Montag, 9. März 2015

Leseecke: Das 50/50-Prinzip



Mit „Papa kann auch stillen“ treffen Stefanie Lohaus und Tobias Scholz zielsicher einen wunden Punkt unserer Zeit. Wir Paare leben heute gleichberechtigt, jeder verdient sein Geld, läd den anderen mal zum Essen ein und macht seinen Teil vom Haushalt. Wir leben ein 50/50-Prinzip und sind glücklich. Bis wir Eltern werden.


Wie Paare „Kind, Job & Abwasch unter einen Hut bekommen“, scheint nämlich nicht mehr so einfach zu sein. Plötzlich verschieben sich die Prozente. Meistens geht der Mann weiter arbeiten, die Frau erst einmal gar nicht mehr und später nur Teilzeit auf anderem Gebiet. Dafür liegt die Familienarbeit bei der Frau und die meiste Hausarbeit auch. Und wo bleibt die Freizeit und Pärchenzeit?  




Worum geht´s?

Das Buch versteht sich nicht als Ratgeber, sondern will die Kernidee des 50/50-Prinzips schmackhaft machen. Anhand vieler Beispiele verdeutlichen die Autoren, dass zwar das Papa-arbeitet-und-Mama-bleibt-zu-Hause-Prinzip zunächst als das naheliegende erscheint (Papa verdient ja mehr), aber auf Dauer niemand so wirklich glücklich wird. Die Frau vermisst die Arbeit, der Mann vermisst sein Kind. Jeder möchte gerne die Abwechslung und Anerkennung durch eine Arbeit, aber eben auch eine Beziehung zu seinem Kind. Was niemand möchte: Haushalt. Darüber entbrennt schnell ein Streit, ebenso die Freizeiteinteilung und auf Pärchenzeit hat man dann sowieso keine Lust mehr.



Stefanie Lohaus und Tobias Scholz haben daher beschlossen, dem zu entgehen und alles 50/50 aufzuteilen. Beide nahmen sich recht lange Elternzeit und beide traten in ihren Jobs kürzer. Sie achten darauf, dass der Haushalt und die Freizeit gerecht aufgeteilt werden und bisher fahren sie gut damit.



Was nervt:

Es liegt vermutlich einfach an der Tatsache selbst, dass jemand über sein Leben ein Buch schreibt. Und eine Kolumne verfasst (www.zeit.de/serie/das-prinzip-50-50). Und eine Website gründet (5050prinzip.de).
Hat da jemand die Weisheit mit Löffeln gefressen? Auf mich macht es den Eindruck, die zwei rufen die ganze Zeit: „Schaut her, wie perfekt wir das hinbekommen!“ Natürlich beteuern sie, dass sie nicht perfekt sind, aber mich nervt´s trotzdem. Hinzu kommt, dass sie gerade Mal seit zwei Jahren Eltern sind und auch nur ein Kind haben. Mit ihren Weisheiten hätten sie besser noch ein paar Jahre und Kinder warten können, damit sich ihr Prinzip auch bewähren kann.



Was ich mitnehme:

Irgendwie alles 50/50 aufzuteilen, ergibt viel Sinn, was mir auch vorher klar war, aber es hat sich nochmal gefestigt. Dabei sind wir selbst echt weit von 50/50 entfernt und auch das entspringt leider einer naheliegenden Entscheidung. Es ist einfacher für mich als Berufseinsteigerin, wenn mein Mann die Kinder betreut. Würde ich nur 50% arbeiten, müsste mein Mann eben auch 50% arbeiten und das bedeutet viel Koordination und vor allem auch Glück, oder? Zukünftig, wenn die Kinder im Kindergarten sind – Lasst mich mal träumen! – könnte ich mir aber vorstellen, dass wir beide reduziert arbeiten. „Papa kann auch stillen“ zeigt ja, dass es Menschen gibt, die das hinbekommen.



PS: Papa kann nicht stillen.

1 Kommentar:

  1. Ich kenne die beiden aus ihrer Kolumne und habe mich da schon gefragt, wie viel davon schön gefärbt ist. Wir bemühen uns ja um dieses Prinzip und scheitern täglich. Manchmal will ich es aufgeben, weil es so frustriert, aber weiß auch, dass das eigentlich keine Option ist. Denn dann ändert sich ja definitiv nichts.
    Ich merke aber, wie weit wir uns voneinander entfernen, wenn wir eine klassische Aufgabenteilung fahren, also bleiben wir dran.

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