Donnerstag, 23. April 2015

Freigegeben ab 6 Jahren - warum viele Kinderlieder zensiert gehören

Man kennt sie noch von früher. Mama und Oma haben sie einem selbst vor gesungen. Ihre Texte sind eingängig, noch mehr die Melodien. Über die Jahre scheinen sie vergessen. Doch kaum hat mein Kind - zack - sind sie wieder da:
 
Die Kinderlieder!
 
Über ihre Texte macht sich kein Kind Gedanken. Die Kids singen sie mit ohne überhaupt zu wissen, was sie da singen.
 
Doch wisst ihr, was ihr da singt?
 
Häschen in der Grube, saß und schlief... bis hier hin noch harmlos. In Strophe zwei wird es interessanter: Häschen vor dem Hunde, hüten dich! Ja, besser ist das, denn der böse Hund trachtet dir nach deinem Leben! Nicht weiter tragisch, denn die Strophe wird meistens einfach unterschlagen.
 
Wie sieht es mit dem Kuckuck aus? Simsalabimbambasaladusaladim? Er kommt in so vielen Frühlingsliedern vor. Doch er muss sterben. Denn da kommt so ein junger Jäger und schießt ihn tot. Simsalabimbambasaladusaladim! Nur eine Strophe später erlebt der Kuckuck allerdings eine wundersame Reinkarnation. Jesus-Kuckuck??? Unwahrscheinlich
 
Auch einige Schlaflieder sind da nicht besser. Siehe "Guten Abend, gut' Nacht". Aber ob die so gut wird, so mit Näglein besteckt. Auch die Aussicht, dass Gott entscheidet ob die Kinder wieder geweckt werden, finde ich nicht gerade ermutigend einzuschlafen.
 
Oder mein persönlicher Favorit "Schlaf, Kindlein, schlaf!". So lange man sich auf die erste Strophe beschränkt, kommen alle Kinder friedlich zur Ruhe. Strophe 2-4 sind gerade noch so tragbar. Ab Strophe 5 wird's allerdings haarig:
 
"Schlaf, Kindlein, schlaf,
 und blök nicht wie ein Schaf,
 Sonst kommt des Schäfers Hündelein
 Und beißt mein böses Kindelein,
 Schlaf, Kindlein, schlaf."
 
Ähh, wie bitte? Wer bitte singt sowas seinem Kind vor? Niemand zum Glück, denn ich wette keiner von euch wusste, dass dieses Lied so viele Strophen hat.
Die Brisanz diverser Kinderlieder hat man zum Glück erkannt und sie umgedichtet anstatt nur Strophen zu unterschlagen.

So wurde beispielsweise im beliebten Hopp, hopp, hopp, Pferdchen lauf Galopp aus

"Tipp, tipp, tapp!
Wirf mich ja nicht ab;
zähme deine wilden Triebe,
Sonst bekommst du Peitschenhiebe,
Tipp tipp tapp!
wirf mich nicht ab!"

Ein eher tierliebes:

Tipp, tipp, tapp!
Wirf mich ja nicht ab;
zähme deine wilden Triebe,
Pferdchen, tu's mir ja zuliebe,
Tipp, tipp, tapp!
wirf mich nicht ab!

PETA lässt grüßen!

Natürlich ist die eher rüde Dichtung vieler Kinderlieder ihrem Alter zur Last zu legen und ich finde sie immer noch besser als den Quatsch der heute so geschrieben wird. Aber es entlockt mir doch immer wieder ein Kopfschütteln, wenn ich die Lieder aus dem Mund von Kindern gesungen höre.
 
Fallen euch ähnliche Beispiele ein? Und an die Mütter die selber nicht deutschsprachig aufgewachsen sind: Ist das in anderen Sprachen auch so? Oder sind da alle Kinderlieder ausnahmslos liebevoll und ethisch und moralisch vertretbar?

3 Kommentare:

  1. Oja, da gibt es so einiges :D

    Seine große, lange Flinte
    |: schießt auf dich den Schrot, :|
    |: dass dich färbt die rote Tinte
    und dann bist du tot. :|

    (Fuchs du hast die Gans gestohlen)

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  2. Oh da kenn ich auch einige Lieder, die meine Mutter gern trällert...

    Backe backe kuchen,
    der Bäcker hat gerufen,
    (Name des Kindes) hat kein Teig gebracht,
    drum kriegt sie/er auch kein Kuchen ab.

    Hast fein gemacht,
    hast fein gemacht,
    drum wirst du auch nicht ausgelacht.

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    1. In der plattdeutschen Variante, die meine Schwiegermutter immer sind, erschlägt der Bäcker die Bäckersfrau :D

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