Montag, 11. Juli 2016

In was verhedder ich mich da? - Wie Mama die Nähmaschine beherrschen will (Teil 2)

Stolz ziehe ich Mila ein T-Shirt an. Ein gut gelungenes Näh-Projekt. Die Arme passen durch die Ärmel, der Kopf durch den Kopfausschnitt. Wahnsinn! Dass das nicht selbstverständlich ist, musste ich nach drei Tagen hoher Konzentration und Fingerfertigkeit lernen. Das langärmelige Shirt mit Kapuze hatte ich für Annika genäht und es sah wirklich süß aus: Aber es passte dem Kind nicht über den Kopf.

In was verheddere ich mich da?

Nach wenigen Monaten an der Maschine entpuppte ich mich NICHT als Naturtalent, sondern trieb Pfusch und Stümperei mit den Stoffen und Fäden (Lest hier den ersten Blogpost der Reihe: Ein neues Hobby und drei Stunden Verzweiflung). Das war ziemlich frustrierend, doch ich redete mir ein, dass aller Anfang schwer sei und ich durch Fleiß mein fehlendes Talent wettmachen könne. So war es dann auch. Bald achte ich darauf, mit dehnbaren Jersey-Stoff zu arbeiten und testete zuverlässig im Rohzustand, ob die Kleidungsstücke angezogen werden können. So passte bald der Dickschädel meiner Töchter durch die Halsöffnung.

Links: T-Shirt für Mila, rechts: Kapuzen-T-Shirt für Annika

Inzwischen beherrsche ich T-Shirts mit langen und kurzen Ärmeln, Röcke, Hosen, Kleider und Halstücher. Ich kann Bündchen annähen und sogar Kapuzen.
 
Mila im T-Shirt und mit Schlafanzughose


Wo kann ich Zeit kaufen?

Das Nähen entwickelt sich zu einer Leidenschaft, die ich im Moment stundenlang betreiben könnte. Wie vermutlich allen Eltern fehlt es mir jedoch vor allem an einer Sache: An Zeit.

Schere, Stecknadeln, Bügeleisen, Nähmaschine Meine kleine Schneiderei, die ich in der Küche aufbaue, ist nichts für Kinderhände. Leider interessieren sich meine Töchter sehr dafür, was ich da mache, sodass ich das Nähen auf die Abendstunden verschieben muss oder dann nähe, wenn mein Mann die Töchter gut bespaßt. Manchmal nähe ich natürlich trotzdem in Anwesenheit der Minis, dann muss ich allerdings sehr aufpassen, dass Annika sich nicht die Nadeln angelt und das Pedal in Ruhe lässt.

Meine kleine Schneiderei

Die mobile Schneiderei nimmt das obere Fach in meinem Kleiderschrank ein: Dort steht die Nähmaschine und daneben lagern Stoffe, Fäden und Nadeln. Dort liegt das Buch und Papier zum Übertragen der Schnittmuster. 

Ich funktioniere die Küche zum Nähstübchen um, indem ich die Nähmaschine auf den Tisch stelle. Fertig. Die langen Stoffbahnen breite ich auf dem Küchenboden aus, wenn ich mit einem Kohlestift die Umrisse der einzelnen Teile übertrage. Das funktioniert inzwischen gut auch ohne Hobbyzimmer. Den Rest erledige ich am Küchentisch. Fürs Nähen braucht man also im Grunde nicht viel Platz, was es zum richtigen Hobby für mich macht, denn mit Platz kann ich leider nicht dienen (siehe auch: Mit zwei Töchtern auf sechzig Quadratmetern).

Mila in ihrem neuen Kleid


Mir leistet eine günstige Nähmaschine von Singer gute Dienste. Ich erstand sie eines Tages bei Lidl und dann staubte sie zwar zunächst unbenutzt ein, doch Anfang des Jahres holte ich sie hervor und seither näht sie für mich. In Gesprächen mit Freunden und Bekannten erhielt ich unterschiedliche Meinungen zur Qualität solch einer Maschine. Ich berichtete von reißenden Fäden und vom Stofffressen – Diese Probleme könne man auch mit einer teuren Maschine bekommen. Ich solle eher darauf achten, die Fadenspannung richtig einzustellen und meine Maschine regelmäßig reinigen, statt Hilfe in einer teuren Maschine zu suchen. Der Vorteil einer besseren Maschine liege vor allem in der Langlebigkeit. Meine kleine Singer wird mich wohl nicht lange begleiten, weil sich die Plastikteile schnell abnutzen werden, wird mir prophezeit. Zunächst läuft sie jedoch noch gut

Wie komme ich an den Stoff?

Als Anfängerin stelle ich fest, dass ich kein Händchen für Internetbestellungen haben. Die Stoffe haben eine andere Beschaffenheit oder Farbe, als ich mir das am Bildschirm vorstellte und sie wirken auch anders. Deswegen kaufte ich sehr begeistert auf einem Stoffmarkt ein, als dieser in Bad Godesberg stattfand und die meisten der Bilder, die ich hier poste, zeigen Kleidungsstücke aus den dort gekauften Stoffen. Man spürt die Qualität durchs Anfassen und weiß genau, was man da kauft. 



Die Händler haben mir jeweils Prospekte und Visitenkarten mitgegeben, aber ich werde meine Stoffe auch die nächsten Male lieber vor Ort kaufen. Mir gefällt außerdem, dass sie Beispielprojekte an ihren Ständen präsentieren, sodass man eine Vorstellung davon bekommt, wie ein Stoff in einem Kleid ausschaut oder als Mütze.

Wie bringe ich da Schnitt rein? 


Nach wie vor nähe ich nach dem Buch von Pauline Dohmen: Nähen mit JERSEY - Kinderleicht (für Babys und Kids von 0 bis 8 Jahren). Mit dem Buch gewinne ich ein Gefühl für den Umgang mit Jersey und das nötige Know How zum Nähen überhaupt. Während ich zu Beginn meines Hobbys noch lange überlegen musste, wie ich die Einzelteile aneinander nähen muss, läuft das inzwischen automatisch. Für die Zukunft habe ich mir eine Liste aus dem Internet ausgeguckt, von der ich kostenlose Nähanleitungen bekommen kann:

http://fragolinchen.de/freebook/

Ich bleibe dran und berichte bald, wie mir das Nähen außerhalb des Buches von Pauline Dohmen gelingt. In freier Wildbahn sozusagen.

4 Kommentare:

  1. Wie nähst du denn Jersey mit einer normalen Nähmaschine? Mit einem bestimmten Stich?
    Scheint ja super zu funktionieren, ich hab mich noch nie an elastische Stoffe rangetraut...
    LG, Sina

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    1. Hallo Sina,
      ja, ich nähe mit Jersey-Stoffen und das ist gar nicht so schwierig, wenn man erst einmal mit der Nähmaschine umgehen kann (Ich besitze eine Singer aus dem Lidl).

      Zu deiner Frage: Die Längen nähe ich mit einem Geradstich. Wichtiger sind die Teile, die sich dehnen müssen: Bauch-, Ärmel- und Kopfausschnitt. Da näht man mit einem Zickzackstich, denn so bleibt der Stoff elastisch.

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  2. Hast du schon einen Termin für den nächsten Stoffmarkt in Bonn ? Ich habe auch die gleiche Erfahrung mit Internetbestellungen gemacht... Gruß sabine

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    1. Hallo Sabine, am 23.10. ist in Bad Godesberg wieder Stoffmarkt. Weitere Termine für andere Städte kannst du hier sehen:
      http://stoffe-wende.de/stoffmaerkte/


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