Donnerstag, 19. März 2015

Schluckstörung Teil 2 - Diagnose und Behandlung

Wie ich euch bereits vor zwei Wochen berichtet habe, befinden wir uns jetzt in Behandlung bei einem Logopäden wegen Kilians Schluckstörung. Heute will ich euch zunächst berichten, was die Logopädin vermutet woran es hängt und was sie uns für eine Behandlungen angeboten hat.
 
In der Praxis unserer Logopädin Elisabeth hat sich Kilian sofort wohl gefühlt. Während er also spielend das Zimmer erkundete, führten Elisabeth und ich erstmal ein ausführliches Gespräch: Was ist das Problem? Wie äußert sich dieses? Gibt es andere Sachen die uns aufgefallen sind? Wie war eigentlich die Geburt?
 
Notkaiserschnitt...
 
Elisabeth schaute mich mit ernster Mine an und erklärte mir sehr einfühlsam, was sie vermutet. Da mein Kopf allerdings sofort um den für mich sowieso nicht verarbeiteten Kaiserschnitt kreiste, kann ich nur folgendes wiedergeben:
 
Für einen natürlichen Geburtsverlauf sind Reflexe des Babys nötig. Einer dieser Reflexe ist der sogenannte Streckreflex. Das Kind macht sich steif und bahnt sich so seinen Weg durch den Geburtskanal.
Ein weiterer Reflex, der sich bereits im Mutterleib entwickelt ist der asymmetrische tonische Nackenreflex (ATNR), die sogenannte Fechterstellung. Dieser dient dem Selbstschutz vor körperlichen Gefahren. Beide Reflexe sollten sich in den ersten Wochen nach der Geburt verwachsen. Dies wird bei der U3 und U4 für gewöhnlich festgestellt.

Nach kurzer Untersuchung durch Elisabeth stand jedoch fest, dass beide Reflexe bei Kilian noch ausgeprägt vorhanden sind.
Diese nicht altersgerechte Entwicklung zwingt Kilian in eine Schonhaltung der Halswirbelsäule. Vermutlich blockiert dies den gesamten Kiefer- und Halsbereich. Und man kann sich vorstellen, dass das nicht ganz schmerzfrei von statten geht.
Insbesondere das Fortbestehen des ATNR könnte in der weiteren Entwicklung zu Problemen in der Motorik führen.
 
Die Behandlung
 
Da eine Behandlung der eigentlichen Problemzone Hals bei so kleinen Kindern kaum möglich ist, versuchte Elisabeth zunächst Blockaden zu lösen, indem sie an Druckpunkten am ganzen Körper Reflexe ausgelöst hat. Kilian fand diese Prozedur sehr amüsant und kicherte.
Bis auf die Kinderlieder die wir dabei gesungen haben, erinnerte mich diese Methode eher an unseren Osteopathen.
 
Im weiteren Verlauf der ersten Sitzung zeigte mir Elisabeth dann einige Übungen, die ich nun zwei mal täglich mit Kilian durchführen muss. Dabei versuchen wir durch einfache Bewegungsmuster die vorhandenen Reflexe zu stoppen und aufzulösen, sie ihm quasi abzugewöhnen.
 
Der bisherige Erfolg
 
Nachdem wir nun zwei Wochen mit Kilian fleißig waren, konnten wir immerhin kleine Verbesserungen feststellen. Besonders beim Abendessen nimmt Kilian jetzt wieder größere Mengen Nahrung auf. Kleine Stücken Wiener Würstchen wurden sogar teilweise gekaut und abgeschluckt. Sein neues Lieblingsessen am Abend ist Rührei. Auch die Flaschen in der Nacht wurden weniger.
 
Trotzdem wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis von einem altersgerechten Essverhalten die Rede sein kann.
 
Mich hat eine Aussage der Logopädin besonders hart getroffen: "Ihr hättet früher kommen sollen!" Zum Einen wäre für sie und für uns die Behandlung einfacher gewesen, da ein motorisch noch nicht so aktives Kind sich bei den Übungen weniger wehrt und zum Anderen, da die Behandlung vielleicht längst abgeschlossen wäre, wenn wir vor 6 Monaten damit begonnen hätten. Unsere Kinderärztin hätte feststellen müssen, dass diese Reflexe noch nicht verschwunden sind und hat uns stattdessen mit "Das verwächst sich schon noch" immer weiter vertröstet.
 
Die zweite Behandlung bei unserer Logopädin steht heute an. Ich bin gespannt, was ich euch in nächster Zeit noch darüber berichten kann.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen