Mein Vorsatz für meine zweite Schwangerschaft: Mehr Ruhe,
mehr zu mir kommen. Mehr auf mich achten.
Wo in der ersten Schwangerschaft noch die Informationssuche
zu Kinderwägen, dem passenden Schlafplatz, einer Ausstattung für die Mutter und
das richtige Tragetuch Zentrum der Geburtsvorbereitung war, soll es dieses Mal
mehr um die gehen, die neben weiteren Schwangerschaftszipperlein dann auch die
Geburt und das Wochenbett vor sich hat: Um mich.
Neben autogenem Training , bewussten Pausen und einer
gründlicheren Geburtsvorbereitung, passt Yoga da prima ins Schema. Nun bin ich
kein esoterischer Mensch, aber ich bewege mich gerne und habe so meine
Problemchen mit dem Entspannen und Loslassen. Ich wollte es also auf einen
Versuch ankommen lassen.
Die Wahl des
richtigen Anbieters
Theoretisch kann man Yoga in der Geburtsvorbereitung
zumindest teilweise durch die Krankenkasse übernehmen lassen. Aber nur, wenn der
Trainer sich auch ordentlich hat zertifizieren lassen. Da hier im ländlichen
Raum die Auswahl an passenden Kursen auch nicht allzu gigantisch ist und ich
nicht weit fahren wollte, habe ich beschlossen, die Kosten eben notfalls selbst
zu übernehmen.
Glücklicherweise haben wir ein sehr neues Studio in wenigen
Minuten Fahrtzeit von uns, das jeweils 4er-Blöcke à 40€ anbietet. Das heißt,
ich melde mich für vier Kurse verbindlich an und zahle auch nur diese vier.
Wenn ich weiter machen möchte, dann kommen die nächsten vier Einheiten. Wenn
mir das Konzept nicht passt, habe ich also nicht viel Geld verloren.
Zum Vergleich: Die hiesigen Kliniken bieten auch Yoga an,
verlangen dann aber für 8 Abende zwischen 90 und 120€. Auch wenn man sowas
natürlich nicht am Geld festlegen sollte, der Preis und der positive Eindruck
der Website haben mir die Entscheidung leichter gemacht.
Auf Mundpropaganda kann ich mich nicht verlassen, da ich in
meinem Umfeld weder Schwangere noch Mütter habe, die ich zu sowas fragen
könnte. Meine Vorsorgehebamme wusste darüber auch kaum Bescheid.
Mein erster Kurs
In der Erwartung, auf so ziemlich jede esoterische
Katastrophe gefasst sein zu müssen, kam ich etwas zu spät zur ersten Stunde.
Zum Glück war die Lehrerin eine wirklich sympathische, junge Frau und auch die
Gruppe schien mir ganz verträglich. Zwar war ich die Teilnehmerin mit der
kleinsten Kugel – in Woche 13 war das auch noch kein Wunder - aber mich zumindest störte das nicht.
Auf barfüßigkeit hatte ich mich eingestellt, ungewohnt war
es trotzdem zunächst, weshalb ich meine Socken erst anbehielt. Später habe ich
die Füße doch entblättert – man glaubt gar nicht, wie sehr so eine Naht stören
kann.
Die Übungen selbst waren eine gute Mischung aus Sitzen,
Stehen und Liegen, Entspannung und einigen äußerst herausfordernden Positionen,
bei denen man sogar ins Schwitzen kam. Von der äußerst angenehmen Dehnung von
Körperteilen, die man ständig vergisst einmal ganz abgesehen. Die Lehrerin
leitet die Übungen alle an, macht mit, zeigt Abwandlungen für die, bei denen
bestimmte Dinge mit der Kugel schon schwierig werden. Gelegentlich korrigiert
sie die ein oder andere direkt am Körper um so auch den anderen zu zeigen, was
man optimieren kann.
Die Hinweise, dass man gut auf sich achten soll, machen
soll, was einem gut tut, dem Körper folgen und auch die Anleitungen zum Atmen
sorgen für ein effektives Training, was ich in dieser Form nicht erwartet
habe. Auch die Entspannungsübungen zum
Ende hin leitet sie so an, dass man sich gut fallen lassen und tatsächlich zu
sich und – so kitschig das auch klingt – zum Baby kommen kann. Immer wieder
weist uns die Lehrerin auch darauf hin, dass wir bei uns bleiben sollen. Yoga
sei kein Wettbewerb, wir müssen nicht toll aussehen, wir sollen in uns spüren
und uns und unseren Körper wahrnehmen. Wann haben wir dazu schon mal so
intensiv Gelegenheit?
Jede der Übungen hat in der Schwangerschaft tatsächlich
Sinn. Wir weiten aktiv das Becken und trainieren wie nebenbei Gebärpositionen.
Wir sorgen für eine gute Durchblutung, entlasten den Kreislauf und Atmen tief und richtig – auch wieder eine gute
Vorbereitung für das Gebären. Wir trainieren und entlasten den Rücken
gleichzeitig und verschaffen uns etwas mehr Raum zum Atmen.
Bei was ich mir noch komisch vorkomme
Bei was ich mir noch komisch vorkomme
Das laute Atmen, zu dem wir animiert werden, gelingt mir
inzwischen tatsächlich immer besser. Trotzdem wirkt es erst einmal seltsam,
zumal es oft wie ein erleichtertes Stöhnen klingt. Gedenk dessen, welche Töne
man unter der Geburt am Besten produziert, um den Atem gut zu nutzen, ist das
aber sicher keine schlechte Vorbereitung. Nur keine Hemmungen!
Das „Namasté“ am Ende, auch wenn es nur ein Dankesgruß ist,
hat für mich etwas sakrales. Dabei fühle ich mich immer ein wenig unwohl, auch
wenn es sicher einen schönen Stundenabschluss gibt.
Wie es mir nach den
Stunden geht
Ich habe zum Glück kein schlechtes Körpergefühl,
entsprechend fällt es mir relativ leicht, den Übungen zu folgen. Und sie sind eine
echte Wohltat. Schmerzen verschwinden, ich fühle mich nach der Stunde
gleichermaßen wach wie ruhig. Richtig energiegeladen und bei mir. In der
letzten Stunde hatte ich sogar den ersten echt emotionalen Kontakt zu meinem
Bauchbewohner – der Kontakt zu dem Winzling geht im Alltag doch oft unter.
Fazit
Sofern man den richtigen Lehrer findet und einen Kurs, der
optimal auf die Bedürfnisse von Schwangeren eingeht, kann ich Yoga nur absolut
empfehlen. Inzwischen dränge ich sogar meine Nicht-Schwangeren Männerfreunde,
die oft mit dem Rücken zu tun haben, selbst einen Kurs zu besuchen, weil die
Übungen wahnsinnig effektiv sind.
Für mich ist es mein kleiner Wellness-Montag, mein „Zu mir
kommen“ im Alltag. Noch effektiver, als das reine autogene Training, weil ich
diese körperliche Komponente sehr liebe. Es gelingt mir sogar immer besser, die
Umwelt auszuschalten und bei mir zu bleiben. Und das ist für mich schon ein
echt großer Schritt.
(Bilder mit freundlicher Genehmigung von namasté yoga)
Da würde ich gern mitmachen, obwohl ich gar nicht schwanger bin. Das klingt gut!
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