Dienstag, 8. November 2016

Zwei Jahre mit zwei Kindern

Vor einem Jahr bloggte ich über unser erstes Jahr mit zwei Töchtern (hier) und nun ist die Zeit für ein Update gekommen. Während das erste Jahr sehr an unseren Kräften zehrte und wir auf die Probe der Belastbarkeit gestellt worden waren (auch wegen der Masterarbeit und meinem Jobeinstieg), konnten wir uns im zweiten Jahr schon hin und wieder zurücklehnen und entspannen.




Wie wäre es ohne Geschwisterkind?

Im ersten Jahr stellte ich mir diese Frage noch ganz automatisch, weil ich mit Baby und Kleinkind zwischen Chaos und Schlaflosigkeit pendelte. Es war so schön und so wahnsinnig anstrengend - Nur mit Kleinkind wäre es für uns entspannter gewesen. Vermutlich. Den Vergleich hat man natürlich nicht. Inzwischen reicht meine Phantasie aber schon nicht mehr so weit, mir ein Leben mit nur einem Töchterchen vorzustellen. Es fühlt es sich bereits so an, als wären die beiden schon immer gemeinsam auf der Welt gewesen. 

Natürlich sind aufwändigere Aktivitäten einer zu unternehmen, wenn man nur ein Kind hat und darum nehme ich zum Beispiel derzeit nur Mila (3,5 Jahre) mit auf Reisen und Annika (2 Jahre) verbringt derweil Papa-Zeit zu Hause. Doch kleinere Ausflüge wie einen Zoobesuch oder Freibadaufenthalte unternahm ich in diesem zweiten Jahr bereits mit beiden zusammen und das lief erstaunlich gut. Ich sprach mit Mila vorher darüber, dass es wirklich wichtig ist, dass sie auf mich hört, wenn wir gemeinsam baden gehen. Wir müssen schließlich auf Annika aufpassen, unser kleines Rabaukenkind.


Ohne Geschwisterkind wäre es bei uns inzwischen nicht mehr einfacher oder ordentlicher oder entspannter. Es wäre nur anders und vorallem würde einfach jemand fehlen.

Die Faszination an zwei Töchtern:


  • Geheime, kleine Geschwisterwelt.
    Manchmal sitzen sie auf dem Sofa und kichern gemeinsam über den Quatsch, der ihnen gerade eingefallen ist. Sie spielen zusammen oder tanzen. Annika nimmt bereits an Milas Rollenspielen teil, in denen sie entweder das Baby oder der Hund sein darf. Derzeit ist aber vor allem St. Martin aktuell. Wenn Mila mit Steckenpferd und Mantel durch die Wohnung reitet, soll Annika der Bettler sein. Das klappt nicht so gut. Stattdessen reiten am Ende immer zwei St. Martins am Sofa vorbei und ich darf winken.
  • Sie passen aufeinander auf.
    "Milas Teller!", sagt mir Annika, wenn ich unbedacht ihr den Teller der Schwester hingestellt habe. Nicht, weil sie den nicht möchte, sondern weil sie weiß, dass Mila von ihrem Lillyfee-Teller essen möchte. Wenn sich eine stößt, schaut die andere, was passiert ist oder leitet Informationen an die Eltern weiter: "Papa! Annika möchte eine Milch trinken."
  • Streiten muss gelernt sein
    Natürlich streiten sie sich. Das bringt ein Zusammenleben mit sich. Wobei ich vom Gefühl her sagen würde, dass es sich (noch?) in angenehmen Grenzen hält und man ihre Probleme gut lösen kann. In dem geschützten Umfeld zwischen Eltern und mit Geschwistern lässt sich vieles ausprobieren und die Kleinen sammeln ihre Erfahrungen. Bei uns ist es so, dass die Große viel einstecken muss, weil die kleine Wildfang-Schwester sich durchzusetzen weiß: Sie haut, schreit und beißt. Ich neige dazu, solche Konflikte zu beobachten und nicht gleich einzugreifen. Auch Streiten muss und darf man schließlich, wenn es darum geht, wer jetzt gerade das Malbuch haben darf und wer die Kette bekommt.
  • Küsschen für die Schwester
    Was für ein Glück: Die Kinder haben sich trotzdem lieb! Ein Biss der kleinen Schwester ist schnell vergessen. Sie erwachen und nehmen einander in den Arm. Das ist supersüß und schmelze dahin.
  • Eltern haben frei
    Dieses Level erreicht man als Eltern wahrscheinlich sowieso irgendwann, ob das Kind nun Geschwister hat oder nicht. Es ist super! Die Kids stapeln das Lego und lassen Figuren hindurchwandern, während ich mit meinem Chai Latte in der Hand ein Buch lese. Okay, das ist ein bisschen übertrieben. Meistens komme ich nicht weiter als drei Seiten und ein paar Schlucke, weil dann eine Windel gewechselt werden muss oder jemand Wasser verschüttet hat oder die Puppe ihr Kleid nicht allein anziehen kann. Aber immerhin: 3 Seiten, liebe Eltern. Das Leben macht Fortschritte.
  • Sachen kommen zweimal in Gebrauch
    Gerade mit meiner Nähleidenschaft fände ich es schade, wenn meine große Tochter aus einem Pulli heraus wächst und das war´s dann schon. Bei uns wandert das Stücke von Schrankfach 1 in Schrankfach 2 und wird direkt weiterbenutzt. Mila ist zwar noch zwei Nummern größer (104) als Annika (86/92), aber da Kleidung unterschiedlich ausfällt und selbst Genähtes sowieso, passen die Sachen wirklich recht schnell auch der Kleinen.
  • Klein lernt von Groß
    Zum Teil bringt Annika viel aus dem Kindergarten mit, zum Teil lernt sie aber auch von ihrer großen Schwester. Sie eifert nach und sie will dabei sein. Wie ein Meister schlägt sie beim Backen bereits Eier auf und überbietet damit sogar ihre Schwester. Mila geht da noch zu vorsichtig vor. Die Kleine versucht mitzusingen, wenn Mila wie ein Kassettenrekorder ein Lied nach dem anderen vorträgt, und auch sie möchte mit der Schere schneiden, aufs Töpfchen gehen, aus dem Glas trinken und ihre Jacke anziehen.
    "Alleine!" ist gleich nach "Gummibärsche" ihr Lieblingswort.
     

Organisation ist alles? 

Vor einem mittelgroßen Problem standen wir, als mein Mann nach drei Jahren Elternzeit spontan eine Stelle bekam. Er hatte sich beworben und - Bing - er durfte starten. Das löste zunächst Jubel bei uns aus! Ich konnte somit auf 30 Stunden reduzieren, weil er nun auch verdienen würde. Er freute sich auf die neuen Aufgaben und darauf, "raus" zu kommen aus Kinderbespaßung und Haushaltsführung. Drei Jahren reichten; es war Zeit für Neues.

Aber: Annika hatte mit einem Jahr keinen Kindergartenplatz bekommen und wurde deshalb noch zu Hause betreut, was bislang in Ordnung gewesen war. In der nächsten Bewerbungsrunde hatten wir sogar bereits einen Platz für sie bekommen - In 4 Monaten sollte es losgehen. Aber was bis dahin tun? Es folgte ein Hin und Her mit verschiedenen Tagesmüttern, die für so einen kurzen Zeitraum kein Kind aufnehmen wollten, und wir versuchten es über die Stadt und das "Netzwerk Kinderbetreuung" in Bonn, bei denen aber leider lediglich die Zeit verstrich ("Besuchen Sie den Info-Abend in zwei Wochen, erst dann helfen wir Ihnen" - "Nächsten Monat können wir Ihnen einen Beratungstermin anbieten"...). Eine Lösung fanden wir zum Glück: Eine Mutter aus Milas Kindergarten bot sich gegen Babysittergebühr an, auf die Kleine täglich aufzupassen. 



Ein anderes Problem stellten dann Nachmittage da, an denen ich arbeiten musste und wir somit beide nicht zu Hause sein konnten. Zum Beispiel wegen Besprechungen, Veranstaltungen oder Dienstreisen. Wir hätten die Große dann nachmittags mit einer Freundin verabreden können, doch die Kleine war noch klein und sie konnten wir nicht so leicht unterbringen. Am Ende schafften wir es dann mit Unterstützung von Freunden oder der Tante, die manchmal unter der Woche frei hat, alles zu organisieren. Und inzwischen haben wir auch eine Babysitterin, die Studentin ist und hin und wieder einen Nachmittag übernehmen kann inklusive Abholen der Kinder aus dem Kindergarten.

Kindermund tut Wahrheit kund?

Und zum Schluss der Grund, warum man nie genug Kinder haben kann: Man hat immer etwas zu lachen. Hier folgen einige Kinder-Gespräche:

Mila: "Gibst du mir das mit dem Eis?" (zeigt auf Eisgodzilla)
Adrian: "Wie heißt der denn?"
Mila: "Weiß ich nicht."
Annika: "Godzilla!"
(Wieso stand das Wort eigentlich nicht zum Ankreuzen auf dem U7-Fragebogen?)


Adrian: "Gab´s im Zoo auch Giraffen?" 
Mila versteht es falsch und ruft: "Papa, im Zoo gibt es doch keine Drachen!!" 
Adrian: "Ich wollte ja auch wissen, ob es Giraffen gab." 
Mila: "Hahaha, Papa! Giraffen sind doch keine Drachen" 
Adrian: "Mila... Habt ihr auch Giraffen gesehen?" 
Mila sagt erst nichts und lacht dann einfach weiter. Er wird es nie erfahren.

Mila: "Mama, ich bin auch krank."  
Ich: "Oh, warum das denn?" 
Mila: "Weil ich Fernsehn gucken will."

Mila: "Gehen wir in die Kirche heute?"
Adrian: "Was willst du denn in der Kirche machen?"
Mila: "Mit Engeln spielen."


Ich räume die Ketschupflasche weg. 
Mila: "Das war unser Ketschup!" 
(Übrigens sitzen sie beide auf einem Stuhl) 
Ich: "Aber ihr habt jetzt genug." 
Mila: "Annika, ich hol unseren Ketschup wieder! (holt ihn, stellt ihn auf den Tisch) Das ist unser Ketschup! Der bleibt jetzt auf dem Tisch stehen! Annika, möchtest du noch Ketschup? Hier" (und sie gibt der Schwester noch mehr drauf.... Was für eine Verbrecherbande!)

Mila spielt mit ihren Barbies (Mutter & Kind):
Mutter: Kind, warst du in der Schule?
Kind: Ja, ich habe in der Schule geschlafen.
Mutter: Oh, das ist schön. Ich bin jetzt müde. Bist du auch müde?
Kind: Ja, ich bin auch müde. Darf ich bei dir schlafen?
Mutter: Nein. Du musst in deinem Bett schlafen. Mama und Papa schlafen hier. Du sollst in dein Bett gehen.
Kind: Piep piep
Mutter: Hör auf zu piepen.


Annika am Spielzeughandy: "Hallo Papa. Nein. Tschüss Papa." In der Kürze liegt die Würze.


Mila stürmt ins Nebenzimmer, knallt die Tür zu und schreit "Jetzt reicht's aber!!" 

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