Freitag, 18. März 2016

Vom Schlafen und Wachen

Unsere liebe Schokominza konnte euch in ihrem Post Und sie schlafen doch (endlich) davon berichten, dass ihre Mäuse ihr nun die wohlverdiente Abendruhe gönnen. Dabei fiel auf, dass ich meine Reihe nie beendet habe.

Und warum nicht? Weil wir schlicht aufgegeben haben.

Mein letzter Post zum Thema ist fast ein Jahr alt und damals steckten wir noch mitten in unseren Bemühungen, die Nächte aktiv zu verbessern. Einfach abzuwarten, wenn man wirklich darunter leidet, erschien uns wenig verlockend. Zumal die Nächte mit voran schreitendem Alter unseres Kindes eigentlich immer schlimmer wurden.

Die im letzten Post angesprochene Expertin für neurophysiologische Entwicklungsstörungen hat sich nach dem anfänglich sehr positiven Erst- und Aufnahmegespräch als totaler Reinfall erwiesen und uns nur Geld und Zeit gekostet. Mitten in der "Behandlung" fand sie doch keine Hinweise auf eine Entwicklungsstörung und gab uns Übungen an die Hand, die mit einem Kleinkind nicht durchführbar waren.

Also blieben wir mit der nächsten Expertinnenmeinung ratlos zurück: 

Unser Kind ist völlig gesund, und schläft trotzdem nicht.

Was für andere phasenweise schlimme Nächte sind, war für uns normal. So gingen wir in das zweite Jahr mit nie mehr als ein bis maximal drei Stunden Schlaf am Stück.

Die Aufgabenteilung

Abends brauchte unser Kind Stunden, um einzuschlafen. Das Theater dazu variierte, die Dauer auch. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem er tagsüber auf seinen Mittagsschlaf verzichten konnte (im Juli mit zwei Jahren ließen wir ihn konsequent ausfallen), war mein Mann oft zwei bis drei Stunden damit beschäftigt, "ihn ins Bett zu bringen". Um unser aller Nerven zu schonen, verzichteten wir dabei auf allzu großes Programm: Es wurde zusammen gelesen, gekuschelt, dann wurde ihm vorgesungen und seine Hand gehalten.

Ich konnte das nicht mehr, meine Genervtheit und Unruhe übertrug sich natürlich auch auf das Kind, weshalb diese allabendliche Quälerei der ausschließliche Job meines Mannes wurde. Irgendwann ist er dazu übergegangen, auf dem Tablet im Dunkeln zu lesen, um die Stunden selbst zum Ausruhen zu nutzen. Machte er nur Anstalten, den Raum zu verlassen, brüllte das Kind sofort los.

Es war auch egal, zu welcher Uhrzeit wir ihn hinlegten. Ob 19 oder 23 Uhr, es dauerte immer ewig - deshalb lieber früher als später.

In der ersten Schlafphase bis Mitternacht wachte er sehr oft auf. Immer schreiend, immer weinend. Einmal zählte ich achtmal in der Zeit von 20 bis 0 Uhr. Freunde, die über Nacht blieben, bestätigten uns immerhin, dass es tatsächlich so schlimm und mühselig war, wie es uns erschien - irgendwann verliert man selbst den Blick dafür.

Ab Mitternacht übernahm ich und versuchte neben dem unruhigen Wühler selbst in den Schlaf zu finden. Mich ließ er nämlich gar nicht mehr gehen. Sobald jemand neben ihm lag, wurde er bis sieben Uhr morgens "nur" noch zwei- bis dreimal wach (in guten Nächten wohlgemerkt, in schlechten eher stündlich). Allerdings konnte er nur mit seiner Hand in meinen Haaren und auf meinem Kopfkissen schlafen, trat ständig um sich und legte sich am liebsten quer.


Unnötig zu sagen, dass ich SO weniger erholsam ruhte. 

Also brauchte ich die Vormittage, die er in der Krippe war, um den Schlaf nachzuholen und mein Mann quartierte sich aus, um auf der Arbeit nicht allzu gerädert zu sein. Am Wochenende ging die Aufgabenteilung weiter: einer wachte beim Kind, der andere übernahm es ab morgens und gönnte dem anderen noch ein paar Stunden Schlaf.

Doch nach zwei Jahren gab es sie, die Verbesserungen.

Schrittweise Verbesserungen

Ohne Mittagsschlaf ist das abendliche Einschlafritual deutlich verkürzt und dauert nur noch 30 Minuten, die mein Mann bei ihm absitzen muss. Schläft unser Kind tagsüber auch nur 20 Minuten (bspw. im Auto), ist er wieder bis 23 Uhr wach. Keine Ahnung, woher er die Energie nimmt - schließlich hat er auch einen Arbeitstag von 8 bis 15 Uhr in der Krippe - aber auch ohne Nickerchen schläft er erst um 21 Uhr. Aber er schläft! (erstmal)

Und je besser er sprechen konnte, um so seltener wurde das Geschrei. Zwar schluchzt er noch oft, er ist aber ansprechbarer und kann mittlerweile ganz klar sagen, was er braucht. Und er sagt deutlich, dass er nicht alleine sein will. Also teilten wir uns weiterhin nachts auf, damit zumindest einer schlafen konnte während der andere bei ihm wachte. Abende zu zweit gab es allerdings immer noch nicht, weil wir weiterhin mehrfach zu ihm ins Zimmer laufen und ihn wieder in den Schlaf begleiten mussten.

Etwas Zeit blieb uns dann doch und ich wurde wieder schwanger ;).

Das finale Familienbett

Mit meiner zweiten Schwangerschaft wurde unser Familienleben natürlich erstmal wesentlich anstrengender. Ich war nicht mehr nur müde, ich war apathisch. Deshalb gab es im letzten Jahr auch so wenig von mir zu lesen, die Abende und Nächte mit meinem Erstgeborenen kosteten mich jede Energie. Der Rest ging für das Baby im Bauch drauf.

Die meisten erklärten uns dann auch für ziemlich bescheuert, weil wir uns bewusst für ein weiteres Kind entschieden hatten. Selbst wenn der zweite Sohn kein so katastrophaler Schläfer wird (aktuell wird er alle 2-3 Stunden nachts gestillt), haben wir ja schließlich immer noch den ersten.

Trotzdem sind die Nächte mittlerweile wirklich gut! Da wir das Baby eh im Bett haben, haben wir den Großen auch dauerhaft zu uns geholt und ein richtiges Familienbett draus gemacht. 

Das Baby schläft an meiner Seite, der Große an der Seite meines Mannes.

Und siehe da: mein Mann bringt unseren Sohn abends in seine Betthälfte und Sohnemann schläft dort tatsächlich durch. Er wird weder bis Mitternacht wach, noch stört ihn das Babygeschrei in der Nacht oder unser Zu-Bett-Gehen. Er schläft! Er schläft 10 Stunden durch!

Immer noch am liebsten quer, aber in seinem Bett.

Unsere Hoffnung ist, dass wir beide Kinder im Laufe des Jahres gemeinsam in ihr Kinderzimmer ausquartieren können, damit wir Eltern irgendwann doch wieder das Schlafzimmer und das Bett für uns haben. Bislang geht die Rechnung ziemlich gut auf, denn der Große wirkt wesentlich ausgeglichener und zufriedener seit sein Bruder auf der Welt ist. Schließlich haben wir ihn auch schon vorher mehrfach mit seinem Bett in unser Schlafzimmer gestellt oder ihn von Anfang an ins Bett geholt, mit dem Ergebnis, dass er dort noch schlechter schlief und dann alle wachhielt.

Warum geht es jetzt?

Vielleicht, weil er weiß, dass er nun wirklich nie mehr alleine sein wird? Oder war das alles doch nur eine Frage des Alters?

Er liebt seinen Bruder (noch zumindest) innig und kuschelt auch immer öfter mit ihm anstatt mit uns. Und der Kleine ist ebenfalls zufriedener, wenn sein Bruder mit ihm auf der Spieldecke liegt und schläft im Gegensatz zum Großen problemlos ein.

Der Kleine schläft immer und überall, im Gegensatz zu seinem Bruder


Musste ich seinen Bruder in dem Alter (knapp 3 Monate, da fing der Stress nämlich an) schon mühselig in den Schlaf schaukeln, das Baby pucken und wachte er trotz Familienbett alle 20 Minuten auf, schläft der Kleine teilweise sogar ohne Schnuller und Körperkontakt ein. Einfach so. Weil er müde ist! An der Brust und auf meinem Arm dämmert er sogar binnen Sekunden weg und schläft seine 30 Minuten bis 3 Stunden. Sein Bruder schrie sich eher in Rage, als sich dem Schlaf zu ergeben.

Ist es das Geburtserlebnis? Kaiserschnitt und Kinderklinik vs. ambulanter Geburt in der Wanne? Gestilltes vs. Flaschenkind? Oder einfach nur Charakter? Keine Ahnung.

Immer kuschelnd

Ein schlecht schlafendes Kind bleibt für eine lange Zeit in den Abend- und Nachtstunden besonders betreuungsintensiv. Auf eine wirkliche Besserung in absehbarer Zeit sollte man also lieber nicht hoffen, wenn man mit solch einem Kind gesegnet ist. Trotzdem hat die Zeit auch tatsächlich etwas Gutes und ich habe mir überlegt, im nächsten Post zu dem Thema mal zusammen zu tragen, was ich dieser Erfahrung Positives abgewinnen konnte. Damit der Abschluss meiner Reihe nicht ganz so deprimierend daher kommt. Denn wir hätten uns jederzeit wieder für ein Kind entschieden, trotz der Erfahrungen der letzten 2,5 Jahre.


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