Heute stelle ich euch ein Netzfundstück vor, das in seiner Art vielleicht etwas außergewöhnlich ist:
Ich möchte euch einen Artikel über Sternenkinder von Gabi Horak-Böck auf unserem Blog verlinken. Der Artikel erschien in der aktuellen Septemberausgabe des feministischen Magazins an.schläge (hier die Website des österreichischen Magazins und hier geht es zum Artikel).
Gabi Horak-Böck, selbst Sternenmama, kritisiert den tabuisierten Umgang mit Sterneneltern und ihren verstorbenen Kindern. Wir haben keine gesellschaftlichen Traditionen, um ihnen beizustehen und um ihren Kindern ihren angemessenen Platz in der Familie zu geben.
Totgeburten und noch als Säuglinge verstorbene Babys sind eines der letzten großen Tabus in unserer Gesellschaft. Eine Umfrage im Freundes- und Bekanntenkreis würde ergeben, dass jede von uns betroffene Familien kennt. Es wird aber nicht darüber gesprochen. Hunderte Fotos von lebenden Kindern machen die Runde, stolze Eltern posten Familienfotos auf Facebook, Familie und FreundInnen gratulieren, bringen kleine Geschenke. Tot geborene oder sehr früh verstorbene Babys hingegen werden meist nicht als Teil einer Familie wahrgenommen.
Sie plädiert dafür, den Eltern die Möglichkeit einer schönen Geburt als "heilsamen Umgang mit der Erinnerung" zu ermöglichen. Und auch gegen ein "leeres Fotoalbum". Dafür wurde Ende 2013 von einem Sternenpapa eine Plattform gegründet, auf der sich Fotografinnen und Fotografen eintragen können, die Eltern in den wenigen Stunden, die sie mit ihrem Kind haben, die kostbarsten da einzigen Erinnerungen festhalten:
Das Leben von Kindern wird meist in hunderten Fotos in unzähligen Fotoalben und Speichermedien festgehalten. Totgeborene oder kurz nach der Geburt gestorbene Babys füllen keine Fotoalben. Oft gibt es selbst von den wenigen Stunden, in denen sie bei den Eltern waren, keine oder nur schlechte Fotos. Erst Wochen oder Monate später macht den Eltern diese Lücke schwer zu schaffen, die wichtigste Erinnerung im Kopf – das Gesicht meines Kindes – verblasst.
Solina hat uns in ihrem Netzfundstück am 6. August von Sterneneltern berichtet, die genau das getan haben und die Fotos von ihrem Kind mit der Welt geteilt haben.
Sterneneltern brauchen mehr Platz in unserer Gesellschaft, sie benötigen spezielle Angebote und mehr Möglichkeiten, um mit ihrer Situation fertig zu werden. Gabi Horack-Böck berichtet von einem Zentrum in Wien, das Rückbildungskurse nur für Sternenmamas anbietet:
Nanaya, das Zentrum für Schwangerschaft und Geburt in Wien, hat sich auch der Zielgruppe Sternenmamas angenommen und bietet u.a. einen Kurs zur Rückbildungsgymnastik „für Frauen, deren Baby gestorben ist“ an. Ein unglaublich wichtiges Angebot, denn keine dieser Mütter würde es aushalten, mit anderen Müttern und ihren Babys im Kurs zu sein. Und doch haben auch ihre Körper eine anstrengende Schwangerschaft hinter sich. Dieser Rückbildungskurs ist anders. Die Frauen weinen miteinander, bevor sie miteinander turnen. So entsteht ganz schnell eine Verbundenheit, ein Verständnis, das anderen in dieser Situation fehlt. Diese Sternenmamas können sich treffen, um über ihre Trauer zu reden, sie lachen miteinander, sie weinen miteinander, die Fotos der toten Kinder machen die Runde. Wie soll euer Grabstein aussehen? Was soll ich der Kollegin erwidern, die mir ein „komm endlich drüber hinweg“ entgegenschleudert?
Wichtig in der Traumabewältigung ist das Teilen und das Reden. Denn die Trauer hält ein Leben lang und die Lücke, die ein gestorbenes Kind hinterlässt, wird sich nie füllen lassen. Deshalb brauchen Sterneneltern keine Tabus, sondern einen sensiblen Umgang der Gesellschaft mit ihren Kind.
[...] auch die Mutter eines tot geborenen Babys ist Mama, körperlich, psychisch und ganz tief im Herzen. Auch sie sucht die Nähe ihres Kindes. Auch sie macht ihrem Kind Geschenke – Blumen und Windräder fürs Grab. Wenn über sie gesprochen wird, heißt es trotzdem: „Nein, sie hat noch keine Kinder.“
Aber sie wird ihr Kind nie vergessen, deshalb darf die Gesellschaft das auch nicht!
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