Freitag, 6. März 2015

Sprich' lieber mit deinem Kind - Hände weg vom Smartphone!

Die Stadt Frankfurt sorgt aktuell mit einer Plakataktion des Sozial- und Jugendamtes für Aufsehen. Auf den Plakaten und Flyern, die in Behörden, Kitas und Arztpraxen ausliegen, werden Eltern dazu aufgerufen, lieber mit ihrem Kind zu sprechen.

Angeblich soll dies kein mahnender Zeigefinger, sondern eine freundliche Ermutigung sein, sich lieber seinem Kind zu zu wenden, anstatt zu chatten oder auf dem Smartphone zu surfen.

Im selben Atemzug wird allerdings betont, wie schädlich die Smartphone-Nutzung der eigentlichen Bezugsperson auf die Eltern-Kind-Beziehung zu sein kann und was das Kind dadurch alles nicht lernt. Bzw. wie notwendig die permanente Aufmerksamkeit für das Kind ist.


Ok, auf der einen Seite stimme ich den besorgen Sozialdezernats-Menschen zu, die "Head Down"-Generation hat tatsächlich ein innigeres Verhältnis zu ihrem Smartphone als zu ihren Mitmenschen.

Aber was sind wir denn nun?

Helikopter-Eltern, die ihren Kinder zu viel Aufmerksamkeit geben und sie zu Tyrannen erziehen oder vernachlässigen wir unsere Kinder jetzt doch schon wieder durch die Nutzung von Smartphones?

Natürlich ist auch hier - wie sonst auch - das Maß entscheidend. Hänge ich oft am Smartphone und fällt mein Kind deshalb von der Couch? (Ja, ist passiert. Einmal. Wirklich nur EINMAL!) 

Das geht so natürlich nicht, da mag die Kritik gerechtfertigt sein. Aber spätestens, wenn das Kind mobiler wird und man ihm wirklich schon aus überlebensnotwendigen Gründen 150% der Aufmerksamkeit widmen muss, wird jedes Elternteil das Smartphone aus der Hand legen, weil alle Hände für das Kind gebraucht werden.

Aber ist das Smartphone nicht auch mein einzig gefühlter Kontakt zur Außenwelt? Leider ja. Vor allem während der stundenlangen Kinderwagenfahrten, wenn der Babyschatz NUR beim Geschaukel schläft oder in den unzähligen einsamen Nächten, wenn außer mir und Kindchen zum Glück auch noch andere Mütter wach sind und wir uns zusammen über Messenger-Apps die Zeit vertreiben können. 

Außerdem haben wir das Smartphone doch nicht nur zum Surfen in der Hand. Es entstehen so viele Fotos und Videos, alle Momente werden festgehalten und geteilt. Mein Sohn wird mehr Bild- und Tonmaterial von seinen ersten Jahren von sich haben, als ich und meine Schwestern zusammen in Jahrzehnten. Und wir schaffen Erinnerungen und teilen sie mit der Welt und unseren Freunden. 

Damit bekommen unsere Kinder garantiert mehr (nachhaltige) Aufmerksamkeit als manch besorgter Pädagoge meint.

Also, liebe Technikphobiker_innen: das Fernsehen hat uns aller Unkenrufen zum Trotz auch nicht verblödet. So lasse ich mir also kein schlechtes Gewissen einreden und vereinbare sicherheitshalber trotzdem smartphonefreie Stunden am Tag und am Wochenende, die mein Sohn meine ungeteilte Aufmerksamkeit bekommt!

Wie seht ihr das? Seid ihr oft mit eurem Smartphone beschäftigt? Leidet die Eltern-Kind-Beziehung drunter?

4 Kommentare:

  1. Ich gehöre zu den Menschen, die von Smartphones eher genervt sind, weil viele sich darin verlieren. Mein Onkel sagte mal zu mir: "Es ist unhöflich, zu lesen, wenn andere da sind", weil ich auf einer Familienfeier in ein Buch vertieft war. Und das stimmt. Wenn Freunde mit mir unterwegs sind, aber mit dem Smartphone rumspielen, bitte ich sie, sich lieber mit mir zu unterhalten – Viele merken gar nicht, dass sie gerade unhöflich sind. Es ist mir wichtig, auch meinen Kindern NICHT zu vermitteln, dass dieses ständige Rumgedaddel normal ist. Gegen eine sinnvolle Mediennutzung habe ich aber nichts. Wir gucken auch Kikaninchen auf YouTube oder skypen mit Oma.

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    1. Da hast du Recht, wenn das Handy die Interaktion dominiert, obwohl eigentlich Anwesende dafür da sind, ist es nur eine Plage.
      Aber ich finde es ziemlich...belehrend, wenn ich solche Plakate sehen. Vor allem, wenn die Frau mit dem Kinderwagen mit ihrem Smartphone spielt und es vielleicht das erste Mal am Tag ist, dass das Kind schläft und sie mal Nachrichten lesen kann. Aber das wird halt nicht bedacht, mir gefällt halt diese einseitige Färbung nicht, mit dem diese "Aufrufe" daher kommen.
      Und ich finde, das ist typisch für eine öffentliche Meinung über das Mutter-Dasein. Die 300mal, die man am Tag mit dem Kind gespielt hat und jede Aktion kommentiert hat, werden mit den vielleicht fünf Minuten, die man auch mal lieber aufs Smartphone guckt, gefühlt zu nichte gemacht.

      Viel schöner wären Plakate, auf denen steht: "Danke, dass du für dein Kind da bist. Gönne dir doch mal fünf Minuten!"

      Aber nein, unsere Handlungen werden kritisiert. Darüber geht es mir eigentlich eher ^^.

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    2. Es macht wahrscheinlich Spaß, Eltern zu kritisieren. Im Grunde machen wir doch alle alles falsch ;)

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  2. Ich hätte jetzt eher ein Plakat erwartet, auf dem Mutter/Vater und ein/e Jugendliche/r jeweils mit Smartphone zu sehen sind. Das wäre vielleicht sinnvoller.
    Aber naja, Jugendliche kann man heutzutage vielleicht sowieso nur noch per Smartphone erreichen, wie auch immer.
    Wisst ihr was? Ich habe gar KEIN Smartphone! Wie sollen meine armen Kleinkinder denn lernen, damit umzugehen! :oP
    Richtig, Schokominza, was und wie wir es machen, es ist eh immer verkehrt.

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