, wir bräuchten sie unbedingt vor Ort.
LöschenGenau, es ist die unmittelbare Nähe. Sie in der weiteren Nachbarschaft oder im nächsten Dorf/Stadt zu haben, wäre wirklich was ganz anderes und für alle beteiligten besser. Da habt ihr ja eine perfekte Lösung :)!
Liebe Grüße zurück
Das deckt sich wirklich mit unseren Erfahrungen und ich war vielleicht zu blauäugig oder auch am Anfang zu überfordert mit dem ersten Kind, als dass ich dachte, wir bräuchten sie unbedingt vor Ort.
LöschenGenau, es ist die unmittelbare Nähe. Sie in der weiteren Nachbarschaft oder im nächsten Dorf/Stadt zu haben, wäre wirklich was ganz anderes und für alle beteiligten besser. Da habt ihr ja eine perfekte Lösung :)!
Liebe Grüße zurück
Ich wünsche euch alles gute für den Neustart und freue mich, dass ihr die Chance bekommt, anders glücklich zu werden.
AntwortenLöschenIch selbst kann mir gut vorstellen, mit der Schwiegermutter zusammen zu wohnen und wir haben das noch als Idee im Kopf. Bei uns ist die Sehnsucht danach allerdings schon erloschen, es wäre gut, aber es muss auch nicht sein. Mal schauen, was kommt.
Es gab allerdings eine Zeit (mit Baby, später mit Kleinkind und Baby), in der wir so dringend Hilfe brauchten und leider keine verfügbar war. Einfach mal Ruhe haben, mal eine PAUSE bekommen. Es war hart, das Leben alleine zu stemmen - aber das ist eben vorüber. Wir haben kein Baby mehr und unser Leben hat sich wieder normalisiert. Wir befinden uns nicht mehr im Ausnahmezustand, wo Hilfe dringend erforderlich ist. Es wäre trotzdem schön, denke ich, aber jetzt kommen wir auch wieder selber gut klar.