Mit „Papa kann auch stillen“ treffen Stefanie Lohaus und
Tobias Scholz zielsicher einen wunden Punkt unserer Zeit. Wir Paare leben heute gleichberechtigt, jeder
verdient sein Geld, läd den anderen mal zum Essen ein und macht seinen Teil vom
Haushalt. Wir leben ein 50/50-Prinzip und sind glücklich. Bis wir Eltern
werden.
Wie Paare „Kind, Job & Abwasch unter einen Hut
bekommen“, scheint nämlich nicht mehr so einfach zu sein. Plötzlich verschieben
sich die Prozente. Meistens geht der Mann weiter arbeiten, die Frau erst einmal
gar nicht mehr und später nur Teilzeit auf anderem Gebiet. Dafür liegt die
Familienarbeit bei der Frau und die meiste Hausarbeit auch. Und wo bleibt die
Freizeit und Pärchenzeit?
Worum geht´s?
Das Buch versteht sich nicht als Ratgeber, sondern will die
Kernidee des 50/50-Prinzips schmackhaft machen. Anhand vieler Beispiele
verdeutlichen die Autoren, dass zwar das
Papa-arbeitet-und-Mama-bleibt-zu-Hause-Prinzip zunächst als das naheliegende
erscheint (Papa verdient ja mehr), aber auf Dauer niemand so wirklich glücklich
wird. Die Frau vermisst die Arbeit, der Mann vermisst sein Kind. Jeder möchte
gerne die Abwechslung und Anerkennung durch eine Arbeit, aber eben auch eine
Beziehung zu seinem Kind. Was niemand möchte: Haushalt. Darüber entbrennt
schnell ein Streit, ebenso die Freizeiteinteilung und auf Pärchenzeit hat man
dann sowieso keine Lust mehr.
Stefanie Lohaus und Tobias Scholz haben daher beschlossen,
dem zu entgehen und alles 50/50 aufzuteilen. Beide nahmen sich recht lange
Elternzeit und beide traten in ihren Jobs kürzer. Sie achten darauf, dass der
Haushalt und die Freizeit gerecht aufgeteilt werden und bisher fahren sie gut
damit.
Was nervt:
Es liegt vermutlich einfach an der Tatsache selbst, dass
jemand über sein Leben ein Buch schreibt. Und eine Kolumne verfasst (www.zeit.de/serie/das-prinzip-50-50). Und eine Website gründet (5050prinzip.de).
Hat da jemand die Weisheit mit Löffeln gefressen? Auf mich macht es den Eindruck, die
zwei rufen die ganze Zeit: „Schaut her, wie perfekt wir das hinbekommen!“ Natürlich beteuern sie, dass sie nicht perfekt sind, aber mich nervt´s trotzdem. Hinzu kommt, dass sie gerade Mal seit zwei Jahren Eltern sind und auch nur ein Kind haben. Mit ihren
Weisheiten hätten sie besser noch ein paar Jahre und Kinder warten können,
damit sich ihr Prinzip auch bewähren kann.
Was ich mitnehme:
Irgendwie alles
50/50 aufzuteilen, ergibt viel Sinn, was mir auch vorher klar war, aber es hat
sich nochmal gefestigt. Dabei sind wir selbst echt weit von 50/50 entfernt und auch
das entspringt leider einer naheliegenden Entscheidung. Es ist einfacher für
mich als Berufseinsteigerin, wenn mein Mann die Kinder betreut. Würde
ich nur 50% arbeiten, müsste mein Mann eben auch 50% arbeiten
und das bedeutet viel Koordination und vor allem auch Glück, oder? Zukünftig, wenn die Kinder im Kindergarten
sind – Lasst mich mal träumen! – könnte ich mir aber vorstellen, dass wir beide
reduziert arbeiten. „Papa kann auch stillen“ zeigt ja, dass es Menschen gibt, die
das hinbekommen.
PS: Papa kann nicht stillen.
Ich kenne die beiden aus ihrer Kolumne und habe mich da schon gefragt, wie viel davon schön gefärbt ist. Wir bemühen uns ja um dieses Prinzip und scheitern täglich. Manchmal will ich es aufgeben, weil es so frustriert, aber weiß auch, dass das eigentlich keine Option ist. Denn dann ändert sich ja definitiv nichts.
AntwortenLöschenIch merke aber, wie weit wir uns voneinander entfernen, wenn wir eine klassische Aufgabenteilung fahren, also bleiben wir dran.