Wie schnell war dieses Jahr vergangen? Genauso schnell, wie das
erste Jahr mit Baby in der Elternzeit, vielleicht sogar noch schneller.
Heute will ich daher, gemeinsam mit euch, einen Blick zurück
werfen. Auf knapp zwei Jahre, die nicht unterschiedlicher hätten sein können.
Die Elternzeit
Was zunächst mit dem schieren
Wahnsinn von gefühlt hunderten von Behördengängen beginnt, verläuft sich in ein
großes schwammiges Zeitgefühl. Welcher Tag ist heute nochmal? Oh, schon wieder
Donnerstag! Zeit um den Rückbildungskurs zu besuchen.
Sitzt man nicht gerade im Wartezimmer des Kinderarztes, trifft man sich mit den
Muttis aus dem Geburtsvorbereitungskurs auf einen Kaffee. Die Babys schlummern
friedlich im Wagen, während man einen Latte Macchiato mit dem einen oder
anderen Shot Vanille oder Karamell trinkt. Wahlweise koffeinfrei oder mit
Sojamilch. Alternativ geht man stundenlang an der frischen Luft spazieren.
Wieder zu Hause angekommen
bespaßt man das Kind gerade so viel, dass noch Zeit für den Haushalt bleibt. Wo
man im Wochenbett noch eine Familie von Wollmäusen beherbergen durfte, muss nun
sterile Sauberkeit herrschen um keine bösen Blicke der buckligen Verwandtschaft
zu ernten, deren Besucherstrom trotz des fortgeschrittenen Alters des Kindes
nicht abzuebben scheint.
Hat man auch den Kampf um das
Abendessen hinter sich gebracht und es tatsächlich geschafft Junior ohne
stundenlanges Theater ins Bett zu bringen, strandet man auf dem Sofa. Bei Chips
und Trash-TV. Gerade so lange, dass ein kurzes Gefühl von Entspannung eintritt,
bis das Baby lautstark nach Mama verlangt.
Das Arbeitsleben
Akkurat durchstrukturiert startet
hier der Tag pünktlich um 6:00 Uhr. Panisch versucht man sowohl Dusche als auch
Kaffee abzuhaken, bevor das Kind ausgeschlafen hat. Immer mit dem Blick aufs
Babyphone. Ein erstes Durchatmen gibt es erst nach erfolgreicher Übergabe des
Kindes an die Erzieher. Die Entspannung schwindet jedoch sofort beim Anblick
des Berges von Arbeit auf dem Schreibtisch. Auch hier gibt es Kaffeeklatsch,
jedoch erst in der Frühstückspause. Die Zeit bis dahin zieht sich wie alter
Kaugummi und eine weitere gefühlte Ewigkeit entfernt schimmert am Horizont der
Feierabend.
Hat man diesen endlich erreicht,
wird der Einkauf erledigt und das Kind erschöpft in Empfang genommen. Kurzer
Smalltalk über die neu errungenen Blessuren und schon ist man wieder zu Hause.
Schon? Ehe man sich versieht ist Zeit fürs Abendessen. Der restliche Ablauf ab
hier gleicht dem in der Elternzeit.
Doch Moment! Als arbeitstätige
Mutter verspürt man plötzlich noch den Drang nach „Ausgleich“. Man flüchtet
sich in Hobbies wie Lesen – also richtige Bücher mit nur Text auf den Seiten –
oder geht ganz und gar joggen. Die knappe Zeit wird so noch knapper und das
lang ersehnte Wochenende verbringt man mit Putzen und Erledigungen.
Man sehnt sich zurück, nach der
ersten Zeit mit Baby, in der alles noch so rosig und entspannt scheint bevor
der „Ernst des Lebens“ wieder beginnt. Einen herzlichen Dank möchte ich an
dieser Stelle an Mutter Natur aussprechen, die es hervorragend versteht einen
vergessen zu lassen, wie anstrengend und nervenaufreiben diese Zeit eigentlich
war und wie oft man zwischen Rückbildungskurs und Stadtbummel vor Verzweiflung geweint
hat.
Trotzdem bereue ich es nicht nur
ein Jahr Elternzeit genommen zu haben. Auch ein Arbeitsleben kann erfüllend
sein und die reduzierten Stunden mit seiner Familie verbringt man viel
intensiver und genießt sie umso mehr.
Und es gibt nichts schöneres, als
sich mit den Muttis aus dem Geburtsvorbereitungskurs auf einen Kaffee zu
treffen.
Danke für den Einblick :) Dieses Jahr Elternzeit habe ich so selbst nie erlebt, denke aber auch, dass dir die Erinnerung einen Streich spielt; so easy ist es mit Neugeborenem bestimmt nicht gewesen.^^
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