Samstag, 2. August 2014

Leseecke: Ich bin dann mal zwei


"Der entspannte Ratgeber für Schwangerschaft und Babyzeit" von Liz Fraser bietet neben nützlichen Informationen eine unterhaltsame Lektüre und gibt amüsante und gute Ratschläge.



Das beginnt schon im Klappentext:

"Sollte es Sie ängstigen, was da gerade mit Ihnen passiert, oder Sie fürchten sich vor Ihrem neuen Leben als Mutter, lesen Sie die folgenden Zeilen in den nächsten neun Monaten immer wieder, wenn Sie Zuspruch benötigen:
  • Mutter zu werden, ist das Beste, was Ihnen je passieren wird. Lesen Sie diesen Satz ein paarmal. Drucken Sie ihn aus. [...] Glauben Sie daran.
  • Mutter zu werden ändert Ihre Einstellung zu allen Dingen im Leben. Manchmal ist das Muttersein wirklich schwer und eine Herausforderung. Aber Sie kriegen das hin. Glauben Sie mir. Sie schaffen es!
  • Sie bekommen Geschenke zum Muttertag: Hurra!
  • Wenn Ihre Stimmung einmal total im Keller sein sollte, halten Sie sich vor Augen: Ihr Baby wird erst zu einem Klein- und Schulkind, dann zu einem Teenager und schließlich zu einem Erwachsenen heranreifen. Sie werden einige der schönsten Augenblicke Ihres Lebens mit ihm verbringen. Das Muttersein wird Ihren Alltag bereichern, und Sie werden sich fragen, wie sie sich deshalb jemals Sorgen machen konnten."

Ganz so überschwänglich positiv geht es nun nicht weiter, eher auf eine witzige Art ehrlich. Das Buch steigt ein mit der Einführung in die Gefühle und Gedanken von Schwangeren. Es behandelt Probleme wie beispielsweise "Ich fühle mich nicht sehr mütterlich" und zeigt auf: Alle Schwangeren durchstehen ähnliche Sorgen und alle schaffen es schließlich, ihr Baby auf die Welt zu bringen.

Die Autorin gliedert das Thema Schwangerschaft in einen Anfangs-, einen Mittel- und einen Schlussteil und behandelt in seperaten Kapiteln die jeweils anstehenden Fragen: Wie bringe ich es den anderen bei? Für wie viele muss ich eigentlich essen? Was muss ich mir anschaffen? Es geht um Übelkeit und Schuhe, um die Beziehung, Sport, Sex und Gesundheitsfragen.
Im Anschluss wartet Liz Fraser mit dem Kapitel "Die Geburt" auf, in der sie alle wichtigen Fragen mit dem Nagel auf den Kopf trifft. Genau das fragt man sich doch: Sind das jetzt schon Wehen? Wie kann man das Einsetzen der Wehen beschleunigen? Und wie fühlt sich denn nun der Geburtsschmerz an (im vielsagenden Kapitel "Die Wahrheit tut weh")?

Der letzte Teil des Ratgebers widmet sich schließlich den ersten Tagen mit Baby, dem ersten Lebensjahr und dem Wiedereinstieg in den Beruf, sodass der Ratgeber auch die Babyzeit noch komplett abdeckt und rundum alles erfasst.


POSITIV




Was mir an dem Buch echt gut gefällt, ist die Aufmachung: Die kurzen Abschnitte sind klar gegliedert, die Überschriften heben das wichtigste hervor und Tipps werden in einem farbigen Kasten präsentiert. Man kann das Buch dadurch von vorn nach hinten lesen, aber auch in beliebiger Reihenfolge anschauen. Einzig die "mädchenhafte" Farbwahl, ein Gemisch verschiedener Pink-Abstufungen ist nicht mein Geschmack, suggeriert es für mich sowas wie "Hach, ich bin eine Tussi und endlich kommt mein süßes Asseccoire zur Welt."

Die Aufbereitung der Themen und vor allem auch deren Auswahl ist ausgezeichnet gelungen. Es wird alles angesprochen, was eine (werdende) Mama beschäftigt und die Antworten decken sich mit dem momentanen Erfahrungsstand von Ärzten und Hebammen oder Müttern aus dem Internet, sofern ich das beurteilen kann, wobei die Autorin nicht immer objektiv bleibt, sondern auch ihre Erfahrungen als Mutter einbringt. Da muss man nicht immer zustimmen, aber für Schwangere ist auch jede persönliche Erfahrung wertvoll. An irgendwas möchte man sich ja gern klammern.


NEGATIV


Der Ratgeber wirkt nicht nur von der Farbwahl "tussihaft", sondern bietet auch inhaltlich ein paar oberflächliche Themen an, die für mich entweder uninteressant oder sogar nervig waren. Die "lebenswichtige Gaderobe für werdende Mütter" beginnt mit dem Schlagwort "Dessous". Als hätte ich kotzendes Häufchen Elend jetzt Sinn für hübsche Unterwäsche. Aber gut, die meisten Mamis interessiert sicherlich auch das und in fast jeder Schwangerschaft - auch in meiner - gibt es "gute Phasen", in denen man sich hübsch fühlen will. 
Allerdings erfreut sich die Autorin sehr an teuren Sachen und rät: "Kaufen Sie sich die schönsten (BHs), die sie finden können, auch wenn das Ihr Budget sprengt"... Gleichzeitig widtmet sie sich aber auch der Frage, wie man die Kosten überschaubar halten kann, also findet sie durchaus ihren Mittelweg und die Leserin ist ja nicht gezwungen, die Ratschläge zu beherzigen.


Was mich irgendwie stört und von was ich mir mehr erhoffte...


Obwohl die Autorin ihre drei Kinder in den 20ern bekam und das Thema Schwangerschaft mit 30 durch war, spricht sie eher ein älteres Lesepublikum an. Das fällt schon dadurch auf, dass man ab der ersten Seite gesiezt wird - Freilich eine Sache der Übersetzung, aber einzig passend zur Zielgruppe.
Das Familienmodell ist auch das klassische: Mama zu Hause und Papa auf Arbeit. Zwar versucht Liz Fraser moderne Ansichten einzubauen, doch für mich war vieles eben dann doch nicht so interessant bzw. werden die Themen ausgelassen, die Mama beschäftigen, wenn der Papa die Elternzeit nimmt. Sie geht in einem letzten Kapitel auf den Wiedereinstieg in den Beruf ein (erläutert vorher aber, warum eine Mutter auch gerne nur Vollzeit-Mutter bleiben darf), aber das ist nicht ganz das Gleiche.


Der Humor...


Der Humor mag an einigen Stellen ein bisschen plump daher kommen, macht aber letztlich das Erfrischende der Lektüre aus. Liz Fraser ist KEINE Übermutti, die uns Neu-Mamas den richtigen Weg zeigt. Stattdessen berichtet sie einfach von ihren Erfahrungen und gesteht dabei ein: 

"Ich bin inzwischen schon seit 13 Jahren Mama und immer noch nicht sicher, ob ich irgendetwas richtig mache.

Als ich mein erstes Baby zum ersten Mal im Arm hielt, wusste ich nicht mal, wie ich die Kleine tragen sollte. [...] Von da an bedeutete Mama-Sein für mich einfach, jede Situation irgendwie hinzukriegen und immer das zu tun, was mir gerade richtig erscheint."

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