Samstag, 1. November 2014

Unser Paleo-Experiment - 30 Tage Steinzeitküche

Paleo - oder die Steinzeiternährung - liegt momentan ja voll im Trend. Da ich seit Jahrzehnten unter einem Reizmagen und chronischer Magenschleimhautentzündung leide und M. seit Jahren mit seinem Gewicht zu kämpfen hat, starteten wir optimistisch in das 30-Tage-Programm. Denn die Paleo-Ernährung verspricht, uns gesund, schlank und fit zu machen.

Die Grundlagen

Doch wie soll das funktionieren? Die Grundlage ist simpel:
Der Begriff Paleo ist die Kurzform für den Zeitraum des Paläolithikums, der Altsteinzeit. Auch »Steinzeit-Ernährung« oder »Steinzeit Diät« genannt, orientiert sich Paleo an der ursprünglichen Ernährung der Jäger und Sammler, ahmt diese mit den heute verfügbaren Lebensmitteln nach und setzt einen verstärkten Fokus auf hohe Lebensmittelqualität und Nachhaltigkeit. Die Grundlage der Paleo-Ernährung bilden daher Lebensmittel, die in ähnlicher Form während der etwa 2,5 Millionen Jahre langen Evolution der Gattung »Mensch« verfügbar waren und die eine ideale Nährstoffversorgung für unseren Organismus bieten. (www.paleo360.de)
Das bedeutet, dass man sich hauptsächlich von
  • Gemüse
  • Obst
  • Nüsse & Samen
  • Fleisch & Fisch
  • Eiern und
  • gesunden Fetten
ernährt und dabei auf
  • Getreideprodukte
  • Hülsenfrüchte
  • Milchprodukte
  • Zucker
  • stark verarbeitete pflanzliche Fette
  • künstliche Zusatzstoffe
verzichtet. Klingt schwierig? Ja, ist es auch, aber dazu später mehr.

Erst einmal wird einem der Start sehr leicht gemacht, die o.g. Website, Ratgeber und Kochbücher empfehlen ein 30 Tage Programm, in dem man konsequent auf die "verbotenen" Lebensmitteln verzichtet, um die Vorteile um das körperliche Wohlbefinden vollends zu spüren. Schließlich sind diese - die Wissenschaft dahinter verkürzt auf den Punkt gebracht - für unser Verdauungssystem absolut ungeeignet. 

So soll man dank dieser Ernährungumstellung sehr schnell über eine verbesserte körperliche und geistige Energie, eine Verbesserung des Allgemeinbefindens, einen besseren Schlaf, einen niedrigerer Blutdruck, eine reinere Haut und gesünderes Haar, eine bessere Konzentrationsfähigkeit, eine bessere Stimmung, weniger Depressionssymptome, weniger Verdauungsschwierigkeiten, einen nachhaltigen Gewichtsverlust, einen besseren Muskelaufbau und Fitness, ein stabileres Immunsystem, verbesserte Blutzuckerwerte, verbesserte Allergiesymptome, weniger Entzündungen und weniger Atemprobleme wie Asthma verfügen.

Weitere Vorteile sind, dass es sich bei Paleo nicht um eine Diät im unangenehmen Sinne handelt. Man hungert nicht und kann sich jederzeit satt essen.

Unsere 30 Tage

Nach unserem Urlaub, als der Kühlschrank eh leer war, starteten wir in das 30 Tage Programm. 


Ich glaube, ich habe es keine Woche durchgehalten. M. ist im Gegensatz zu mir wesentlich konsequenter. Für mich ist es im Alltag mit einem Kleinkind schlichtweg nicht durchzuhalten, denn - und da kommen wir zu den Nachteilen - Paleo ist unglaublich zeitaufwändig.

So sehr ich eine bewusste Ernährung und frisch zubereitete Lebensmittel auch schätze, aber ich habe selbst am Tag noch nicht mal 10 Minuten Zeit, um zu essen, wie soll ich mir da einen Snack zusammenstellen? Außerdem werden viele Gerichte mit Honig zubereitet. Und obwohl unser Kind schon 15 Monate alt ist, versuche ich auf Honig bis zu seinem zweiten Lebensjahr zu verzichten.

Also sieht unser Paleo-Programm so aus: Abends kochen wir eins der Gerichte aus dem Kochbuch oder von der Website und machen zum Frühstück Eier, in mittlerweile jeder erdenklichen Variation. Unnötig zu erwähnen, dass ich es nicht mehr sehen kann, oder? Sohnemann liebt Rührei aber zum Glück...für Zwischendurch gibt es Obst oder Riegel, die ich aus Trockenfrüchten oder Kokos backe und die ein paar Tage halten.

Die Rezepte sind leicht nach zu kochen und bis auf wenige Ausnahmen (alles mit Avocado, ih gitt bäh bäh) auch super lecker. Aber, und hier der nächste Nachteil, unfassbar teuer. Bisher haben wir uns noch nicht getraut, einen Kassensturz zu machen. Pro Einkauf, der Essen für drei Tage enthielt, haben wir c.a. 50 Euro an der Supermarktkasse gelassen. Frisches Obst und Gemüse, Nüsse und vor allem Fleisch gehen ins Geld. Es wird viel mit Kokosöl gekocht und ein kleines Glas davon kostet mich im Reformhaus fast fünf Euro. Die Mengenangaben pro Gericht lauten meist 1-2 ESSlöffel Kokosöl, kann man sich ja ausrechnen, wie lange es vorhält.

Hier ein paar der Gerichte, die wir im vergangenen Monat gekocht haben:

Mein persönliches Highlight: Lachs mit Orangen-Gurken-Salsa mit Chili und Ingwer, dazu Honig-Dill-Karotten
Wassermelonen-Minze-Salat
Rindfleischpfanne mit Broccoli und Ingwer
Süßkartoffelmus und Hähnchenbrust im Speckmantel (Fleisch mit Fleisch, was gibt es besseres?)
Ananas-Burger
Apfel-Thunfisch-Salat mit Walnüssen in Mayo-Senf-Soße
Kaffee-Bananen-Smoothie
Fruchtriegel
Wie ihr seht, kann man echt leckere Gerichte nach Paleo zubereiten. Und die körperlichen Vorteile sind wirklich nicht von der Hand zuweisen: Meinem Magen geht es wesentlich besser. Wenn ich doch mal auf meine Schüssel Cornflakes oder ein Teilchen vom Bäcker zurückgreife, merke ich sofort, wie wenig ich diese Lebensmittel vertrage.
Meine Haut ist so rein wie in der Schwangerschaft, meine Haare sehen gesund aus und ich bin nachmittags endlich von der quälende Müdigkeit befreit. Ich schlafe besser und fühle mich wesentlich fitter.

Das ist (leider) keine Übertreibung. M. und mir geht es mit dieser Ernährung viel besser.

Trotzdem ist Paleo in der "Reinform", vor allem mit Kleinkind, schwer durchzuhalten. Deshalb suchen wir uns Lücken und Ausnahmen, um uns auch kostengünstiger ernähren zu können. Bspw. kochen wir weiterhin mit Olivenöl statt Kokosöl, nehmen Kartoffeln anstatt Süßkartoffeln und normale Zwiebeln anstelle der Frühlingszwiebeln - denn über zwei Euro für drei Zwiebeln...ähm, ja, ne.
Desweiteren versuche ich auf glutenfreies Brot und Müsli umzusteigen, damit ich mir im Alltag schnell mal was zu Essen machen kann. Einen Nudeltag pro Woche gönnen wir uns außerdem, auch wenn die Paleo-Menschen Recht mit der Androhung in ihren Büchern hatten: irgendwie schmeckt es nicht mehr so lecker und das Sättigungsgefühl ist nach den "schlechten" Kohlenhydraten unangenehm und hält wirklich nicht lange vor.

Für uns war das Paleo-Experiment also ein echter Gewinn und hat unsere Ernährungsweise nachhaltig verändert. Abgenommen hat M. leider kein Gramm und ich ein halbes Kilo, wir haben aber auch keinen Sport gemacht. Wie wir das in den Alltag mit Kind unterbringen sollen, haben wir bisher noch nicht rausbekommen. 

Solltet ihr auf den Geschmack gekommen sein und Paleo ausprobieren wollen, berichtet mir unbedingt von euren Erfahrungen :)!

1 Kommentar:

  1. Hallo, ich versuche mich jetzt auch an Paleo und halte meine Erkenntnisse fest. Im Moment bin ich noch sehr motiviert und ich bin gespannt wie lange dies anhält... Hast du ein paar gute Tipps für mich wie man z.b das Essen zum mitnehmen gestalten kann dass es nicht immer nur der gut tranzportfähige Salat ist... Liebe Grüße

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