Dienstag, 19. Januar 2016

Das erste Kind ist zum Üben, das zweite zum Genießen

Seit zwei Wochen sind wir nun zu viert und da wir erst die Weihnachtsferien und jetzt noch die Elternzeit vom Ehemann genießen können, fällt mein Fazit zum Geschwisterchen doch ganz positiv aus - und hält zumindest bis zu dem Zeitpunkt an, an dem beide Kinder krank sind oder ich Zähne/Schübe vom Baby mit Trotzanfällen vom Kleinkind alleine meistern muss.

Warum das zweite Kind zum Genießen ist:

1. Man weiß, wie es geht. War man beim ersten Kind voller Unsicherheit, weiß man jetzt einfach, wie es funktioniert. Wickeln, Unterwegs sein mit Kind, Füttern, Schreiattacken...Dinge, die beim ersten Baby noch für Schweißausbrüche und Panikanfälle in der Öffentlichkeit gesorgt haben, sind jetzt Routine und stressen wirklich nicht mehr sonderlich.

2. Ich bin die Mama, ich bin die Expertin für mein Kind. Hallo Selbstbewusstsein, da bist du ja endlich. Fühlte man sich beim ersten Kind umringt von Besserwissern, die mit Argusaugen jedes Verhalten beobachtet und abwertend kommentiert haben, interessiert sich für das zweite Baby meistens niemand mehr. Zumindest spart sich das Umfeld die Kommentare, und wenn doch was kommt, interessiert es MICH definitiv nicht mehr. Dafür hatte ich in den letzten Jahren einfach zu oft Recht als dass ich mir noch mal die Butter vom Brot nehmen lasse.

3. Es ist nur eine Phase. Ist es wirklich, das WEIß man jetzt einfach. Beim ersten Kind musste man sich das mantramäßig immer wieder vorsagen und konnte es trotzdem nicht so wirklich glauben. Aber rückblickend ist einem nun bewusst, wie schnell die ersten Jahre mit dem Kind vergehen. Zwar freue ich mich nicht wirklich auf besagte Phasen (Zähne, Schübe, Krankheiten, Impfreaktionen, ...), aber auch die schönen Dinge gehen schnell vorbei und werden jetzt beim zweiten Kind voll ausgekostet.

4. Babys sind nicht wirklich anstrengend. Clusterfeeding? Ewiges Rumtragen wegen Bauchweh? Klar, es ist anstrengend, aber nicht so anstrengend wie ein Kleinkind, das motzt, Blödsinn macht, einem stundenlang das Ohr abkaut, bespaßt, unterhalten, außerdem auch geschleppt und vor allem gefordert werden will. Hach, wie viel ein Baby am Anfang schläft....das ist so schön. Und warum fand ich das damals nochmal so anstrengend? Will es nicht abgelegt werden, kommt es ins Tragetuch. Und fertig. Den 3kg-Zwerg die halbe Nacht schaukeln beansprucht meine Muskeln nicht wesentlich, die sind trainiert vom ersten.

5. Kinder können mehr ab, als man meint. Wurde das erste Kind noch wie ein rohes Ei behandelt und lief man den halben Tag auf Zehenspitzen oder wollte es niemandem sonst in die Hand geben, wächst das zweite mit dem Lärm und den überschwänglichen, häufig etwas groben Zuneigungsbekundigungen vom Erstgeborenen auf. Ich gucke nur, dass Sohn 1 Sohn 2 nicht unbedingt zerquetscht. Und da man manchmal für den Erstgeborenen beide Hände braucht, damit er sich nicht umbringt/das Tiefkühlfach ausräumt/aus der Haustür läuft/im Bad das Wasser anstellt/..., muss man das Baby halt auch mal eben auf dem Teppich ablegen.

6. Man härtet ab. Wie oft dachte ich, ich kann nicht mehr. Und wie oft ging es trotzdem noch ein Stück weiter. Und dann noch weiter. Chronischer Schlafmangel, Krankheitsausbrüche im Urlaub, Zugausfälle mit Kind und Krempel, Unfälle, ... Kinder härten ab. Aber sowas von. Davon profitiert das zweite Kind ungemein, schließlich regt mich kaum noch was auf.

7. Man weiß sogar, wie es besser geht. Man weiß nicht nur, wie es läuft, man weiß jetzt auch, was man besser nicht nochmal, bzw. anders macht. Abgestillt ist schnell, aber die Muttermilch kommt nicht wieder. Will man nochmal nach der STIKO impfen? War der Krippenstart zu früh? Wirklich grundlegende Fragen kann man sich nun sicherer beantworten, da man die Folgen am ersten Kind gesehen hat.

Frei nach dem Motto - danke Solina für den Spruch :-D - "Kinder sind wie Pfannkuchen, der erste geht immer daneben."

Nein, das stimmt natürlich nicht ;). Aber wer kein Anfängerkind als Erstgeborenes abbekommen hat (solche soll es ja geben), sondern eins der herausfordernden aka anstrengenderen Sorte, gerade der SOLLTE eigentlich unbedingt noch eins bekommen. Diesmal um es vollständig zu genießen.

3 Kommentare:

  1. Soweit kann ich zustimmen, nur beim 4ten Punkt muss ich den Kopf schütteln: Babys sind SOOOOOO anstrengend und ich bin froh, dass wir die Zeit rum haben :D

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  2. Mein 2. Kind war definmtiv kein anfägner-baby mehr. Komisches Phänomen: die meisten Eltern die ihr 1. Kind bekommen scheint alles zu können, es schläft durch, weint wenig, es gibt keine Problem mit der Beikost oder ähnlichem. Und ZACK: das 2. Kind ist gleich komplett das Gegenteil. XD
    So war es zumindest bei mir und ich bin heilfroh dass meine Kleine (inzw. 2 J. und 1 M. alt) super selbstständig ist und ich auch mal die Küchentür ran machen kann und die Kinder allein spielen lassen kann und ich während ich koche mal Auszeit habe. Ich mache einiges bei meiner Kleinen anders. Aber auch der Charakter ist anders! Was ich früher mit meiner Großen mit 2 machen konnte, kann ich bei einigen Dingen bei meiner Kleinen (noch) nicht tun. Zum Beispiel ist und war meine Große extrem weit was die Straßenverkehrsordnung angeht. Mit 2 habe ich sie das 1. mal bei DM allein einkaufen lassen(ich war natürlich dabei!), sie lief auf dem Gehweg weder an meiner Hand, noch saß sie die ganze Zeit im Buggy. Die Kleine ist geistig nicht so reif, dass ich das mit ihr machen könnte.
    Heute ist die Große 5,5 Jahre alt und wir fahren mit ihr über einen km weit mit dem Fahrrad durch die Stadt zum einkaufen. Alles ohne Probleme!

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    1. Die Kleinen sind tatsächlich ganz anders und ich bin gespannt, welche Erfahrungen chutriel da noch machen wird. Mein kleines Mädchen ist ein ziemlicher Wirbelwind und superfrech. Mit ihr werden wir noch unseren Spaß haben :-D

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