Dienstag, 12. August 2014

Geburtsvorbereitungskurse: Die Wehe ist mein Freund

Mal ehrlich: Seid wann lässt sich denn eine Geburt planen? Jedes Kind findet seinen Weg aus dem Mutterleib, egal ob Mama in ihrer Schwangerschaft einen Ratgeber nach dem anderen verschlungen hat oder keine Gedanken an Wehen verschwenden wollte. In Köln sagt man "Et kütt wie et kütt" (Es kommt wie es kommt) und "Et hät noch immer god gegange." (Es ist noch immer gut gegangen)... Stimmt natürlich! Warum es sich trotzdem lohnt, einen Geburtsvorbereitungskurs zu besuchen, will ich euch nun umreißen.

Foto: Katja Kemnitz, www.katjakemnitz.de


In meiner ersten Schwangerschaft mit Mila besuchten mein Mann und ich einen "Wochenendcrashkurs" zur Geburtsvorbereitung in der Familienbildungsstätte Bonn. Die anderen Teilnehmer waren zwischen 5 und 20 Jahre älter als wir - Alles Erstgebährende. Mein Mann schlief regelmäßig bei den Entspannungsübungen auf seinem Stillkissen ein und im Grunde genommen, hätte ich ihn wohl nicht dazu überreden sollen, mitzukommen. Er fand es sinnlos, aber gut, Gebähren ist ja auch immernoch Frauensache.

Den zweiten Kurs besuche ich nun im Bonner Hebammenladen als reinen Frauenkurs. Hier sind wir zwölf Frauen, die ihr erstes, zweites oder drittes Kind bekommen.

Für mich war weder der erste noch der zweite Kurs sinnlos. So kann ich jeder Schwangeren einen Geburtsvorbereitungskurs ans Herz legen. Überlegt mal: Ihr wollt mit eurem Baby später zu Pekip, Pikler und Babyschwimmen? Musizieren und Basteln oder einfach nur Spielen? Nutzt doch die Gelegenheit, schon vor der Geburt die Einrichtung im Rahmen eines Kurses kennenzulernen. In Deutschland werden die Kosten für die Kurs sogar von der Krankenkasse übernommen. Also schaut euch ungezwungen die Räumlichkeiten an, die Kursleiterinnen und -teilnehmerinnen!
Tatsächlich blieb ich der Familienbildungsstätte nach der Geburt meiner Tochter treu und habe da einige Kurse besucht. Nun wollte ich mit der zweiten Schwangerschaft eine neue Einrichtung ausprobieren und bin positiv überrascht. Mitnichten ist es überall das Gleiche! Also kugelt runter von der Couch und rein in den Kurs!

Raum für Fragen!

Das Internet bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten, seine Fragen loszuwerden und Ratgeber wie "Ich bin dann mal zwei" nehmen ebenfalls Unsicherheiten, aber man vergisst in der digitalen Welt so gerne, wie ANDERS eine Erfahrung von Angesicht zu Angesicht ist. Im Kurs können alle Fragen, Beschwerden und Ängste mit anderen Mamis und der Hebamme besprochen werden - Das Ergebnis ist meist sehr viel befriedigender, als die sechs anonymen Antworten in einem Internetforum. Gemeinsames Lachen kann so befreiend sein! Und lustig geht es meistens zu - Wir bereiten uns schließlich nicht auf eine Trauerfeier, sondern den "schönsten Moment unseres Lebens" vor.

Die Wehe ist mein Freund

Lange waren die Geburtsvorbereitungskurse auch als Hechelkurse verschrien, was sie mittlerweile aber nicht mehr sind. Natürlich umkreisen die Treffen ein einziges entscheidendes Thema: Die Geburt. Aber auch darüber hinaus wird vieles besprochen: Muss ich Tee trinken oder eine Dammmassage machen? Wie wird es mit dem Stillen funktionieren? Was hilft gegen Wasser in den Füßen? Muss der Vater die Vaterschaft vor der Geburt anerkennenlassen? Was braucht man im Krankenhaus wirklich?

Ihr lernt die Geburt aus einer neuen Perspektive kennen: Die Geburt wird von Hebammen anders wahrgenommen, als von den gebährenden Frauen - Lasst euch darauf ein! Es bleibt nicht ausgespart, wie sich der kleine Wurm seinen Weg nach draußen bahnt mit allen Etappen. Dabei mögen Sätze fallen wie "Die Wehe ist dein Freund", über die man gerne lacht, aber welche Wahrheit dahinter steckt, erfahrt ihr eben auch. Die Frau lernt durch den Perspektivwechsel ihren eigenen Körper besser kennen. Ich finde diesen Dreh wichtig, um sich nicht vor Wehen zu fürchten, sondern im Hinterkopf zu wissen: Super, da sind die Wehen und sie sind nicht da, um mich fertig zu machen, sondern um den Muttermund zu öffnen. Toll! Bald kann ich mein Kind zur Welt bringen.

Letztlich mag man aus einem Kurs gehen und sich denken: Ich hätte das auch geschafft, wenn ich nicht hier gewesen wäre. Stimmt! Aber man merkt eben auch einen innerlichen Unterschied: Der Kurs lässt einen das "unbekannte" Feld der Geburt mit mehr Gelassenheit entgegen blicken.

2 Kommentare:

  1. Vielen Dank für deinen tollen Post, Schokominza!
    Ich höre immer wieder einen Stöhnen von Außenstehenden, wenn ich sage, dass ich einen Geburtsvorbreitungskurs machen werde. Und ich freue mich ehrlich gesagt darauf! Man lernt andere Schwangere kennen (habe in meinem Umfeld keine) und wird an das Thema noch einmal anders herangeführt, als in einem Internetforum oder sonst wo.
    Da mein Mann so gar keine Lust auf solch einen Kurs hat, mache ich ihn eben allein. Dann muss er sich halt auf meine Meinung anschließend verlassen :P

    Ich finde euren Blog übrigens wirklich toll. Ich lese seit dem ersten KK-Thread mit, hänge alledings noch im dritten Teil fest und bin mittlerweile in der 27. SSW und mache mir keine Hoffnung vor der Geburt meines Kindes im aktuellen Thread anzukommen :) Aber das Lesen allein hilft mir schon, mich mit meinen Schwangerschaftsproblemchen nicht alleine zu fühlen. Insofern vielen Dank für all eure Posts und die Zeit, die ihr investiert habt! Nichts war umsonst!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich wünsche dir viel Freude an dem Kurs, den du machen wirst! :) Bei KK kannst du auch einfach am Ende einsteigen, hihi, ich bezweifle, dass irgendjemand ALLES gelesen hat ;)

      Löschen