Als diejenige, die morgens zur Arbeit gehen kann, während die Kinder noch schlafen oder gerade erwachen, schätze ich mich immer als die Glücklichere. Solina erzählte von ihrem Morgen-Marathon, den erspare ich mir. Mein Mann war schon immer sportlicher.
Zur Arbeit
6:55 Uhr. Während ich im Büro die Kaffeemaschine anschmeiße in völliger Ruhe, können mein Mann und die Kinder noch ein bisschen kuscheln und rumtrödeln. Wenn die Große im Kindergarten ist - und sie geht sehr gern, da haben wir Glück - beginnt für meinen Mann die Betreuung von Annika. Und die ist gerade in so einer PHASE...
Diese Phasen, sie kommen und gehen... Ich sehe sie am Gesichtsausdruck meines Mannes, wenn ich 16 Uhr nach Hause komme. Ich sehe sie am Wäscheberg, am gestapelten Geschirr, am auf dem Boden verteilten Puzzle.
Nach der Arbeit ist vor der Arbeit.
Feierabend-Modus: Mein Mann verkündet, er werde zu Post und Sparkasse gehen und ist aus der Tür - in Freiheit. Ich hingegen stehe im Raubtierkäfig und probiere es mit einer Fütterung: Wer will einen Muffin? Wer will Äpfel? Da sind sie dabei.
Währenddessen räume ich grob auf, beginne Wäsche zu sortieren. Unglaublich, wie viele Stapel ich bilden muss. Strumpfhose Mila, T-Shirt Annika, Pulli Mila, Body Annika, Hose Mila, Kleid Annika, Strumpfhose Annika.... Manche Teile halte ich hoch, um abzuschätzen, wer das Kleidungsstück anziehen kann. Einige Stücke sind knifflig, weil Mila rausgewachsen ist und Annika noch nicht hineinpasst. Die verflixte Größe 86. Ich versuche sie auszusortieren, aber hartnäckig tauchen immer wieder neue Teile in der Wäsche auf.
Die Kids spielen
Ich widtme mich dem Geschirr. So richtig Lust habe ich ja nicht, aber wenn es erstmal sauber ist, können wir entspannen. Meine Kollegin schickte mir gestern einen Link zu einem Geschirrspüler für 200€. Ich verschwende einen sehnsüchtigen Gedanken daran, wo man den hinstellen könnte und verwerfe ihn dann wieder. Passt nicht. Macht aber auch nichts: Spülen hat etwas meditatives, rede ich mir ein. Wie entspannend...
Die Kids streiten
Die Mädels streiten sich inzwischen um den Lauflernwagen. Ich ignoriere es, bis beide verkeilt in das Gestell und ineinander auf dem Boden strampeln und immer lauter schimpfen. Keines der Kinder lässt sich überreden, das Spielzeug an den anderen abzutreten und so bin ich die böse Mama und stelle es weg.
Das Spiel wiederholt sich noch einmal mit der Spielzeuggitarre, auf der Mila "Pippi Langstrumpf" anstimmt und Annika einsteigen will. Neben dem Spülen singen wir die Lieblingslieder der Kinder einschließlich "Oh Tannenbaum" und "Happy Birthday", obwohl beides zeitlich nicht passt, dann muss ich die Zankliesen jedoch von der Musik zum Puzzeln überleiten. Sonst haben wir bald keine Gitarre mehr, sondern nur noch zerrissene Saíten. Überraschender Weise puzzeln sie nun lieb zusammen. Sie spielen ja auch gern gemeinsam, verstehen darunter aber nicht immer auch teilen oder mal abwarten.
Als mein Mann wiederkommt, habe ich das Chaos erfolgreich beseitigt. Es ist nicht immer so, dass mir das Aufräumen gelingt. Deswegen bin ich ziemlich stolz. Heute hatte ich es leicht, die Kinder haben zwar gezankt, aber sich auch gut miteinander beschäftigt.Wir essen.
Dann schlägt Mila vor, Verstecken zu spielen.
Mein Mann und Annika müssen suchen, ich halte mich zunächst raus, weil ich noch Socken sortieren will, dann packen mich aber verschiedene Einfälle und ich bin dabei. Ich lege Mila aufs Sofa und werfe eine Decke über sie. Ich stecke sie in den Wäschekorb, packe sie in meinen Kleiderschrank und dann in ihren und dann noch hinter den Wickeltisch und am Ende auf den Wickeltisch, wo ich einen Berg Kindersachen über sie werfe - lustiger Weise fiel meinem Mann der Wäschehaufen im ersten Moment nicht auf.
Mila hält die Spannung nie aus. Kaum kommen Adrian und Annika ins Zimmer, ruft sie "Papa, hier bin ich!" und jauchzt.
Nachdem wir das Abendprogramm aus Umziehen, Waschen, Zähneputzen und Wickeln bewältigt haben, schaue ich mir noch sechs Mal das gleiche Buch mit den Kindern an. Danach habe ich einen Drehwurm und Mila übernimmt die siebte Runde Vorlesen.
Hier könnte der Abend enden...
Aber Annika hat ja diese PHASE. Das wäre zumindest eine Erklärung, leider hängen die Abende nicht von der Phase ab, die sind bei uns einfach diffus. Mila legt sich in ihr Bett und schläft - "Gute Nacht, Mami". Das Wuselkind aber tobt. Mein Mann dreht also eine Kinderwagenrunde mit ihr, bei der sie einschläft, doch kaum zu Hause im Bett hustet sie sich wieder wach. Sie müffelt auch. Neue Windel, neuer Versuch. Wieder tobt sie in ihrem Bett...
Wir holen sie. Jetzt guckt sie also mit uns auf dem Sofa "Der große Diktator". Müde ist sie aber auch und knatscht und ärgert uns und so stecken wir sie schließlich um 21:45 Uhr wieder in ihr Bett. Ich mache ihr noch eine Milchflasche, sie trinkt und meckert, aber um 22 Uhr ist.... Ruhe.
Gute Nacht.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen