Hier mein Erfahrungsbericht:
Bonn. 21:27 Uhr.
Die Nacht ist angenehm mild und trocken. Mit Rucksack auf dem Rücken und Tasche um die Schulter warte ich auf den Bus. Neben mir steht mein Mann mit dem Buggy, in dem Mila gerade wieder wach geworden ist. Sie wird nachher in der Regionalbahn einschlafen. Mein Mann bringt uns nach Köln, wo es losgehen soll: Unsere erste Reise mit dem Nachtzug.
Köln. 23:10 Uhr.
Unsere Wartezeit haben wir auf dem Bahnhof im Zeitschriftenladen vertrödelt und jetzt heißt es: Los geht´s! Ich hebe das schlafende Kind aus dem Buggy und trage es zu unserem Abteil ins Bett. Sie schläft einfach weiter, während ich meinem Mann durchs Fenster winke. Diese Reise unternehmen nur wir zwei Mädels. Unsere kleine Annika schläft bereits bei ihren Großeltern in Bergisch Gladbach, wo sie zwei Tage Urlaub machen wird. Der Kindergarten hat geschlossen und mein Mann muss arbeiten. So machen wir alle Urlaub. Ja, auch mein Mann, der vielleicht am meisten, denn er hat ja trotz Arbeit immerhin kinderfrei.
Köln 23:13 Uhr.
Der Nachtzug ruckelt los, das Kind schläft und ich freue mich, dass sich niemand mehr in unser Doppelzimmer gesellt. Wir sind allein. Ich zeige noch mein Ticket vor und dann lege ich mich zu meiner Tochter, lasse mich von den Ruckeln noch einige Minuten wach halten, doch dann schlafe ich ein.
Berlin. 6 Uhr.
Ich vermute, dass es irgendwo in Berlin ist, wo ich aufwache. Ein Schild entdecke ich beim Blick aus dem Fenster nicht. Zunächst erwache nur ich, aber kurz darauf auch Mila. Sie freut sich, endlich im Nachtzug zu sein und stellt neugierig Fragen. Wieso schläft oben niemand? Wo ist denn die Tür? Können wir das Licht anmachen? Wo sind die anderen Leute? Ist Papa wieder nach Hause gefahren?
Die Frage der Fragen: Wie gemütlich ist der Schlafwagen?
Die Betten sind eher schmal geschnitten, weswegen wir uns zu zweit sehr aneinander kuscheln mussten. Auch hätte ich gern einen Rausfallschutz gehabt, für den Fall, dass der Zug scharf bremmst, wenn ich gerade auf der Seite liege. Bedenken hatte ich schon, aber an sich war es wirklich sehr gemütlich und gerade wenn man allein reist und das Bett für sich hat, kann man sich kaum beschweren.
Berlin. 6:30 Uhr.
Gemütlich lesen wir zusammen ein Buch (Die Zaubermähnen), bis Mila hungrig wird. Als Proviant haben wir Käsebrötchen, Zitronenkuchen und Birne dabei. Zu trinken gibt es Limo. Man gönnt sich ja sonst nichts. (Naja gut, eigentlich schon manchmal. Oder ständig.)
Ich entdecke ein Waschbecken in unserem Schrank. Plus Seife und Handtuch, cool. Ich wasche mich und trage im schaukelnden Wagen Mascara auf und schminke die Wangen rot. Chice Frau! Neben dem Doppelstockbett fühle ich mich trotzdem wie im Schullandheim. So sitzen wir dann auch auf dem Bett zwischen unseren Sachen und spielen etwas. Dann malt Mila auf dem Boden in ihrem Malbuch und ich döse noch etwas.
Irgendwo bei Nirgendwo. 8:20 Uhr.
Wir werden "geweckt" und bekommen ein Tablett mit Frühstück. Inbegriffen in der Buchung! Eine tolle Überraschung: Kaffee, Orangensaft, Tee. Fünf Brötchen UND ein Milchbrötchen mit Butter, Leberwurst und Marmelade. Wir können nicht mehr so viel essen, wie wir möchten, und packen den Rest in unseren Rucksack. Jetzt sind wir ausgeschlafen und gut versorgt.
Dresden. 9:10 Uhr.
Mit einer leichten Verspätung beenden wir unsere Nachtzug-Fahrt. Insgesamt waren wir etwa zwölf Stunden unterwegs, aber fühlen uns pudelwohl. Meine Eltern und meine Nichte warten vor dem Bahnhof im Auto, begrüßen uns herzlich und dann fahren wir noch etwa eine Stunde bis zu ihnen nach Hause.
Langburkersdorf. 10 Uhr.
Wir sind da. Wir sind begeistert.
Wie teuer war es?
Was natürlich auch interessant ist: Der Preis.
Die Fahrt an sich kostete 30 € und die Reservierung in einem 2-Bett-Schlafwagen schlug zusätzlich mit 66 € zu Buche. Wir haben also viel Geld ausgegeben, sind jedoch wie im Schlaf 600km gereist. Das war es uns wert.
Ich würde es wieder tun, wenn es möglich wäre.
Immerhin können wir jetzt sagen: City-Night-Line - Wir waren dabei!
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