Ich stehe unter Strom. Gleichzeitig bin ich so wahnsinnig fertig. Seit Tagen schon finde ich keine Ruhe. Früher verbrachte ich einen ganzen Tag im Bett, wenn mein Energielevel im Keller war. So ein Gammelsonntag füllte meinen Balken wie bei den SIMS von rot auf grün und weiter ging´s. Jetzt dümpel ich zwischen gelb und orange.
Wenn es mir so geht, wird eine Veränderung fällig.
Der Fluss des Lebens ist stark, manchmal treibt man einfach mit, ohne darüber nachzudenken, wohin und wieso. Aber das Leben muss kein SIMS-Spiel sein. Wir dürfen den Curser an uns nehmen und selbst tätig werden, dürfen bestimmen, wie und wo wir leben wollen.
Aber: Wie will ich leben?
Viele Menschen wissen schon früh, wie sie leben wollen. Die einen verfolgen das klassische Konzept: Schule, Ausbildung, Arbeiten, Haus bauen, Heiraten, Kinder bekommen, Karriere voranbringen usw. Die anderen wollen einen alternativen Weg einschlagen: Ohne Bindungen von einem Tag in den nächsten leben, im Ausland oder Inland, auf jeden Fall nicht so materialistisch, sondern künstlerisch und vielleicht weltverbessernd. Der erste Weg klingt vernünftig, der zweite idyllisch.
Und ich?
Hier mein 5 Punkte Vorgehen:
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Wunschkiste
In die Wunschkiste packe ich alles, was mir wichtig ist und natürlich wird sie unrealistisch voll. Ich möchte arbeiten, mit den Kindern Zeit verbringen, lesen, Freunde treffen, einen Roman schreiben, viele Do-it-yourself-Projekte verfolgen, meine Nähmaschine beherrschen, ein Ehrenamt annehmen, Briefe schreiben, mit meinem Mann ins Kino gehen und verreisen.
- Jetzt-Stand auf Vor- und Nachteile prüfen Ich arbeite 40-50 Stunden die Woche, was den Vorteil hat, dass wir gut mit dem Geld auskommen. Dadurch habe ich allerdings weniger Familienzeit und auch weniger Freizeit. Bei meinem Mann ist es anders: Er hat zu viel Familienzeit und bräuchte wieder die Abwechslung, die Arbeit mit sich bringt.
Wir kommen gut zurecht, was die Betreuung unserer Kinder angeht, aber wir gehen nie zusammen aus, weil immer einer zu Hause bleiben muss.
Unsere Wohnung ist nicht besonders groß, aber momentan gäbe es mehr Nachteile als Vorteile, sodass wir uns momentan noch nicht zum Umziehen entschließen (höherer Mietpreis, der Umzug an sich, wahrscheinlich KiTa-Wechsel und längerer Arbeitsweg und wir verlören unsere liebgewonnene Hausgemeinschaft).
Ich möchte mich gern ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit einbringen.
- Lösungen überlegen
Offensichtlich ist, dass sich das Arbeits-und-Familienzeit-Problem dadurch lösen ließe, dass mein Mann und ich uns die Arbeitszeit aufteilen. Zum Beispiel könnte ich vormittags und er nachmittags arbeiten.
Auch für das Ausgeh-Problem findet sich eine einfache Lösung: Wir sollten einen Babysitter suchen.
Wie ich mich in die Flüchtlingsarbeit einbringen will, weiß ich noch nicht. Ich versuche mich an eine Kollegin zu hängen, die sich auch engagieren will.
- Aktiv werden
Vom dritten zum vierten Punkt geht man einen großen Schritt, den man leider oft auch gar nicht schafft. Ein "Was wäre wenn" fühlt sich im Kopf gut an, aber die Umsetzung bereitet Magenschmerzen. Man muss sich nämlich nicht nur kümmern, Gedanken machen und viel Erledigen, sondern auch mit Risiken und Unsicherheiten umgehen.
Was habe ich gemacht? Zunächst bat ich meine Chefin, meine Stunden auf 30h/Woche zu reduzieren. Wenn ich von 7-13 Uhr arbeite, habe ich den gesamten Nachmittag als Familienzeit "frei". So wird es ab Mitte April sein.
Als nächstes begannen wir für meinen Mann Bewerbungen auf Teilzeitstellen zu schreiben und inzwischen sind wir soweit, dass ein Arbeitsvertrag vorbereitet wird und er in 2-3 Monaten anfangen kann.
Bei der Suche nach einem Babysitter sind wir ebenfalls erfolgreich gewesen und haben nun eine junge Frau gefunden, die nicht weit von uns entfernt wohnt und einen Abend in der Woche auf unsere Töchter aufpasst.
- Probleme ausmerzen
Veränderungen gehen selten unproblematisch vonstatten. Meine 30-Stunden-Woche ist mit der 20-Stunden-Woche meines Mannes nicht kompatibel, aber einer von uns muss derzeit immer zu Hause sein, weil unsere jüngere Tochter noch zu Hause betreut wird. Ab September haben wir einen KiTa-Platz, aber wie regeln wir es bis dahin? Wir hoffen auf einen Tagesmutter-Platz von April bis Juli, aber vier Monate sind für eine Tagesmutter fast mehr Aufwand als Nutzen - kaum eingewöhnt, geht das Kind wieder... Zumal ich den Eindruck habe, es gibt auch keine freien Plätze. Nächste Woche nimmt mein Mann am Info-Tag des "Netzwerk Kinderbetreuung" in Bonn teil und wir bekommen dort einen Ansprechpartner, der uns vielleicht helfen kann, eine Lösung zu finden.
Ich freue mich auf die Veränderungen, die wir in den letzten Wochen in die Wege geleitet haben. Es lohnt sich, die Frage "Wie will ich leben?" zu stellen und dann auch aktiv zu werden.
Wie wollt ihr leben? Seid ihr auf einem guten Weg dahin?
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