Mittwoch, 31. Dezember 2014

Die Rückfahrt mit der deutschen Bahn

Vor zwei Wochen erschien hier bereits ein Blogpost über das Bahnfahren mit Kindern, der einen fast schon zu positiven Eindruck vom Bahnfahren vermittelte (hier). Das rücke ich heute wieder etwas gerade, obwohl wir Glück im Unglück hatten.

Unsere Rückfahrt zählt nicht zu den schlimmsten Bahnfahrten, die ich erlebt habe. In Dresden eingestiegen begann die Reise sogar mit guter Laune: Wir Glücksmenschen fuhren tatsächlich wieder in so einem Spielzimmer, das wir bei der Hinfahrt hatten genießen dürfen. Innerhalb kurzer Zeit eroberten wir das Abteil, Kinder und Eltern schälten sich aus den Wintersachen, alles wurde über den Sitzen verstaut. Ich legte Annika auf eine Decke auf dem Sitz, kramte Spielsachen und Verpflegung aus dem Rucksack, platzierte Fahrkarte und Ausweis auf dem Tisch und lehnte mich mit der neuen NIDO entspannt zurück.
Wir schafften es gerade bis Riesa, also nur eine kurze Strecke, bis das Unheil begann: "Unsere Weiterfahrt verzögert sich aufgrund einer technischen Störung um zehn Minuten." Nach zehn Minuten: "Wir versuchen jetzt den hinteren Zugteil wieder an den vorderen Zugteil anzukoppeln." Der Zug bewegte sich keinen Milimeter und schließlich: "Das Ankoppeln ist leider fehlgeschlagen. Wir bitten alle Reisenden des hinteren Zugteils in den vorderen Zugteil umzusteigen."

Ihr könnt euch denken, in welchem Zugteil wir saßen.
Tschüss reserviertes, tolles Kleinkindabteil! Hallo zugige Sitzplätze zwischen zwei Wagons...
Unser ganzer Kram und die zwei Kinder waren auf die Schnelle gar nicht so leicht umzurangieren. Nachher bemerkten wir auch, dass wir in der Hektik ein paar Sachen liegen gelassen haben. Milas Mütze war nicht mehr auffindbar und ein Spielzeug liegt wohl auch noch unter dem Sitz... 
Im vorderen Zugteil fanden wir ein bereits überfülltes Kleinkindabteil vor. Uns blieben nur Sitzplätze zwischen den Wagons und Verzweiflung machte sich breit. Fünf Stunden hier sitzen? Hier stillen? Hier Mila bespaßen? Unmöglich!

Das Schicksal meinte es gut mit uns. Das meinte ich oben mit "Glück im Unglück". Schon eine halbe Stunde später stieg eine Familie aus dem Kleinkindabteil aus. Wir quetschten uns also mit einer anderen Frau in das Abteil, die mit ihren zwei Söhnen reiste. Sechs Sitze, sieben Leute. Nicht ideal, aber okay. Als spürten die Kinder unsere Erleichterung, schlief Mila ein, schlief Annika ein und ich konnte die komplette NIDO durchlesen. In Fulda stiegen die Frau und ihre Söhne aus, sodass wir eine Stunde lang das Abteil ganz für uns hatten.

Das Bangen um den Anschlusszug zerschlug sich in Frankfurt
Der Zug verspätete sich und stand noch nicht einmal am Gleis, als wir eintrafen. Als ich schließlich im Zug unser Abteil fand, saß in dem 4-Sitze-Abteil schon eine Kleinfamilie. Das Kleinkind schlief auf dem Schoß der Mutter, der restliche Zug war voll...
"Wir fahren nur bis Mainz. Wir hatten ja auch reserviert, aber unser Zug hatte Verspätung und so..." Ist schon gut, was soll´s! Ich kann es doch so gut mitfühlen... Zwanzig Minuten lang standen und saßen wir 7 dann also in diesem Abteil. Mila teilte sich eine Banane mit dem Jungen, der wieder aufgewacht war, und irgendwie war es ja auch kuschelig...
Mainz ist von Frankfurt keine halbe Stunde entfernt, sodass wir unser Abteil auch schnell wieder für uns hatten. Noch etwas über eine Stunde fuhren wir bis Bonn, wo wir direkt einen Bus nach Hause erwischten.

Soll man Bahnfahren nun empfehlen? Ich denke schon. Autofahren bei Schnee ist auch nicht schön, verursachte viele Staus auf deutschen Autobahnen und mit Kindern ist das ganz bestimmt kein Spaß. Mila hatte schon mit der dreiviertel Stunde Autofahren bis Dresden ihre Probleme. Ob sie stundenlang durchgeschrien hätte? 
Es spricht viel für die Bahn, aber man benötigt Abenteuerlust und muss echt damit rechnen, dass viel anders läuft, als geplant. 

Wie sind eure Erfahrungen?

2 Kommentare:

  1. Ja, übers Bahn fahren mit Kind könnte ich auch Geschichten erzählen. Und zwar nicht nur gute...
    Einmal hatte ich im IC ein sogenanntes Kleinkindabteil reserviert. Der (einzige!) Vorteil war, dass ich die vier Plätze die ganzen acht bis neun Stunden für mich und mein (leider krankes) Baby alleine hatte.
    Nachteile:
    Der Kinderwagen passte nicht durch die Tür des Abteils, musste also draußen neben der Toilette stehen bleiben.
    Die Kinderwagenschale, in der das Baby liegen konnte (musste), ließ sich nicht auf die Sitze stellen, da die Armablage dazwischen nicht hochzuklappen war. Auf den Boden stellen? Nein, das rattert viel zu viel, vor allem für ein fieberndes Kind!
    Also, Kinderwagen zusammen klappen und alleine hochkant quer ins Abteil zerren. :o(
    Es gab, wie angegeben, tatsächlich Stom im Abteil. War leider nur nicht für den "hohen" Verbrauch eines Fläschchenwärmers ausgelegt! Wie gut, dass ich für den Notfall doch noch heißes Wasser mitgenommen hatte!

    Ein anderes Mal hatte ich dann doch Glück und tatsächlich auch so ein tolles Kleinkindabteil in einem ICE! Eine ganze Weile hatten wir zwei es sogar ganz für uns.

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    1. Hey Daniela, im IC kenne ich es auch nur so mit den 4 gewöhnlichen Plätzen. Heißes Wasser hättest du sicher auch im BordBistro bekommen, aber das ist auch umständlich, wenn man alleine ist und drauf verlassen würde ich mich nicht... Ich stille immerhin, da hat man das Fläschchenproblem nicht, aber man braucht ein bequemes Plätzchen, wo man nicht so im Mittelpunkt sitzt.

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