Manchmal klappte es gut und wir dachten „Hey, das war es
jetzt!“. Der Erfolg hielt aber nur ein bis zwei Tage an, am dritten tanzte er
uns wieder auf der Nase rum. Was wir auch variierten, er wollte einfach nicht
ins Bett und wehrte sich mit Händen und Füßen, egal, wie müde er war.
Natürlich musste er nicht im Bett schlafen. Er durfte bei
uns bleiben, auf der Couch liegen oder im Elternbett nächtigen. Der Ort an sich
spielte keine Rolle, er tobte und turnte und war einfach nicht zur Ruhe zu
bewegen. Meine Nerven machten seine allabendliche Aktivität nicht mehr mit. Ihm schadete sein unruhiger Schlaf bis auf die Müdigkeit nicht, immerhin. Aber ich merkte mit jedem Monat, wie ich immer weiter an meine Grenzen kam und es kaum noch ertrug.
Der Ausflug in die Montessori-Pädagogik
Einen Versuch muss ich gesondert herausstellen, weil er
wirklich tierisch in die Hose ging. Inspiriert durch diesen Artikel hier, gab
ich unserem Sohn alle Freiheiten und verabschiedete mich von dem Zwang, ihn ins
Bett bringen zu müssen. Ich war zu dem Zeitpunkt wirklich soweit, ihn einfach
machen zu lassen. Ich baute das Gitter von seinem Bett ab, da er mittlerweile
sicher von Höhen klettern kann. Er durfte also jederzeit das Bett verlassen und
sollte sich erst Hinlegen, wenn er möchte.
Das Ergebnis war, dass er das tatsächliche Schlafen täglich
um eine Stunde weiter nach hinten verschob und er bis Mitternacht durch sein
Zimmer tobte (im Dunkeln, weil er das Nachtlicht ständig aus der Steckdose
fummelt) und irgendwann irgendwo vor Erschöpfung liegen blieb und einschlief. Da er trotzdem morgens um halb sieben aufsteht, war er die Tage entsprechend furchtbar
unausgeschlafen.
So viel also dazu.
Und ja, er schläft irgendwann im Auto oder im Kinderwagen
ein. Aber da war ich konsequent, weil es uns nichts bringt, wenn er dort einschläft
(selbst fahrenderweise benötigt er mindestens 30-45 Minuten, um einzuschlafen)
und dann beim Umbetten aufwacht.
Ich war einfach nur noch erschöpft. Dabei erwartete ich von
meinem Kind nicht, dass er auf den Punkt fügsam im Bett liegt und schläft. Ich
wollte aber doch unbedingt eine schöne Einschlafsituation für uns alle
schaffen, damit der Tag zu einem guten Ende kommt. Mal davon abgesehen war er
ab 16 Uhr meistens schon so leidlich und müde, dass er nur noch jaulend an
meinen Beinen hing.
Dann kam die Nacht, in der mir beinahe die Sicherungen durchgebrannt wären. Sohnemann turnte wie üblich gegen drei Uhr auf mir rum und wollte nach dem zweiten Mal Aufwachen in der Nacht einfach nicht schlafen. Nach Monaten des täglichen Nervenkriegs rastete ich förmlich aus. Ich schrie ihn an und schubste ihn mehr oder minder zurück ins Bett. Da musste ich M. wecken, weil ich sonst mein eigenes Kind vor lauter Wut geschüttelt hätte. Da war mir klar, dass ich mit der Situation einfach nicht mehr fertig wurde und mir dringend professionelle Hilfe holen musste. Bei aller Liebe zu meinem Kind wurde mein Umgang mit ihm immer unwirscher, ich immer gereizter und auch tagsüber ungeduldiger und genervter. Trotzdem musste es erst soweit kommen, dass ich meinem eigenen Kind gegenüber wirklich aggressiv wurde, damit ich mir die Ernsthaftigkeit der Lage eingestehen konnte. Denn plötzlich verstand ich Eltern, die aus einem Impuls heraus ihr Kind schlagen. Und das ist schrecklich und unentschuldbar.
Also schilderte ich der Kinderärztin das Problem. Sie fragte mich ganz erschüttert, wie ich das denn bloß schon so lange aushielte und wie ich es schaffe, noch auf zwei Beinen zu stehen. Keine Ahnung, gut auf jeden Fall nicht. Mittlerweile hatte ich eine chronische Magenschleimhautentzündung, etliche Kilo verloren und konnte selbst kaum noch schlafen. M.s und meine Beziehung fand eigentlich gar nicht mehr statt, weil wir abends damit beschäftigt waren, das Kind ins Bett zu kriegen und ich am Wochenende einfach meine Ruhe haben wollte. Ich fühlte mich, als würde mein Kind meine ganze Energie aufsaugen. Wenn die Nächte wenigstens besser werden würden...aber auch da blieb bis auf wenige Ausnahmen der drei-Stunden-Aufwach-Rhythmus bestehen.
Deshalb war ich auch nur kurz irritiert, als mir die Ärztin
eine Überweisung zur Schreiambulanz einer Frankfurter Kinderklinik mitgab. Ein psychologisches Beratungsgespräch. Aber warum nicht. Nötig war es in jedem Fall. Eigentlich fehlte nur noch der Ausflug ins Esoterische (ohne
Witz, den Kontakt zu einer Geistheilerin habe ich sogar schon), dann hätten wir
wirklich alles durch.
Also machte ich einen Termin bei der psychologischen
Beratung. Da war mein Sohn 11 Monate alt.
Im nächsten Post erzähle ich euch, wie die „Sitzungen“
abliefen und wie ich zum ersten Mal effektive Ratschläge bekam, die die Lage
sofort enorm entspannten. Leider stecke ich gerade mitten im Renovierungsstress, daher kann ich noch keine Angabe darüber machen, wann ich meinen Erlebnisbericht fortsetzen werde. Ich hoffe, ihr verzeiht!
Oh mein Gott, wie gut ich das kenne ::
AntwortenLöschenHallo! Leider ist der Post schon sehr alt... Unsere Paula ist nun 8 Monate alt und ich erkenne sehr vieles wieder. Ich bin auch letzte Woche bei einer Frankfurter Schreiambulanz gewesen und war sehr enttäuscht vom Termin. Nun engagieren wir einen Schlafcoach. Wenn du das liest, würde ich mich sehr über einen Bericht freuen, wie es euch heute geht. animausi1980@googlemail.com
AntwortenLöschenAlles Gute. ANJA
Hi Anja, das tut mir Leid zu hören...ja, ich plane gerade ein abschließendes Fazit, unser Sohn ist mittlerweile über 2,5 Jahre alt und bestimmt ist es für viele mit schlecht schlafendem Baby interessant, wie es weiter gegangen ist.
LöschenLiebe Grüße und euch viel Erfolg mit dem Schlafcouch! Und gute Nerven, Chutriel
Hallo!
AntwortenLöschenUns geht's ähnlich und auch mich interessiert es sehr, wie es weiter gegangen ist.
Liebe Chutriel, wann/wo gibt es dein Fazit zu lesen?
Ich freue mich auf deine Rückmeldung!
k.karner-kalchbrenner@gmx.at
LG Katrin