Nach einer Forsa-Umfrage* im Auftrag der Eltern-Zeitschrift (erschienen im aktuellen Heft), fühlen sich Eltern heutzutage extrem gestresst. Fragt man im Bekannten- und Freundeskreis und sein müdes Spiegelbild, würden die meisten diese Aussage unterschreiben.
Doch warum strengt uns das Elternsein so sehr an?
Die höchsten Stressfaktoren sind neben den gesellschaftlichen Belastungen wie Hektik, den allgemein gestiegenen Anforderungen und der komplexen Alltagsorganisation (insgesamt 40% der Befragten gaben dies an), bei Müttern mit 50 % hauptsächlich die eigenen Ansprüche an sich selbst (bei den Vätern fühlen sich 32 % davon belastet). Dabei finden mehr als zwei Drittel, dass sie ihren Ansprüchen häufig oder gelegentlich nicht gerecht werden (74% der Frauen, 65 % der Männer).
Eine positive Erkenntnis aus der Studie ist immerhin, dass die Zerrissenheit zwischen Job und Familie zwar vorhanden, aber lange nicht mehr das Hauptproblem ist. Zwei Drittel der Befragten sind mit ihrer Arbeitszeit zufrieden (gleich ob Teil- oder Vollzeitbeschäftigte_r).
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Grund genug für die meisten Medien zu titeln, dass "wir" uns das Leben (unnötig) schwer machen. Die gerne zitierten Chinesisch-Kurse für Babys, Motorikförderung von Beginn an (Pikler-, Pekip- und Krabbelgruppen neben Babyschwimmen und Kinderturnen) und der Perfektionierungswahn geben uns den Rest. Dabei wollen wir alles gleichzeitig und noch viel mehr: perfekte Eltern, beruflich erfolgreich sein und auch noch anspruchsvolle Beziehungen führen. Und uns selbst natürlich auch nicht vergessen.
Das hat seinen Preis. Dabei seien doch 90 % der Kinder rundherum zufrieden mit ihren Eltern.
Also warum der ganze Stress?
Anderen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Folge (nachzulesen bei Martin Dornes), sind unsere Kinder heute glücklicher als jemals zuvor, eben WEIL wir uns diesen Stress machen.
Wir hinterfragen uns und jede Entscheidung, die wir treffen.
Wir wollen unseren Kindern etwas bieten, dabei glückliche Partnerschaften führen und einen erfüllenden Job ausüben. Vielleicht kriegen wir nur ein oder maximal zwei Kinder, für sie wollen wir aber alles richtig machen.
Ist das so schlecht?
Nein, meiner Meinung nach. Auch wenn ich oft von älteren Generationen höre: "früher hat es das alles nicht gegeben und wir haben euch auch groß gekriegt. Ihr macht es euch schwerer, als es ist."
Ja, mag sein. Aber Kinder wachsen von alleine und wir wollen unsere dabei bestmöglichst begleiten. Mal davon abgesehen, dass es früher auch noch ganz andere "Methoden" gegeben hat, die ich hier mal nicht näher aufführen möchte, aber (angeblich) alle unter "uns hat das doch auch nicht geschadet" laufen...
Also, liebe müde und gestresste Eltern: das ist zwar anstrengend, aber unser Erfolg gibt uns Recht. Die Eltern-Kind-Beziehungen sind besser als jemals zuvor. Unsere Kinder sind glücklich! Und ich wage hiermit die Prognose: Sie bleiben es als Erwachsene (vermehrt) auch!
Laut der Umfrage empfindet die Mehrheit der Eltern die momentanen Anforderungen an sie auch als höher als noch vor 30 Jahren (rund 60 Prozent). Ein weiteres Drittel meint, dass die Belastung nicht höher sei, dafür aber anders.
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Nicht umsonst nennen uns Soziologen die "überforderte Generation", da wir durch die späteren Berufsabschlüsse und Familiengründung sowohl unsere Karriere als auch unsere Kinder gleichzeitig zum Laufen bringen müssen (im wahrsten Sinne des Wortes). Was unsere Eltern noch im Lebenszeitraum von Anfang 20 bis Ende 30 erledigten, bündelt sich bei uns in unseren 30ern.
Schokominza wirft als nächstes einen Blick zurück und fragt sich, wie diese Belastung früher ausgesehen hat. War früher wirklich alles leichter?
*(hier übrigens alle Ergebnisse der Studie: Eltern 2015 - wie geht es uns? Wie geht es unseren Kindern?)
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